ArbeitskräfteangebotUngarn mit Standortvorteil

Eine Studie der Managementberatung Kienbaum zeigt: Ausländische Investoren sollten auf der Suche nach geeigneten Standorten Ungarn mit in Betracht ziehen. Kosten, Qualifikationen und Produktivität des Angebots an Arbeitskräften seien nach wie vor attraktiv. Löhne und Gehälter steigen, wenn überhaupt, dann nur moderat.

Obwohl die ungarischen Lohnkosten mittlerweile zu den höchsten der neuen Mitgliedsländer in der Europäischen Union gehören, bleibt das Land als Standort für ausländische Investoren attraktiv. Die Löhne und Gehälter bewegen sich zum Teil deutlich unter dem Niveau in Westeuropa: So verdient ein Geschäftsführer im Schnitt 22,5 Millionen Forint (89.718 Euro) im Jahr, eine Fachkraft kommt auf  4,4 Millionen Forint (17.544 Euro) und ein Arbeiter auf 2,2 Millionen Forint (8.612 Euro).

Dies ergab die Vergütungsstudie „Internationale Unternehmen in Ungarn – Mitarbeiter und Leitende Angestellte“, die zum neunten Mal von der Managementberatung Kienbaum in Kooperation mit der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer durchgeführt wurde. Die Kienbaum-Beraterin und Projektleiterin der Studie, Maria Smid, sagt:

„Das Arbeitskräfteangebot in seiner Gesamtheit, also unter Berücksichtigung von Kosten, Qualifikation und Produktivität, spricht nach wie vor für den Standort Ungarn.“

Moderate Steigerungen bei Löhnen und Gehältern

Löhne und Gehälter steigen zwar nominal kräftig an. Wegen der hohen Inflation wachsen sie real aber nur gering beziehungsweise überhaupt nicht. Im vergangenen Jahr haben die ungarischen Unternehmen die Grundgehälter um durchschnittlich 8,3 Prozent angehoben, wobei insbesondere Geschäftsführer mit einem Plus von 9,2 Prozent überdurchschnittliche Zuwächse realisieren konnten. Für 2008 planen die Unternehmen eine Erhöhung um weitere sechs Prozent bei einer prognostizierten Inflationsrate zwischen vier und fünf Prozent. In den Vorjahren betrugen die Grundgehaltssteigerungen durchschnittlich 7,4 (2006) beziehungsweise 11,3 Prozent (2005).

Die Streuung der Gehälter ist dabei in allen Berufsgruppen groß: Bei Geschäftsführern reicht das Spektrum der Jahresgesamtbezüge von 4,2 Millionen Forint (rund 16.500 Euro) bis zu 89 Millionen Forint (354.900 Euro).  Allerdings gibt es deutliche Schwerpunkte: So verdienen beispielsweise knapp drei Viertel der Geschäftsführer mehr als 15 Millionen Forint beziehungsweise 59.800 Euro. Wesentlichen Einfluss auf die Höhe der Gesamtbezüge hat die hierarchische Position eines Mitarbeiters: So liegen die Gehälter bei Führungskräften der ersten Ebene unterhalb der Geschäftsführung um 27 Prozent über denjenigen von Führungskräften der zweiten Ebene, die wiederum um 21 Prozent höher ausfallen als diejenigen der dritten Ebene.

Ein weiterer wichtiger Bestimmungsgrund der ungarischen Vergütungspolitik ist die Unternehmensgröße. Die Gesamtbezüge der Geschäftsführer in Unternehmen der untersten Größenklasse machen gerade einmal 55 Prozent der Bezüge der obersten Größenklasse aus. Bei den Führungskräften liegt der Unterschied bei 41 Prozent. Auf den Ebenen der Fachkräfte und der Arbeiter fallen die Gehaltsunterschiede in Bezug zur Unternehmensgröße dagegen kaum ins Gewicht.

Weibliche Geschäftsführer verdienen mehr

Für die Höhe der Vergütung ist auch von Relevanz, wo genau in Ungarn sich der Unternehmensstandort befindet.  Für Geschäftsführer gilt, dass ihre Leistungen in Budapest, Ost- und Südungarn auf etwa gleich hohem Niveau entgolten werden,  während die Regionen West-Ungarn und der Großraum Budapest um 25 Prozent darunter liegen. Der Einfluss der Region auf die Höhe der Bezüge wirkt sich auf unteren Ebenen der Hierarchie wesentlich stärker aus. So kommt eine Führungskraft der zweiten Ebene unterhalb der Geschäftsführung in Budapest auf umgerechnet 41.600 Euro im Jahr, während sie im Großraum Budapest nicht einmal die Hälfte (19.600 Euro) verdient.

Ein überraschender Befund der Studie ist, dass in Ungarn weibliche Geschäftsführer besser entgolten werden als ihre männlichen Kollegen. Während ein Geschäftsführer durchschnittlich 84.800 Euro verdient, kommt seine Kollegin auf Gesamtbezüge von durchschnittlich 94.500 Euro. Smid relativiert:

„Allerdings sind derzeit nur rund neun Prozent der Geschäftsführer in Ungarn weiblich.“

Größer ist der Frauenanteil auf Ebene der Führungskräfte (32 Prozent) sowie bei den Fachkräften (52 Prozent). Hier herrschen allerdings auch wieder die üblichen Verhältnisse in Sachen Gehalt: So verdienen weibliche Führungskräfte mit durchschnittlich 34.000 Euro erheblich weniger als ihre männlichen Kollegen, die auf durchschnittlich 40.500 Euro kommen. Insgesamt liegt die Differenz der Gehälter zwischen Männer und Frauen in Ungarn bei durchschnittlich 15 bis 20 Prozent.

Insgesamt 67 Prozent aller erfassten Positionen erhalten variable Vergütungs­anteile. Unter den Geschäftsführern ist die variable Vergütung mit einem Anteil von 76 Prozent am weitesten verbreitet, bei Fachkräften sind Boni mit einem Anteil von 59 Prozent  am seltensten. Die Erfolgsbeteiligung umfasste bei Geschäftsführern durchschnittlich 28 Prozent der Gesamtbezüge, bei Führungskräften der ersten Ebene 21, auf der zweiten Ebene 23 und auf der dritten Ebene 28 Prozent der Gesamtbezüge. Mit einem Anteil von 55 Prozent dominiert als Gestaltungsform der variablen Vergütung eine vertraglich zwingende Regelung. Dabei sind Anspruch und Berechnungsgrundlage der variablen Vergütung vertraglich festgelegt.

[dw; Quelle: Kienbaum; Bild: fotolia]

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