Visualisierungstechniken für Flipchart und PräsentationenVisualisieren am Flipchart und auf Papier lernen

Am Flipchart und auf Papier können Sie selbst komplizierte Inhalte leicht durch die Bildsprache verständlich machen und beeindrucken so Ihr Publikum. Dafür brauchen Sie kein künstlerisches Talent. Einige Gestaltungselemente und die Regeln der visuellen Sprache reichen aus, um Inhalte zeichnerisch darzustellen. Visualisierungstechniken können Sie lernen.

Worum geht es beim Visualisieren?

Die meisten Menschen wissen, dass Bilder, Zeichnungen und Grafiken auf dem Flipchart oder in Besprechungen auf Papier oft viel mehr sagen als viele Wörter. Sie sind von den Möglichkeiten der Visualisierung fasziniert und merken schnell, welche Vorteile das mit sich bringt. Karl E. Weick sagt:

„Menschen wissen, was sie denken, wenn sie sehen, was sie sagen.“

Gleichzeitig sagen viele: „Ich kann nicht zeichnen!“, und fangen folglich gar nicht erst damit an. Doch einfache Visualisierungstechniken helfen, das Zeichnen am Flipchart und auf Papier zu lernen und zu verbessern.

Denken Sie an Ihre Kindheit. Die meisten Kinder malen gerne. Und sie malen Dinge aus ihrem Alltag, indem sie ihre Umwelt als einzelne Teile zu Papier bringen und sie in Beziehung zueinander setzen. Ein Haus, ein Mensch, Sonne, Blumen und vieles mehr werden durch Formen und Farben in ein Symbolsystem übertragen, womit die Welt eine Ordnung bekommt.

Solche visuellen Symbole sind für andere Menschen einfach zu verstehen. Aus dem gleichen Grund ist es auch in der Arbeitswelt sinnvoll und hilfreich, visuelle Methoden zur Veranschaulichung von Inhalten zu nutzen; andere verstehen schnell, was man sagen will.

Elemente der Visualisierung für Ihre Präsentationen im Berufsalltag

Visualisieren heißt, folgende Elemente beim Zeichnen einzusetzen (siehe Abbildung 1):

  • Grundformen wie Rechteck, Dreieck, Kreis, Quadrat und Balken
  • Linien und Pfeile
  • Gesichter, Figuren und Strichmännchen
  • Schrift
  • Farbe, Schatten und Schraffierung

Mehr Elemente brauchen Sie für Ihren Berufsalltag nicht. 

Abbildung 1: Einfache Grundformen und Gestaltungselemente für das Visualisieren

Wo Visualisierung im Beruf eingesetzt wird

Visualisieren bedeutet, Informationen, Gesprächsbeiträge, Sachverhalte oder andere beliebige Inhalte und Begriffe durch die Kombination von Bild, grafischen Elementen und Text als Bausteine der Visualisierung für andere sichtbar und besser verständlich zu machen. Oft werden durch Visualisierung Zusammenhänge besser klar.

Diese Technik wird ständig von Menschen im Berufsalltag genutzt:

  • Wenn man sich Gedanken zu einem Thema oder einer Aufgabe macht, entstehen Skizzen auf Papier.
  • In Meetings werden Wortbeiträge am Flipchart oder am Bildschirm mitgeschrieben und (teilweise) in ein Bild gepackt.
  • Bei Präsentationen, in Berichten oder Konzeptdokumentationen werden Sachverhalte als Bild oder Grafik aufbereitet.

Darüber hinaus gibt es komplexe (und anspruchsvollere) Formen der Visualisierung; zum Beispiel in den Formen:

  • Visual Thinking: Die Visualisierung, die beim Sich-Gedanken-Machen oder beim Erklären entsteht.
  • Graphic Recording: Die visuelle Dokumentation oder das visuelle Protokoll einer Veranstaltung.
  • Visual oder Graphic Facilitation: Visuelle Moderation und Begleitung von Gruppenprozessen.

Was Sie mit Bildern, Grafiken, Formen und Symbolen darstellen können

Wenn Sie Inhalte visuell aufbereiten, müssen Sie diese anders wahrnehmen, genau erkennen und von Grund auf verstehen – selbst wenn der Sachverhalt kompliziert ist. Es geht darum, die Regeln der visuellen Sprache zu begreifen. Wenn Sie das Zeichnen dann zur Gewohnheit werden lassen, werden Sie bald Ihre Umwelt anders und intensiver sehen und neue Dinge wahrnehmen.

In vereinfachter Weise lassen sich somit folgende Elemente zeichnerisch am Flipchart und auf Papier darstellen:

  • Gegenstände, die im Kontext von Seminaren oder Vorträgen eingesetzt werden können wie Kaffeetasse (stellvertretend für Pause), Pflaster (Erste-Hilfe-Tipps), Telefon (Erreichbarkeit)
  • Abstrakte Begriffe wie Zeit, Frist, Projekt-Meilenstein, Fairness oder Verantwortung
  • Städte und Landschaften wie Metropolen, brachliegendes Ackerland oder Regionen und Nationen
  • Menschen und deren Beziehungen wie Kunden, Projektleitung oder Teamarbeit
  • Emotionen wie Frust, Ärger oder Freude
  • Probleme, Ideen, Lösungen
  • Prozesse und dynamische Entwicklungen wie Wachstum oder Einkauf
Merke

Was beim Visualisieren entscheidend ist

Beim Visualisieren kommt es auf den Inhalt und nicht auf das schöne Bild an! Die Visualisierung sollte stets Mittel zum Zweck sein. Das gilt für Ihre persönlichen Skizzen auf Papier und genauso für Ihre Aufzeichnungen am Flipchart.

Reduktion auf das Wesentliche eines Objekts

Malte von Tiesenhausen beschreibt in seinem Buch „Ad hoc Visualisieren“ die Technik der Bedürfniszeichnungen. Hierbei ist die Frage entscheidend, welcher Gegenstand welches Bedürfnis zum Ausdruck bringt.

Zum Beispiel kann die Darstellung eines Telefons oder Telefonhörers Folgendes ausdrücken: Mit einem Telefon kann eine Person etwas mitteilen; eine Person kann einer anderen zuhören; eine Person kann den Telefonhörer festhalten und damit zeigen, dass sie erreichbar ist; eine Person kann eine Telefonnummer wählen, um Kontakt zu einem anderen Menschen aufzubauen.

Ein Telefon lässt sich durch verschiedene Symbole verdeutlichen (siehe Abbildung 2) und jedes Symbol kann mit speziellen Details ergänzt werden, die das zum Ausdruck bringen, was betont werden soll. Dabei ist selbst die Abbildung eines Telefons mit Drehscheibe unabhängig von Alter, Kultur oder Sprache verständlich, obwohl es das im Alltag kaum mehr zu finden gibt.

Deshalb ist es beim Visualisieren am Flipchart und auf Papier hilfreich und üblich, sich Klischees zu bedienen.

Abbildung 2: Telefone unterschiedlich dargestellt

Sie bilden in Ihren Visualisierungen also nicht die Wirklichkeit ab, sondern nutzen Vereinfachungen und Symbole. Das Ziel Ihrer Bedürfniszeichnungen ist: Das Wesentliche eines Objekts zu erfassen und einfach als Symbol darzustellen, sodass die Bedeutung für das Publikum klar ist.

Denken Sie in diesem Zusammenhang auch an Straßenschilder und Piktogramme in öffentlichen Einrichtungen, die für alle verständlich zeigen sollen, worum es geht. Zum Beispiel die Rettungszeichen in Abbildung 3.

© cevahir87 – Fotolia
Abbildung 3: Symbole und Richtungspfeile verdeutlichen den Rettungsweg

Welche Details eine Visualisierung braucht

Beim Visualisieren von Inhalten kommt es darauf an, diese schnell und einfach darstellen zu können. Das heißt, dass Sie sich nicht mit Details aufhalten müssen.

Die Angst davor, keine gute Zeichnung abzuliefern, liegt vor allem an der generellen Bewertung von Bildern. Eine Zeichnung mit vielen Details wird in der Regel als „gutes Bild“ bewertet. Doch wenn Inhalte durch Visualisierung in Bilder übersetzt werden, steht der Kern des Objekts im Vordergrund; es kommt gerade nicht auf viele Details an, sondern auf wenige entscheidende. Das zeigt folgendes Beispiel:

Der Apfel kann ein Symbol für Gesundheit sein und damit als Bedürfniszeichnung eingesetzt werden. Denken Sie an das Sprichwort „An apple a day keeps the doctor away“. Malte von Tiesenhausen verdeutlicht:

  • Die Form, also ein Kreis allein, macht einen Apfel noch nicht zu einem Apfel.
  • Der Stiel als weiteres Detail erinnert an eine Orange.
  • Bei zwei Kreisen, die nebeneinander angeordnet sind, würden Betrachter eher auf Kirschen schließen (siehe Abbildung 4).
Abbildung 4: Zu wenig Details führen zu Missverständnissen

Wird ein Apfel hingegen wie in Abbildung 5 mit einem Stiel, einem Blatt und einer Einbuchtung oben und unten, also weiteren wesentlichen Details dargestellt, erkennen alle einen Apfel – obwohl es Äpfel so kaum zu kaufen gibt. Allerdings wissen auch alle, dass es Stiel und Blätter braucht, damit ein Apfel wachsen kann (Bedürfnis).

Beim Visualisieren am Flipchart und auf Papier geht es also um die Frage: Was muss wenigstens gezeichnet werden (und was kann weggelassen werden), damit alle wissen, was gemeint ist.

Abbildung 5: Wenige Details machen einen Kreis zu einem Apfel

Mit drei Grundformen visualisieren

Mit den Grundformen Dreieck, Kreis und Rechteck können Sie die unterschiedlichsten Gegenstände darstellen und einige Details in Szene setzen. Nutzen Sie diese Formen flexibel für Ihre Visualisierungen und setzen Sie das Objekt wie in Abbildung 6 aus ihnen zusammen.

Sie erhalten auf einfache Weise Bilder wie eine Krone, eine Kaffeetasse oder ein Bild, das in der Bildsprache heißen kann: Unser Kunde ist König, in der Pause können wir Kaffee und Tee trinken, das Unternehmensbild in der Öffentlichkeit wackelt. Übrigens folgt das Spiel Tangram dem gleichen Prinzip.

Abbildung 6: Rechteck, Kreis, Dreieck in verschiedenen Varianten

Mit Außenformen visualisieren

Das menschliche Auge erkennt Objekte anhand der Umrisse beziehungsweise der Außenform. Denken Sie zum Beispiel an Ihren eigenen Schatten, bei dem Sie anhand der Silhouette mühelos einzelne Körperteile erkennen. Diese Eigenschaft können Sie gut für Ihre Visualisierungen am Flipchart nutzen.

Beispielsweise können Sie mit einem Bild eines vorbeifahrenden Autos, das man von hinten sieht, die Aussage ausdrücken: „Wenn wir nicht handeln, zieht der Wettbewerb an uns vorbei.“ Ein Symbol für eine Autobahn-Anschlussstelle kann symbolisieren: „Jetzt ist die Chance, die Zielrichtung zu ändern.“

Für das Visualisieren von Inhalten brauchen Sie neben den Grundformen Dreieck, Kreis und Rechteck zusätzlich Striche und Punkte. Außerdem können Sie auf Ihrem Flipchart Farbe einsetzen, um ein Detail hervorzuheben oder an Bekanntes anzuknüpfen (siehe Abbildung 7).

Abbildung 7: Mit Flächen, Formen, Farben und bekannten Symbolen visualisieren

Welche Vorteile das Visualisieren am Flipchart und auf Papier hat

Wenn Sie etwas visualisieren, machen Sie Inhalte nicht nur zeichnerisch sichtbar, Sie veranschaulichen oder verdeutlichen das, was Sie zeigen möchten, durch Symbole oder Bilder. Visualisierungstechniken können Sie einsetzen, wenn Sie Wissen vermitteln, also lehren wollen, wenn Sie etwas präsentieren, ein Meeting moderieren oder Ideen in einem Team entwickeln wollen.

Visualisierungen sind auch eine gute Gedankenstütze und für die Kommunikation mit anderen hilfreich. Die Vorteile dabei sind:

  • Inhalte werden besser verstanden
  • Inhalte werden besser erinnert
  • Inhalte lassen sich weiter nutzen (zum Beispiel zur Lösungsfindung, als Diskussionsgrundlage, als Motivation)

Der Grund für die positive Wirkung von Visualisierungen ist, dass das menschliche Gehirn viel besser mit Bildern umgehen kann als mit Text. Es werden mehr Gehirnregionen angeregt und miteinander in Verbindung gebracht. Wir können uns Bilder sehr viel besser merken als Text und Wörter.

Merke

Der positive Eindruck

Mit einfachen Bildern und Visualisierungen am Flipchart und auf Papier hinterlassen Sie bei anderen einen positiven Eindruck. Gerade weil Menschen Bilder so schätzen, können Sie bei Ihren Kunden und Partnern eine große Wirkung entfalten, wenn Sie mal nicht alles in Textform aufschreiben und abliefern, sondern einfache Bilder einsetzen.

Das „Zeichnen von Hand“, das nicht perfekt ist und nicht an vorgefertigte PowerPoint-Cliparts erinnert, macht Eindruck. Setzen Sie das gezielt ein.

Praxis

Straßenschilder als Beispiele und Übungsvorlagen zur Visualisierung

Straßenschilder, Piktogramme in öffentlichen Einrichtungen oder Logos nutzen einfache Bilder oder Symbole, um für alle verständlich zu zeigen, wo Gefahren lauern, was erlaubt und was nicht erlaubt ist. Nutzen Sie diese fertigen und bekannten Symbole für Ihre Visualisierungen:

  • Achten Sie bewusst auf die Symbole, die Ihnen auf Schildern und Anzeigetafeln begegnen.
  • Überlegen Sie sich, wofür diese Symbole stehen und wofür sie im übertragenen Sinne (in der Bildsprache) stehen können. Zum Beispiel kann eine einfache Zeichnung der olympischen Ringe für Wettkampf stehen.
  • Sammeln Sie diese Bilder, indem Sie sie abmalen und schreiben Sie auf, in welchem Zusammenhang Sie diese verwenden können.

In der folgenden Vorlage sind einige Beispiele in Form von Straßenschildern zusammengestellt, die Sie für die Visualisierung von Inhalten für Ihre Arbeit nutzen können.

Gemeinsamkeiten und Details zur Visualisierung nutzen

Beim Visualisieren geht es darum, ein Detail oder ein Klischee eines Sachverhalts herauszugreifen und sich zu überlegen, was symbolisch für einen Gegenstand stehen kann, um eindeutig erkannt zu werden.

Es geht aber auch darum, gemeinsame und regelmäßige Merkmale eines Gegenstands zu erkennen und dieses Muster zu zeichnen. Nutzen Sie außerdem Metaphern, um etwas Abstraktes zu verdeutlichen.

  • Nutzen Sie für Ihr Bildwort die Bildersuche im Internet und vergleichen Sie die Merkmale, um sie zeichnerisch wiederzugeben.
  • Sehen Sie sich Fotos in den Medien an und visualisieren Sie den (abstrakten) Sachverhalt, um den es geht.

Nutzen Sie die folgende Vorlage, um sich mit den verschiedenen Visualisierungstechniken vertraut zu machen. Zu jeder Technik finden Sie ein Beispiel. Fügen Sie weitere Beispiele hinzu und erweitern Sie so Ihren visuellen Wortschatz.

Picken Sie sich dazu die für Sie relevanten Symbole aus der folgenden Vorlage heraus und zeichnen Sie sie ab. Variieren Sie und finden Sie Ihren einfachen eigenen Stil.

Üben Sie regelmäßig Visualisieren am Flipchart und auf Papier

Achten Sie bewusst auf Ihre Umwelt und halten Sie immer Notizblock und Stift bereit, um Gegenstände zu visualisieren. Machen Sie es sich zur Gewohnheit, Motive zu sammeln und so Ihren visuellen Wortschatz zu erweitern.

  • Schauen Sie sich um und visualisieren Sie zunächst einfache und kleine Gegenstände aus Ihrer Umgebung.
  • Steigern Sie sich mit der Zeit.
  • Lesen Sie als Beispiel für Visualisierungen Comics und zeichnen Sie einzelne Aspekte daraus ab, die Sie für Ihre Arbeit verwenden könnten.
  • Visualisieren Sie immer wieder im beruflichen oder privaten Kontext, wenn Sie etwas erklären oder zeigen wollen.
  • Gehen Sie dazu ans Flipchart und bringen Sie die Redebeiträge in Ihrem Meeting in eine gute Form.
  • Visualisieren Sie im Alltag: Beim Telefonieren, auf dem Einkaufszettel oder zeichnen Sie kurze Nachrichten für Familienmitglieder, die Sie ihnen im Alltag schenken. 

Dazu im Management-Handbuch

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