SchulungWie Sie ein Seminar lebendig gestalten

Vorträge, Seminare und Schulungen müssen interessant und abwechslungsreich sein, damit die Teilnehmenden mitmachen, dabei bleiben und einen Nutzen mitnehmen. Wenn Sie selten Seminare geben, sollten Sie die wichtigsten Regeln kennen.

Als Sicherheitsbeauftragter der Abteilung muss Herr Meier ein Seminar zum Thema Erstversorgung bei Unfällen am Arbeitsplatz halten. Firmenintern ist er dafür verantwortlich, die Beschäftigten in Sicherheitsbestimmungen und Regelungen im Krankheitsfall einzuweisen. Herr Meier hält immer den gleichen Vortrag und es scheint den Teilnehmenden zu gefallen. Was Herr Meier nicht weiß: Die Besucherinnen und Besucher seiner Seminare sind nur deshalb so aufmerksam, weil sie zählen, wie oft er „äh, ja, genau“ sagt.

Zwischen Langeweile und Überforderung

Herr Meier ist kein Einzelfall. Ein Vortragender, der sich gerne reden hört und auf jegliche Kreativität und Inspiration verzichtet. Der stundenlang referiert, während die Anwesenden die Zeit absitzen. Fortbildungen und Seminare lohnen sich aber nur dann, wenn sie die Teilnehmenden inspirieren und diese Neues lernen.

Leider verfehlen viele Seminare diese Ziele – in beiden Extremen. Da gibt es langweilige Seminare, die immer nach dem gleichen Muster ablaufen. Andere Seminarleiter wiederum meinen es zu gut und bombardieren die Teilnehmenden innerhalb kurzer Zeit mit einem Film-Clip, einer Aufgabe für eine Gruppenarbeit und einer praktischen Sportübung, während sie auf der PowerPoint-Folie ankündigen, gleich das Flipchart nutzen zu wollen.

Wieso ist es offensichtlich so schwierig, die richtige Balance zu finden? Oft liegt es daran, dass sich viele den Problemen, die bei Vorträgen und Seminaren auftauchen, gar nicht bewusst sind. Daher ein Blick auf die  wichtigsten Probleme und typische Fehler, die Sie beachten sollten, um zukünftig gute Seminare zu halten. Die Tipps dazu helfen Ihnen, auch wenn Sie nur gelegentlich einen Vortrag halten oder ein Seminar geben.

Mit Beginn und Schluss den Rahmen bilden

Wichtig ist der Beginn der Schulung. Ein bildlicher, anregender und persönlicher Einstieg in ein Seminar ist ein Muss. Ein Aufhänger, der das Thema für jeden einzelnen Zuhörer relevant macht, ist unabdinglich – und wird im besten Fall am Ende noch einmal aufgegriffen.

Außerdem sollte im letzten Teil eines Seminars immer genügend Zeit bleiben, die angesprochenen Themen noch einmal zusammenzuführen, einzuordnen und auf den Punkt zu bringen. Dafür sollten Sie zirka ein Fünftel der Seminarzeit vorsehen. Das sorgt bei den Teilnehmenden für ein aufgeräumtes Gefühl nach dem Seminar. Die Themen klingen noch im Kopf nach.

Der Einstieg und der Schluss bilden den Rahmen des Seminars. Die Rahmentechnik können Sie auch in Meetings üben. Zu Beginn diskutieren Sie kurz die Frage: Was soll heute erreicht werden? Kurz vor dem Ende des Meetings halten Sie fest: Das haben wir jetzt erreicht!

Medien ausgewogen nutzen

Die Teilnehmenden haben manchmal keinen wichtigen Grund, Ihnen wirklich zuzuhören. Deshalb liegt die meiste Arbeit erst einmal bei Ihnen: Bieten Sie Ihren Zuhörerinnen und Zuhörern Unterhaltung, Spaß und Tränen! Auch wenn es, wie im Fall von Herrn Meier, um die Vermittlung von wichtigen, firmeninternen Informationen geht, ist es Ihr Job, das Ganze für alle ansprechend und motivierend zu gestalten.

Wer nur die Regularien vorliest, hat zwar den Inhalt verkündet, seine Aufgabe aber trotzdem verfehlt. Vermittlung heißt, dafür zu sorgen, dass der Inhalt beim Gegenüber tatsächlich ankommt. Dafür ist manchmal eine Grafik, ein Musikstück oder ein Austausch unter den Teilnehmern nötig. Es lohnt sich, in verschiedene Hilfsmittel zu investieren und unterschiedliche Präsentationsformen und Medien zu nutzen. Ein visueller Counterpart zu den eigenen Worten hilft auch, immer wieder diejenigen einzufangen, die für ein paar Minuten abgeschweift sind.

Eine Faustregel: Neben dem gesprochenen Wort und einer einheitlichen, durchgehenden Vortragsform (zum Beispiel PowerPoint, Prezi oder Flipchart) wählen Sie eine weitere mediale Form pro halbe Stunde, nicht mehr. Dazu kann auch das Gespräch mit dem Publikum gehören: Fragen stellen, Meinungen abfragen, Beispiele und Erfahrungen einsammeln und austauschen.

Stellen Sie sich in der Vorbereitung immer wieder folgende Fragen:

  • Inhalt: Was will ich präsentieren? Warum ist dieser Inhalt jetzt wichtig?
  • Struktur: Wie kann ich das am besten präsentieren?
  • Medieneinsatz: Womit kann ich meine Inhalte am besten visualisieren?
  • Abwechslung: Wie kann ich Inhalte und Medieneinsatz abwechselnd gestalten, ohne dass die Anwesenden überfordert werden?

Partizipation und Reflexion fördern

Idealerweise denkt und macht jeder Teilnehmende während des gesamten Seminars mit. Wenn sie nicht aktiv dabei sind, könnte man den Inhalt des ganzen Seminars schließlich auch einfach schriftlich übermitteln. Nutzen Sie daher die Möglichkeiten der persönlichen Interaktion, die Sie im Seminar bekommen, und laden Sie zum Mitmachen ein!

Auch hier braucht es Fingerspitzengefühl. Geben Sie bei einem offenen Impuls immer kurz Zeit zum Nachdenken, bevor Sie um Meldungen bitten. Oder stellen Sie Fragen, die reihum beantwortet werden müssen. Das liefert nicht nur Feedback, ob das Thema so weit verstanden wurde, sondern dient auch der Vernetzung innerhalb der Gruppe.

Momente der stillen Reflexion sind als Gegenpol von herausfordernden und inspirierenden Aktionsmomenten im Seminar nicht wegzudenken. Nicht immer muss es laut und diskutierend zugehen. Leise Partizipation kann schon durch eine geschickt gestellte rhetorische Frage ausgelöst werden oder bei einem Rundgang in einer kleinen Ausstellung zum Thema.

Ein Klassiker ist das Prinzip World-Café: An verschiedenen Tischen werden unterschiedliche Themen moderiert. Die Teilnehmenden können von Tisch zu Tisch wandern, sich einbringen oder einfach in Ruhe zuhören. Aktiv – durch Gehen und Auswählen der Themen – sind sie dabei immer.

Aufmerksamkeit wecken und wach halten

Bevor Sie weitere wichtige Techniken für erfolgreiche Seminare erfahren, noch kurz eine wichtige Information über das Paarungsverhalten von Wäscheklammern im Frühling. Das mussten Sie jetzt wahrscheinlich zweimal lesen: Wäscheklammern?

Überraschung weckt die Aufmerksamkeit. Durch Unvorhergesehenes werden die Sinne geschärft. Vorhersehbarkeit hingegen erzeugt Langeweile. Wer schon weiß, was passiert, braucht schließlich nicht mehr aufzupassen.

Auch hierbei sollten Sie es aber nicht übertreiben. Überraschungen können nur funktionieren, wenn grundsätzlich eine Struktur gegeben ist. Permanente Überraschungen lassen sich von Chaos kaum noch unterscheiden. Vorhersehbare Abläufe sind die Basis, auf der „Aufmerksamkeitswecker“ überhaupt gedeihen können. Abweichungen vom Erwartbaren müssen die Ausnahme bleiben.

Überraschungen und verrückte Aktionen sollten Sie dagegen vermeiden, wenn es um die Getränkeversorgung, gut erreichbare Toiletten und regelmäßige Pausen geht. Teilnehmer müssen sich sicher fühlen, eine inhaltliche und räumliche Orientierung ist essenziell.

Achten Sie einmal im Alltag darauf, was Ihre Aufmerksamkeit weckt. Etwa ein kopfstehendes Plakat an der Haltestelle? Wenn etwas nicht passt, fällt es auf, wird gesehen, verarbeitet. Sammeln Sie Widersprüche im Alltag. Wer die Natur von Überraschungen kennt, kann diese im nächsten Seminar auch selbst nutzen.

Authentisch und fachlich kompetent sein

Wichtig sind zwei Dinge: hohe Kompetenz in dem Fachbereich, den Sie vertreten, und Ihre Authentizität als Person. Wenn Sie als Seminarleiterin oder Seminarleiter mit Akzent sprechen oder sich mal versprechen, macht Sie das nahbar und sympathisch. Auf das eigene Vortragsthema sollten Sie sich aber immer ausführlich vorbereitet haben. Überzeugen Sie inhaltlich mit Kompetenz in Ihrem Fachgebiet. Wenn Sie sich fachlich bei Details nicht sicher fühlen, recherchieren Sie im Vorfeld genau und schreiben Sie gegebenenfalls ein Skript.

Sie können auch Teilnehmende vorab ansprechen, die schon öfter bei Ihren Seminaren dabei waren, um konkrete Verbesserungsvorschläge für Vortragsstil und Vortragsinhalt zu sammeln. So können Sie sicher gehen, in einer offiziellen Feedback-Runde nicht nur freundliche Bestätigung, sondern echte, konstruktive Kritik zu bekommen.

Fazit

Ein lebendig gestaltetes Seminar macht es für die Teilnehmer nicht nur angenehmer, sie lernen auch mehr. Auch Herr Meier hat dazugelernt. Nach der nächsten Schulung verabschieden sich die Teilnehmer: „Tolles Seminar! Danke, Herr Meier!“ Durch den Besuch eines Kurses zum Thema „Visuelles Präsentieren mit dem Flipchart“ haben seine Seminare eine neue Qualität bekommen. Im Kurs lernte er, wie man komplizierte und langweilige Inhalte auf humorvolle und übersichtliche Weise ansprechend darstellen kann. Seine Leidenschaft, die Schreibtischunterlage mit Kritzeleien und Doodles zu versehen, war also auf einmal äußerst nützlich.

Dazu im Management-Handbuch

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