Auswandern trotz KriseKampf um die weltweit besten Köpfe

Vor allem das mittlere Management wandert ins Ausland aus. Europaweit sind gut 40 Prozent der Auswanderer Fachkräfte oder Projektleiter.

Klare Trends in der Auswanderung

Wie eine Studie von Experteer nun ergab, sind Deutschland, Italien und Frankreich beim Kampf gegen den "Brain Drain" am erfolgreichsten: Rund 10 Prozent der Führungskräfte wanderten im Analysezeitraum aus. Nur Großbritannien stellt hier eine Ausnahme dar: Über 20 Prozent der Spitzenkräfte kehrten hier der bisherigen Heimat den Rücken zu.

Dass speziell in Deutschland ein so niedriger Prozentsatz an Spitzenkräften bereit ist, liegt unter anderem daran, dass die Gehälter in Deutschland und der Schweiz vor allem im mittleren Management die höchsten in Europa sind. Lediglich in der Geschäftsführeretage von Mittelständlern und Großunternehmen ziehen die Niederländer beziehungsweise die Briten bei der Bezahlung davon.

Abwanderungsregion Nummer Eins: Osteuropa

Ein extremer Trend zur Abwanderung ist in den osteuropäischen Ländern zu sehen, wo die Raten um die 50 Prozent liegen.

Ebenfalls flexibel zeigen sich kleinere Länder wie Belgien, die Niederlande oder Österreich, aber auch die Spanier, in denen durchweg über 20 Prozent der Spitzenkräfte im Analysezeitraum ein Angebot im Ausland wahrgenommen haben.

Sieger im Netto-Talente-Import: Schweiz und Niederlande

Speziell die Schweiz und die Niederlande sind im internationalen Vergleich mit knapp 30 und knapp 23 Prozent die unangefochtenen Spitzenreiter beim Netto-Talente-Import. In diese Länder ziehen mehr Führungskräfte zu, als umgekehrt ins Ausland abwandern. Nicht minder positiv sieht die Bilanz für Skandinavien, Italien, Belgien und Frankreich aus, die ein Zuwanderungsplus von 17 bis 13 Prozent verbuchen können.

Ausgeglichen in Zu- und Abwanderung von Spitzenkräften sind Deutschland, Spanien, Großbritannien und die osteuropäischen Länder mit sechs beziehungsweise null Prozent. Die divergierenden Raten bei der Auswanderung aus den einzelnen Ländern lassen auf unterschiedliche Gründe für diesen Ausgleich schließen. So scheint besonders in Osteuropa, der Region mit dem höchsten Talent-Export, auch ein hoher Import an Spitzenkräften stattzufinden. In Deutschland hingegen fand im letzten Jahr insgesamt wenig Wanderung an Talent statt.

Österreich ist der Verlierer in der Bilanz, der sogar mit sechs Prozent minus eine Netto-Abwanderung von Talenten hinnehmen musste. Die hohe Lebensqualität dieses Alpenlandes war hier wohl nicht überzeugend genug.

Branchenvergleich: Berater sind am mobilsten

In bestimmten Branchen kann man eine deutlich höhere Breitschaft zum Wechsel ins Ausland feststellen: so fallen in Europa 14 Prozent aller Transfers ins Ausland auf die Beraterbranche, gefolgt von etwa zehn Prozent im Banken- und Finanzsektor sowie der Informationstechnologie (IT).

Wirft man einen etwas genaueren Blick auf die Länder, so sind die Deutschen Spitzenkräfte in der Automobilindustrie mit knapp 37 Prozent Anteil der klare Exportschlager. Fachkräfte aus der französischen Automobilindustrie sind europaweit ebenfalls gefragt, bleiben aber mit etwa 16 Prozent Talente-Export klar hinter den deutschen Kollegen zurück. Im Vergleich zu allen anderen Ländern kommen die Telekommunikationsspezialisten aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien deutlich häufiger im Ausland zum Einsatz.

Primär mittleres Management wagt Auslandskarriere

Eine Auswertung der jeweiligen Karrierelevels zeigt, dass vor allem das mittlere Management den Karriereschritt ins Ausland wagt. So sind europaweit gut 40 Prozent der Auswanderer Fachkräfte oder Projektleiter, etwa 37 Prozent sind in der Hierarchieebene Abteilungsleiter oder Bereichsleiter zuzuordnen. Relativ wenig Bewegung ist im Top-Management bei Geschäftsführern zu beobachten, die es lediglich auf etwa fünf Prozent Auswanderungsquote bringen.

Zur Studie

Das britische Marktforschungsinstitut OMIS Research analysierte im Auftrag von Experteer 20.826 anonymisierte Mitgliedsdaten aus 20 Ländern und Länderverbänden. Die Erhebung bezieht sich auf die Daten der Jahre 2008 und 2009.

[Quelle: Experteer; Bild: Fotolia.com]

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