Burnout vorbeugen und Stress vermeiden
Laut der Studie kletterte die Zahl der jährlichen Fehltage innerhalb der letzten zehn Jahre um über 60 Prozent auf 53 Millionen. Doch welche Gründe für das vermehrte Auftreten von stressbedingten Erkrankungen wie etwa dem Burnout-Syndrom gibt es und wie kann es Ihr Unternehmen schaffen, diesen vorzubeugen?
Eine Erklärung für den drastischen Anstieg psychisch erkrankter Arbeitnehmer ist die Erhöhung der Arbeitsbelastung und der damit einhergehende Stress: Immer mehr Beschäftigte klagten in den vergangenen Jahren über unrealistische Zielvorgaben von Seiten der Führungskräfte. Eine weitere Ursache für die immer häufigeren Ausfälle am Arbeitsplatz sind fehlende Regenerationsphasen – zwischen Projekten, Terminen und Aufgaben bleibt kaum noch Zeit für Privates und in der ohnehin knapp bemessenen Freizeit sorgt die ständige Bereitschaft durch moderne Kommunikationsmittel für zusätzliche Belastungen, auch außerhalb der vorgesehenen Arbeitszeiten.
In der betrieblichen Praxis bedarf es nicht immer kostspieliger und aufwändiger Veränderungen, um Stress am Arbeitsplatz zu minimieren und damit dem Entstehen psychischer Erkrankungen vorzubeugen. Schon richtige Zielvereinbarungen sowie die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen als Folge einer als positiv erlebten Unternehmenskultur können dazu beitragen:
1. Zielvereinbarungen
Hierfür müssen die folgenden Voraussetzungen vorliegen:
Realistische Zielvorgaben
Die Zielvorgaben innerhalb eines Projekts sollten an den einzelnen Mitarbeiter und dessen Funktion angepasst werden. Das bedeutet, dass die Aufgaben weder tätigkeitsfremd sein sollten, noch sollten sie eine zusätzliche Beanspruchung zu den normalen Aufgaben darstellen. Stattdessen sollten sie genau mit den individuellen Kompetenzen und dem vereinbarten Arbeitspensum Ihrer Mitarbeiter abgestimmt werden.
Anzahl der Zielvorgaben
Um unnötige Ablenkung und Zeitvergeudung zu vermeiden, sollten Sie gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern zunächst maximal drei bis fünf klare Ziele formulieren. Dadurch, dass Sie die Anzahl der Zielvorgaben reduzieren, wird es Ihren Mitarbeitern leichter fallen, sich vollkommen auf Ihre jeweilige Aufgabe zu fokussieren.
SMART(e) Ziele
Überprüfen Sie die Relevanz Ihrer Ziele anhand der SMART-Formel:
Spezifisch:
Das Ziel ist präzise formuliert und kann eindeutig einem konkreten Verantwortungsbereich zugeordnet werden.
Messbar:
Das Ziel kann mithilfe von Kenndaten jederzeit zuverlässig nachvollzogen und überprüft werden.
Angemessen:
Das Ziel muss innerhalb der gegebenen Rahmenbedingungen, beispielsweise personell und finanziell, und bei entsprechender Anstrengung erreichbar sein. Unrealistische Zielvorgaben wirken sich negativ auf die Motivation Ihrer Mitarbeiter aus und sind somit kontraproduktiv für das gesamte Projekt.
Relevant:
Das Ziel ist konsequent auf die Handlungsnotwendigkeiten des Unternehmens ausgerichtet und soll dessen Erfolg sichern.
Terminiert:
Das Ziel hat einen genau definierten Anfangs- und Endzeitpunkt.
Feedback
Ständiges Feedback durch die Führungskraft und eine funktionierende Kommunikation erleichtern dem Arbeitnehmer auf der einen Seite die Zielführung und ermöglichen es dem Vorgesetzten auf der anderen Seite, die Fortschritte seiner Mitarbeiter genau nachzuvollziehen. Das Feedback dient zudem als Vorbereitung des Mitarbeitergesprächs zur Zielerreichung am Jahresende.
Flexibilität
Ziele müssen sich immer an der Unternehmensstrategie und den Marktbedingungen orientieren. Sollten diese starken Änderungen unterworfen sein, müssen die Mitarbeiterziele angepasst werden.
Boni
Ein ergebnisorientiertes Bonussystem ist sicherlich sinnvoll und kann, wenn es richtig eingesetzt wird, Ihre Mitarbeiter zur Leistungssteigerung anregen. Bei der Vergabe von Boni gilt es allerdings zu beachten, dass nicht jedes erreichte Ziel mit einer speziellen Belohnung honoriert werden muss. Da der Effekt des Bonus gerade in seiner Besonderheit besteht, sollte er von den Mitarbeitern nicht als genereller Nebenverdienst zum normalen Entgelt angesehen werden.
2. Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen
Eine Reihe von Studien unter der Leitung des Sozialpsychologen Rolf van Dick von der Goethe-Universität Frankfurt belegen, dass Stress bei der Arbeit weniger von der individuellen Widerstandskraft des Einzelnen abhängt, sondern vielmehr dadurch bedingt ist, wie stark sich die Mitarbeiter mit ihrem Team und ihrem Unternehmen im Allgemeinen identifizieren können. Um das Identifikationspotenzial Ihres Unternehmens zu erhöhen, sollten Sie daher die folgenden Punkte beachten:
Teamstrukturen nutzen
Lassen Sie Mitarbeiter in sinnvollen Teams arbeiten. Das mindert nicht nur den Stress, sondern senkt auch die Fehlerquote.
Rituale pflegen
Nutzen Sie gemeinsame Ausflüge, Feiern und soziale oder sportliche Events, um das Gemeinschaftsgefühl der Mitarbeiter untereinander zu fördern und ihre Identifikation mit dem Team zu stärken.
Unternehmensidentität entwickeln
Klare Leitbilder dienen nicht nur dem Aufstellen von Regeln für das Unternehmen, sondern schaffen für die Mitarbeiter auch Transparenz hinsichtlich firmeninterner Abläufe und Entscheidungen.
Gemeinsamer Feind
Auch ein gemeinsames Feindbild kann zum Zusammengehörigkeitsgefühl beitragen. Indem Sie sich mit Ihrem Unternehmen eindeutig von der Konkurrenz abgrenzen, können Sie den internen Zusammenhalt stärken.
Führungskräfte als Vorbild
Da sie innerhalb des Unternehmens eine Vorbildfunktion für alle anderen Mitarbeiter erfüllen, sollten besonders die Führungskräfte zeigen, dass sie sich mit dem Unternehmen identifizieren.
Die oben aufgeführten Regeln zeigen, dass es für eine erfolgreiche Unternehmensführung von essenzieller Wichtigkeit ist, auf die Belange der Mitarbeiter einzugehen, mit ihnen zu kommunizieren, sich über ihre Fortschritte, Probleme und Sorgen zu informieren und gegebenenfalls unterstützend einzugreifen. Bereits mithilfe einfacher Management- und Führungsregeln können Sie Ihre Mitarbeiter entlasten und Ihnen so beste Bedingungen bieten, damit sie ihre gesamte Arbeitsenergie in die Erreichung der Unternehmensziele investieren.