Außenstände?So kommen Sie schneller an Ihr Geld
I. Neue Flexibilität für Inkasso-Unternehmen
Seit 1. Juli 2008 gilt das sogenannte Rechtsdienstleistungsgesetz (RDG). Seine Regelungen haben auch Auswirkungen auf die Tätigkeiten von Inkasso-Anbietern, denn ihre Befugnisse sind damit erweitert worden. Mit dem neuen Gesetz entfällt die vorher durch das Rechtsberatungsgesetz (RBerG) erforderliche Zusammenarbeit mit einer Rechtsanwaltskanzlei. Seit Neuestem dürfen Inkasso-Unternehmen nicht mehr nur außergerichtlich tätig werden.
Was ist neu?
Durch das neue Gesetz können Inkasso-Anbieter eine komplette Titulierung und Zwangsvollstreckung betreiben, ohne einen Anwalt einschalten zu müssen. Dadurch sind sie in der Lage, ein lückenloses Forderungsmanagement anzubieten. Inkasso-Anbieter können also Dienstleistungen wie:
- Mahnservice
- Inkasso
- Gerichtliches Mahnverfahren
- Vollstreckung
- Überwachung
komplett aus einer Hand anbieten. Ein Vorteil für Kunden, denn damit wird das Eintreibungsverfahren beschleunigt. Abstimmungs- und Zeitaufwand durch den nicht mehr benötigten Rechtsanwalt entfallen.
Welche Kosten muss der Gläubiger tragen?
Für Mittelständler führt das RDG gerade bei höheren Forderungssummen zu Kosteneinsparungen. Danach dürfen Inkasso-Anbieter für die Vertretung im gerichtlichen Mahnverfahren unabhängig von der Höhe der Forderung einen Pauschalbetrag von 25 Euro verlangen. Ist der Schuldner bei der Beauftragung eines Inkassobüros durch den Gläubiger bereits in Zahlungsverzug, so muss er die berechtigten Kosten des Inkassobüros tragen.
Was kostet das Gleiche beim Rechtsanwalt?
Nimmt sich ein Rechtsanwalt der Inkasso-Bearbeitung an, richtet sich seine Vergütung nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG). Der Nachteil: Die Bearbeitungsgebühr steigt mit der Höhe der Forderung. Wie hoch diese im Einzelfall sein kann, ist hier nachzulesen: Anlage „Vergütung“ zum RVG.
So arbeiten Inkasso-Unternehmen
- Versuch, den Schuldner durch Anschreiben, Telefonate oder persönliche Mahnungen zur Zahlung zu bewegen
- gerichtliche Mahn- bzw. Vollstreckungsbescheide werden veranlasst (neue Regelung des RGV)
- Herbeiführung einer Pfändung durch Zwangsvollstreckung mithilfe des Gerichtsvollziehers; hierzu muss ein vollstreckbarer Titel vorliegen
- Schuldner wird über mögliche juristische Folgen seiner Säumigkeit informiert
- Auffinden von Werten, die dem Schuldner gehören und dem Gerichtsvollzieher für eine Pfändung empfohlen werden (Bankkonten, Schmuck etc.)
- Verwerten von Kreditsicherheiten
- Aushandeln und Abwickeln von Ratenzahlungen, Stundungs- und Vergleichsvereinbarungen
Tipp
Ein aktuelles Urteil des LG Köln besagt, dass Geldeintreibeunternehmen, die unterschwellig mit Gewaltandrohung werben, keine Inkasso-Dienstleistungen anbieten dürfen. Die Werbung des in dem Fall betroffenen Unternehmens richte sich an potenzielle Kunden, die der Ansicht sind, ihr Ziel nicht mit einer der Rechtsordnung entsprechenden Vorgehensweise erreichen zu können. Damit wurde der Einschüchterung von Schuldnern als Geschäftsmodell ein Riegel vorgeschoben.
II. Mit Factoring zu frischer Liquidität
Wenn Rechnungen lange unbezahlt bleiben, gibt es die Möglichkeit, diese an einen speziellen Dienstleister, den sogenannten Factor, weiter zu verkaufen. Der treibt dann das Geld ein und übernimmt auch den Schrift- bzw. Mahnverkehr mit dem Schuldner. Dem professionellen Forderungsverkauf stehen immer mehr Unternehmen aufgeschlossen gegenüber: Allein 2007 griffen rund 4.700 Kunden auf Factoring-Anbieter zurück. Eine Steigerung im Vergleich zu 2006 um etwa 22 Prozent.
Wie funktioniert Factoring?
Factoring ist eine Finanzdienstleistung, die der kurzfristigen Umsatzfinanzierung dient. Das Factoring-Unternehmen zahlt dem Factoring-Kunden als Gegenleistung innerhalb weniger Tage 80 bis 90 Prozent der Forderungssumme. Der Rest wird fällig, wenn der Schuldner bezahlt hat.
Was kostet Factoring?
Je nach Höhe des Jahresumsatzes behält der Factor von seinem Kunden eine Gebühr ein sowie Zinsen auf den von ihm vorgeschossenen Rechnungsbetrag.
Welche Vorteile bietet Factoring?
- keine Zahlungsausfälle
- durch die schnelle Überweisung können bei weiteren Einkäufen Skonti genutzt werden
- die bessere Liquidität führt zu besseren Ratings und so zu besseren Konditionen für benötigte Kredite
- Verbesserung der Bilanzstrukturen
Für wen eignet sich Factoring?
- Factoring eignet sich für Unternehmen, die
- Bankenunabhängigkeit schaffen möchten
- überwiegend gewerbliche oder freiberufliche Kunden haben
- ihren Kunden Zahlungsziele von nicht mehr als 90 Tagen eingeräumt haben
- bei ihren Lieferanten durch die Ausnutzung von Skonto Geld einsparen können
- stark wachsen oder hohen Investitionsbedarf haben
- viel Waren einsetzen
- unter zunehmendem Druck von Basel II stehen
Tipp
Durch das neue Forderungssicherungsgesetz (FoSiG), das Ende Juni 2008 vom Deutschen Bundestag beschlossen wurde, sollen kleine und mittelständische Handwerksbetriebe besser vor Zahlungsausfällen geschützt werden.
Linkhinweise
Wenn Sie sich über die unterschiedlichen Formen des Factoring informieren möchten, können Sie dies auf den Seiten des Deutschen Factoring-Portals sowie beim Deutschen Factoring Verband tun.
Den Kontakt zu mehreren passenden Factoring-Anbietern finden Sie bei Käuferportal.de unter der Rubrik Factoring sowie auf dem Factoring-Portal für den Mittelstand.
[dw; Bild: Fotolia.com]