MitarbeiterführungWie Führungskräfte mit „Brilliant Jerks“ richtig umgehen

Was tun, wenn Mitarbeitende fachlich exzellente, aber im sozialen Miteinander fragwürdige Leistungen zeigen? Und was sollten Führungskräfte beim Umgang mit „Brillanten Idioten“ vermeiden? Wie Vorgesetzte verhindern, dass sozial inkompetente Teammitglieder die Stimmung im Betrieb vermiesen.
Von Joachim Simon

Was ist ein „Brilliant Jerk“?

Manchmal begegnet man in Unternehmen Mitarbeitenden, die zwar fachlich spitze sind, aber im Umgang mit Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzten Umgangsregeln regelmäßig missachten. Im Englischen nennt man solche Personen „Brilliant Jerk“. Der Begriff bedeutet frei übersetzt „Brillanter Idiot“.

Woran erkennt man sozial inkompetente Brilliant Jerks?

Brilliant Jerks kann es in Unternehmen in allen Bereichen und auf allen Hierarchiestufen geben. Sie verfügen in der Regel über ein im jeweiligen Kontext seltenes und wichtiges Wissen und haben besondere Kompetenzen. Deshalb tragen sie maßgeblich zum Geschäftserfolg bei.

Zugleich neigen sie aber dazu, sich zu überschätzen und für etwas Besseres zu halten. Von anderen werden die toxischen Egos gleichzeitig geschätzt und gefürchtet.

Brilliant Jerks sind meist nicht nur sozial inkompetent, sondern gleichzeitig gewiefte Manipulatoren. Sie beherrschen das Herabsetzen von Kollegen und das positive Inszenieren der eigenen Leistung. Das sorgt für ein schlechtes Betriebsklima.

Warum viele Führungskräfte falsch auf Brillante Idioten reagieren

Weil sie fachlich gut sind, fällt es den sozial Inkompetenten meist leicht, ihre Vorgesetzten für sich einzunehmen. Deshalb werden Mitarbeitende, die sich über ihr Verhalten beschweren, von Führungskräften häufig nicht ernst genommen.

Auf die Kritik angemessen zu reagieren, würde voraussetzen, dass Vorgesetzte ihr Bild vom betreffenden Mitarbeiter hinterfragen und sich eingestehen müssten: „Ich lag mit meiner Einschätzung vielleicht falsch oder habe zumindest eine zu eindimensionale Sicht auf mein Team.“
Viele Führungskräfte sehen keinen Grund, einzugreifen. Schließlich werden ihre Erwartungen (über-)erfüllt.

Wie sich soziale Inkompetenz auf das Betriebsklima auswirkt

Kolleginnen und Kollegen fühlen sich den Brilliant Jerks hilflos ausgeliefert, wenn die Führungskraft nicht eingreift. Es entsteht eine schlechte Arbeitsatmosphäre – und die hat Folgen:

  • Andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kündigen innerlich und machen nur noch Dienst nach Vorschrift.
  • Probleme werden nicht mehr offen benannt, weil jeder befürchtet, danach am Pranger zu stehen.
  • Unternehmen manövrieren sich in eine Sackgasse: Niemand traut sich, Bedenken gegen die Vorschläge des Brilliant Jerk zu artikulieren, da die Geschäftsleitung ihm blind vertraut.

Warum Führungskräfte bei sozial inkompetenten Mitarbeitenden einschreiten sollten

Vorgesetzte denken oft, sozial inkompetente Mitarbeiter seien besonders fleißig und loyal. Dies ist ein Trugschluss. Denn das primäre Anliegen der Jerks ist es, die Wertschätzung zu erfahren, die ihnen und ihrer Arbeit nach eigener Auffassung gebührt.

Und weil sie in gewissen Bereichen fachlich überragend sind, wird ihnen die gewünschte Anerkennung gewährt – insbesondere, wenn sie als systemrelevant erachtet werden.

Chefinnen und Chefs befinden sich beim Umgang mit solchen Persönlichkeiten oft in einem Dilemma: Einerseits müssen die Brilliant Jerks bei Laune gehalten werden. Jedoch sind Unternehmen nur dann erfolgreich, wenn die Teams funktions- und bereichsübergreifend zusammenarbeiten und alle sich einbringen. Gute Leistung ist Teamwork.

Damit diese funktioniert, müssen sich alle Mitarbeitenden an Verhaltensregeln halten. Hierzu zählt auch ein wertschätzender Umgang miteinander.

Mit unsozialen Mitarbeitern richtig umgehen

Insbesondere Führungskräften in Klein- und Mittelunternehmen fällt es schwer, sich von einem unsozialen Mitarbeiter zu trennen. Das liegt in seiner Fachkompetenz begründet: Der unsoziale Mitarbeiter verfügt über kostbares Spezialwissen oder kennt sich in einem Bereich aus, in dem er nicht so einfach ersetzt werden kann.

Stecken Führungskräfte in einer solchen Zwickmühle, haben sie meist keine andere Möglichkeit, als dem Brilliant Jerk regelmäßig die gewünschten Freiheiten und seine Bestätigung zu gewähren.

Unsoziale Mitarbeiter separieren

Einen unsozialen, fachlich ausgezeichneten Mitarbeiter sollte man soweit möglich isolieren, damit sein toxisches Verhalten nicht zum Problem für andere wird. Das geschieht zum Beispiel, indem man ihm Aufgaben überträgt, die wenig Kooperation erfordern.

Doch Vorsicht! Keinesfalls darf sich hierdurch beim Jerk noch mehr erfolgsrelevantes informelles (Spezial-)Wissen anhäufen, sodass die Abhängigkeit von ihm weiter steigt.

Sozial inkompetente Mitarbeiter niemals in führende Position befördern

Unter keinen Umständen sollten Vorgesetzte solche Mitarbeitenden als Belohnung für gute Leistungen in (höhere) Führungspositionen befördern – selbst wenn sie damit drohen, das Unternehmen zu verlassen.

Stattdessen sollten Führungskräfte nach alternativen Möglichkeiten suchen, um das Ego des Jerk zu befriedigen. Man könnte ihm etwa ein größeres Büro gönnen. Oder ihn zum Berater der Geschäftsleitung für sein Spezialthema ernennen.

Abhängigkeit zwischen Unternehmen und „Brillantem Idioten“ auflösen

Zugleich sollten Verantwortliche darauf hinarbeiten, die Abhängigkeit vom Brilliant Jerk aufzulösen. Zum Beispiel, indem andere Mitarbeitende durch entsprechende Schulungen an das betreffende Aufgaben- und Themenfeld herangeführt werden. Oder indem Unternehmen diese Aufgaben schlicht anders als bisher lösen.

Und wenn trotz aller Präventionsmaßnahmen eine Trennung von dem sozial inkompetenten Mitarbeiter nötig ist? Dann sollten Unternehmen darüber nachdenken, ob ein externer Dienstleister vorübergehend die entstehende Wissens- oder Kompetenzlücke schließen kann.

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