Beziehung zwischen Vorgesetzten und MitarbeiternWie Vorurteile und Einstellungen die Zusammenarbeit prägen

Die Beziehung zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten zeigt sich im Alltag vor allem an der Art der Kommunikation – miteinander und über den jeweils anderen. Mitarbeiter reden zum Beispiel schlecht über ihre Vorgesetzten. Vorgesetzte teilen ihre Mitarbeiter beispielsweise in gute und schlechte ein.

Was Mitarbeitende tun, wenn sie Vorgesetzte ablehnen

Vorbehalte, Vorurteile, einseitige Wahrnehmung und negative Einstellungen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegenüber ihren Vorgesetzten mitbringen, beeinflussen die Beziehung und den persönlichen Umgang miteinander. Im schlimmsten Fall provozieren negativ eingestellte Mitarbeiter durch ihr Verhalten ihre Vorgesetzten so, dass sie nach und nach in das vorgefertigte Bild passen. Zum Beispiel so:

Kontakt vermeiden

Die Mitarbeitenden halten ihren Chef oder ihre Chefin für inkompetent oder schwierig und vermeiden deshalb den Kontakt. Sie geben keine Informationen weiter, berichten nicht über Probleme, bitten nicht um Unterstützung. Der oder die Vorgesetzte fühlt sich schlecht informiert und übergangen und verstärkt in der Folge die Kontrolle, stellt kritische Fragen oder wirkt unsicher im Umgang.

Schuld zuweisen

Mitarbeiter, die Rückmeldungen ihrer Chefin als hart und unfair empfinden, schreiben die Kritik nicht ihrer eigenen Leistung, sondern der schlechten Chefin zu. Sie sehen keinen Grund, ihre Arbeit besser zu machen. Was die Chefin noch kritischer werden lässt und irgendwann erzürnt. Der Mitarbeiter sieht sich bestätigt: „Habe ich nicht gleich gesagt, dass die Chefin ein ‚harter Hund’ ist.“

Forderungen stellen

Kommt ein neuer Vorgesetzter, tragen die Mitarbeiter schnell solche Forderungen an ihn heran, die der vorige nicht erfüllen wollte. Sie hätten gerne eine Schulung, wollen die Verantwortung für ein Projekt, erwarten einen Bonus etc. Doch der Vorgesetzte will das nicht so schnell entscheiden, sieht sich nicht in der Pflicht, die vermeintlichen Versäumnisse seines Vorgängers zu beheben. Doch für den Mitarbeiter heißt das: „Wie der alte. Hört nicht zu, lehnt alles ab, ist ein Idiot.“

Hinter diesen Vorurteilen und negativen Einstellungen stecken „normale“ menschliche Denkweisen und Verhaltensweisen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen gar keine böse Absicht verfolgen.

Und doch kann sich dies sehr schnell zu einem Teufelskreis entwickeln, der das Verhältnis zwischen Mitarbeitenden und ihren Vorgesetzten nachhaltig stört oder sogar zerstört. So leiden nicht nur Motivation und Leistungsvermögen des gesamten Teams. Es können sogar schwerwiegende Konflikte entstehen.

Wie Vorgesetzte ihre Vorurteile zeigen

Letztlich sind auch die Vorgesetzten nur Menschen, die genauso Vorurteile und negative Einstellungen mitbringen, eine selektive Wahrnehmung zeigen und das Verhältnis zu ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern belasten. So stellt man bei Führungskräften fest:

Ungleich beurteilen

Wenn sie neu in ihre Position berufen werden, teilen sie ihre Mitarbeitenden in solche ein, die auf ihrer Seite sind und die gegen sie sind. Die „In-Group“ und die „Out-Group“. Zu den Guten zählen die, auf die sie sich als Vorgesetzte verlassen können, die gute Leistung bringen und die bei der Erreichung der eigenen Ziele förderlich sind.

Beurteilung nicht korrigieren

Diese Einteilung in „in“ und „out“ erfolgt sehr schnell und ist sehr stabil. Denn auch die Vorgesetzten unterliegen der verzerrten Wahrnehmung. Das Verhalten der Mitarbeitenden, das nicht in dieses Schema passt, wird ausgeblendet: Alles, was die Personen der In-Group tun, ist gut. Alles, was die Out-Group tut, ist schlecht.

Sich zurückziehen

Wenn die Vorgesetzten auf der Seite ihrer Mitarbeitenden Misstrauen, Demotivation und Widerstände wahrnehmen, ziehen sich viele zurück. Sie befassen sich mit anderen Dingen, die sie beherrschen (Zahlen auswerten, Berichte an ihre Vorgesetzten schreiben). Sie entfernen sich von ihrem Team und sind für die Mitarbeitenden immer weniger zu sprechen.

Außenkontakte pflegen

Oder sie flüchten zu anderen wichtigen Stakeholdern mit der Folge, dass sie nur selten an ihrem Arbeitsplatz anzutreffen sind. Statt mit ihren Mitarbeitenden sprechen sie lieber mit ihren Kunden, mit ihren Vorgesetzten oder mit Lieferanten.

Druck ausüben

Wieder andere Vorgesetzte üben auf ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr Druck aus. Sie stellen höhere Anforderungen, kontrollieren häufiger und geben ständig nur kritische Rückmeldungen.

All das verstärkt die Vorurteile bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und schürt die Missverständnisse. Der Teufelskreis dreht sich immer schneller. Und es ist die Aufgabe der Vorgesetzten, ihn zu durchbrechen.

Praxis

Einstellung, Verhalten und Wertung einschätzen

Beurteilen Sie als Vorgesetzte oder Vorgesetzter Ihre Einstellung, Ihr Verhalten und Ihre Wertung Ihren Mitarbeitenden gegenüber:

  • Mit wem kommen Sie gut zurecht?
  • Mit wem nicht?
  • Was sind nach Ihrer Meinung Gründe dafür?

Halten Sie in der folgenden Vorlage fest, welche Stärken und Schwächen oder positiven und negativen Verhaltensweisen Sie bei Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erkennen können – in Bezug auf die geforderte Leistung und den persönlichen Umgang miteinander.

Wenn Sie erkennen, dass Sie bei einzelnen Mitarbeitern vor allem die „negativen Seiten“ sehen, halten Sie explizit auch fest, was die positiven Seiten sind oder sein können. Darin finden sich dann auch die Ansatzpunkte, um die persönliche Beziehung zu verbessern.

Dazu im Management-Handbuch

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