Kosten- und LeistungsrechnungKostenstellenrechnung

Mit der Kostenstellenrechnung weisen Sie alle Kosten einzelnen Kostenstellen in Ihrem Unternehmen zu. Dazu definieren Sie die Kostenstellen und verteilen mit dem Betriebsabrechnungsbogen (BAB) die Kosten auf die einzelnen Kostenstellen. Wie funktioniert der BAB?

Beispiele für Kostenstellen

Die Kostenstellenrechnung ist der zweite Teil oder zweite Schritt der Kostenrechnung. Während die Einzelkosten sachgerecht direkt den Verursachern und damit den Kostenträgern zugeordnet werden können, ist das bei den Gemeinkosten nicht möglich. Deshalb werden diese zunächst über Kostenstellen verrechnet und dann den Kostenträgern zugeordnet.

Bei der Kostenstellenrechnung geht es um die Frage: Wo sind die Kosten im Unternehmen entstanden?

Die Kostenstellen im Unternehmen leiten sich meistens aus den Organisationseinheiten ab, die im Unternehmen gebildet werden. Diese sind zum Beispiel im Organigramm dargestellt. Dementsprechend kann es auch bei Kostenstellen eine Hierarchie geben. Beispiele für mögliche Kostenstellen sind:

  • Geschäftsbereiche: Gebäudetechnik oder Automatisierung
  • Funktionsbereiche: Produktion, Entwicklung, Vertrieb, Verwaltung
  • Abteilung: Fräserei, Montage, Lager
  • Arbeitsplatz: CNC-Bearbeitungszentrum, Montagelinie A

Aufgaben der Kostenstellenrechnung

Die Kostenstellenrechnung hat folgende Aufgaben und Funktionen:

  • Bindeglied zwischen Kostenartenrechnung und Kostenträgerrechnung
  • sachgerechte Verteilung der Gemeinkosten auf die verursachenden Kostenstellen
  • Kontrolle der Kosten, die in den verschiedenen Kostenstellen anfallen
  • Identifikation kostenintensiver Kostenstellen
  • Ermitteln von Verrechnungs- und Kalkulationsschlüsseln für die sachgerechte Zuordnung auf Kostenträger

Verrechnung von Kosten auf unterschiedliche Kostenstellen

Mit der Kostenstellenrechnung werden die Gemeinkosten auf einzelne Kostenstellen verteilt und verrechnet. Dabei muss ein Verfahren angewendet werden, das eine sachlich angemessene und zutreffende Verrechnung erlaubt. Meistens erfolgt die Verrechnung anhand von Verrechnungsschlüsseln oder Zuschlagssätzen über sogenannte Hauptkostenstellen und Hilfskostenstellen.

Hauptkostenstellen oder Endkostenstellen

Das sind die Kostenstellen, die direkt an der Herstellung der Hauptprodukte des Unternehmens beteiligt sind. Meistens werden unterschieden: Materialwirtschaft, Fertigung, Verwaltung und Vertrieb.

Hilfskostenstellen oder Vorkostenstellen

Das sind alle anderen Kostenstellen, die nur indirekt an der Herstellung der Produkte des Unternehmens beteiligt sind.

Einige Gemeinkosten werden direkt auf die Hauptkostenstellen, andere erst auf die Hilfskostenstellen und dann auf die Hauptkostenstellen verrechnet (siehe Abbildung 2). Es handelt sich also um ein gestuftes Verfahren, das über Verrechnungsschlüssel und Zuschlagssätze die Verrechnung vornimmt. Die Methode dafür ist die Verrechnung über den Betriebsabrechnungsbogen (BAB).

Abbildung 2: Verrechnung von Gemeinkosten über Haupt- und Hilfskostenstellen
Hinweis

Gliederung der Kostenstellen

Manchen Unternehmen ist die Gliederung der Kostenstellen nach dem genannten Schema zu starr. Sie liefert nicht die gewünschte Differenzierung der Kostenverteilung, die für Entscheidungen gebraucht wird. Dementsprechend werden beispielsweise noch Hauptkostenstellen wie Forschung und Entwicklung eingeführt. Die Hilfskostenstellen werden manchmal noch nach Nebenkostenstellen oder Allgemeine Kostenstellen unterschieden.

Der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) zur Verteilung der Kosten auf Kostenstellen

Um die Kostenstellenrechnung durchzuführen, wird meist der Betriebsabrechnungsbogen zu Hilfe genommen.

Aufbau des BAB

Dort sind in einer Tabelle die Kostenstellen in den Spalten und die Kostenarten in den Zeilen aufgeführt. Die Kostenstellen werden unterschieden in die einzelnen Hilfskostenstellen (die ersten Spalten des BAB) und die folgenden Hauptkostenstellen (die vier letzten Spalten des BAB). Hauptkostenstellen sind meist:

  • Fertigungskostenstelle
  • Materialkostenstelle
  • Verwaltungskostenstelle
  • Vertriebskostenstelle

Einzelkosten im BAB

In der Liste der Kostenarten (Zeilen der Tabelle) werden zunächst die Einzelkosten aufgeführt, die den Hilfs- und Hauptkostenstellen direkt zugeordnet werden können. Die Zuordnung erfolgt über sachlich angemessene Zurechnung, wie zum Beispiel:

  • Personalkosten über Zeitaufschreibung in den jeweiligen Kostenstellen
  • Materialkosten über Materialentnahmescheine, die in den Kostenstellen gesammelt werden
  • Abschreibungen über Nutzungszeiten von Maschinen in den einzelnen Kostenstellen

Gemeinkosten im BAB

Anschließend folgt die Liste der Gemeinkosten, die nach einem sachlich zutreffenden Schlüssel auf die Hilfs- und Hauptkostenstellen verteilt werden. Dabei werden sogenannte Mengenschlüssel (nicht monetäre Kennzahlen) oder Wertschlüssel (Geldeinheiten) unterschieden. Zum Beispiel:

  • Energiekosten über die von einer Kostenstelle genutzte Grundfläche (Menge)
  • Kosten für Versicherungen über die Höhe des Anlagevermögens in einer Kostenstelle (Wert)
  • Kosten für Fremdleistungen wie Rechtsberatung über die Anzahl der Personen in einer Kostenstelle (Menge)
  • Allgemeine Marketingkosten über die Höhe des Umsatzes, den eine Kostenstelle erzielt (Wert)

Verrechnung von Hilfskostenstellen auf Hauptkostenstellen im BAB

Anschließend werden die Kosten der Hilfskostenstellen auf die vier Hauptkostenstellen verrechnet und diesen zugeordnet. Das erfolgt nach einem der folgenden Verfahren:

Anbauverfahren oder Blockverfahren

Alle Kosten einer Hilfskostenstelle werden direkt den Hauptkostenstellen zugerechnet.

Treppenverfahren oder Gutschrift-Lastschrift-Verfahren

Die Kosten einer Hilfskostenstelle werden zunächst anderen Hilfskostenstellen zugerechnet, die entsprechende Leistungen erhalten. So werden nach und nach alle Kosten der Hilfskostenstellen verrechnet, bis alle Kosten den Hauptkostenstellen zugerechnet werden.

Simultanverfahren

Dieses Verfahren berücksichtigt die Verflechtung unterschiedlicher Kostenstellen. Kosten werden dann über Gleichungssysteme verrechnet, die die Vernetzung der Kostenstellen abbilden.

Als Ergebnis liefert der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) die Kalkulationssätze oder Zuschlagssätze für die Zuschlagskalkulation, die für die Kostenträgerrechnung benötigt werden. Mit diesen Zuschlagssätzen werden die Gemeinkosten auf die Hauptkostenstellen verteilt und dann den Kostenträgern zugeordnet.

Praxis

Erstellen Sie für Ihr Unternehmen einen Kostenstellenplan. Legen Sie dabei fest:

  • Welche Hauptkostenstellen sind für Ihr Unternehmen zu unterscheiden?
  • Wie differenziert wollen Sie die Kostenstellen festlegen?
  • Legen Sie den Betrachtungsbereich fest. Zum Beispiel: Die Geschäftsbereiche sind Kostenstellen oder ein einzelner Arbeitsplatz wird als Kostenstelle betrachtet.
  • Erstellen Sie dann einen Kostenstellenplan.

Ermitteln Sie mithilfe der Kostenartenrechnung sämtliche Kosten für Ihr Unternehmen. Unterscheiden Sie dabei Einzelkosten, die Sie direkt den Kostenstellen zurechnen können und Gemeinkosten, die nach einem mengenbezogenen oder wertbezogenen Schlüssel verrechnet werden.

  • Ermitteln und berechnen Sie die entsprechenden Schlüsselsätze.
  • Fassen Sie in den folgenden Excel-Vorlagen die Kosten zusammen und verrechnen Sie diese auf die Hauptkostenstellen.
  • Wählen Sie dabei zwischen dem Anbauverfahren und dem Treppenverfahren aus. Für beide Methoden finden Sie hier Excel-Vorlagen als Betriebsabrechnungsbogen (BAB).

Mit den Zuschlagssätzen, die mit dem Betriebsabrechnungsbogen berechnet werden, können Sie im nächsten Schritt eine Kostenträgerrechnung durchführen. Wie Sie dabei vorgehen, wird im folgenden Abschnitt dieses Handbuch-Kapitels erläutert.

Dazu im Management-Handbuch

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