ArbeitsklimaWann Mobbing toleriert wird

Wenn Leistung, Termindruck und Loyalität gegenüber dem Chef zur Arbeitskultur gehören, wird Mobbing eher akzeptiert.

Mobbing am Arbeitsplatz in Kulturräumen mit hoher Leistungsorientierung wird eher akzeptiert als in Kulturräumen mit hoher Zukunftsorientierung. Nikos Bozionelos, Professor für Organizational Behaviour und Human Resource Management an der Audencia Nantes School of Management und mehrere Wissenschaftler haben die Akzeptanz von Mobbing am Arbeitsplatz auf sechs Kontinenten verglichen. Für die Studie befragten sie zirka 1.500 ehemalige und aktuelle MBA-Studenten aus 14 Ländern. Etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer arbeitete in Führungspositionen und waren im Durchschnitt fünf Jahre bei dem gleichen Arbeitgeber angestellt. Sie wurden sechs verschiedenen Kulturräumen zugeordnet:

  • Südasien (Indien)
  • Angelsächsischer Raum (England, USA, Australien)
  • Konfuzianisches Asien (Singapur, Taiwan, Hongkong)
  • Lateinamerika (Kolumbien, Argentinien, Mexiko)
  • Schwarzafrika (Nigeria)
  • Osteuropa (Griechenland Polen, Ungarn)

Loyalität fördert Akzeptanz von Mobbing

Die Untersuchung stellt fest, dass im konfuzianischen Asien Mobbing am Arbeitsplatz eher akzeptiert wird als im angelsächsischen Raum, in Lateinamerika oder Schwarzafrika. Die Studienautoren vermuten als Grund die konfuzianische Tradition, in der Respekt für Hierarchie und Loyalität gegenüber Vorgesetzten für Mitarbeiter eine große Rolle spielen. Dies könne dazu führen, dass Mitarbeiter Mobbingverhalten von Vorgesetzten eher akzeptieren.

In Lateinamerika und Schwarzafrika hingegen werde Loyalität gegenüber der Familie geschätzt und in kleinen Gruppen zusammengearbeitet. Trotzdem seien Angestellte hier weniger loyal gegenüber Unternehmen. Mögliche Gründe: Lateinamerikaner glauben an persönliche Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Direkte Beleidigungen werden hier vermieden, um die Würde der Mitarbeiter zu erhalten.

Beziehungspflege verträgt sich nicht mit Mobbing

Die Studie stellt weiter fest: Gesellschaften mit hoher Leistungsorientierung wenden in der Regel Motivationspraktiken an, die sich eher auf Resultate als auf die Menschen konzentrieren. Werte wie Leistung, Dringlichkeit sowie direkte und explizite Kommunikation führten dazu, dass Mobbingverhalten wie etwa Anschreien eher toleriert wird, wenn es zu besseren Ergebnissen führt.

Kulturen mit einer hohen Zukunftsorientierung dagegen glaubten, dass das momentane Verhalten die Zukunft beeinflusst. Deshalb investieren sie eher in die Entwicklung und Aufrechterhaltung langfristiger Beziehungen am Arbeitsplatz. Da Mobbing zu gestörten Mitarbeiterbeziehungen und deshalb zu einer hohen Fluktuation führt, würde sich die Beziehungspflege in zukunftsorientierten Kulturen nicht mit Mobbing vertragen.

Quelle: Audencia Nantes School of Management

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