Business EnglischWorauf es wirklich ankommt

Selbst wer im Englischunterricht mit Einsern glänzte, muss deswegen nicht zwangsläufig im Geschäftsleben souverän mitreden können, denn: Theorie und Praxis der Fremdsprache sind zwei Paar Stiefel. Ian McMaster, Chefredakteur des Magazins Business Spotlight, ist der Frage nachgegangen, welche Englischkenntnisse man im Beruf wirklich braucht.

Neben meiner Tätigkeit als Chefredakteur gebe ich Englisch-Seminare. Vor einigen Jahren betrat eine meiner Schülerinnen den Raum und ich begrüßte sie mit „Hi Maria, how are you?“ Was dann folgte, war ein klassisches Beispiel, wie man es nicht machen sollte. Ihre Antwort lautete „Not very well. I spent the whole night on the toilet.“ Ich hätte ein banales „Fine, thanks. And you?” erwartet, von mir aus auch in der typisch deutschen Reihenfolge „Thanks. Fine. And you?“ - aber nicht das! Diese Geschichte versinnbildlicht, dass interkulturelle Unterschiede die Musik machen: Die deutsche Direktheit ist einfach zuviel für uns Briten.

Außerdem widerlegt der Dialog drei Englisch-Mythen:

  1. Grammatikalische Korrektheit ist keine Garantie für angemessene Kommunikation.
  2. Ein deutscher Akzent erschwert die Kommunikation nicht zwangsläufig: Maria hat zum Beispiel das berühmt-berüchtigte „th“ als „z“ ausgesprochen, aber ich habe sie trotzdem problemlos verstanden.
  3. Fehlerfreier Wortschatz reicht nicht: Kulturelle Unterschiede können stärkeren Einfluss auf die Kommunikation haben als die verwendeten Wörter selbst.

Über 1.000 Leser standen Rede und Antwort

In den vergangenen sieben Jahren beleuchtete unser Magazin Business Spotlight zahlreiche linguistische und kulturelle Aspekte des Englischen. Außerdem führten wir Umfragen unter unseren Lesern durch, um herauszukristallisieren wie Englisch im Beruf tatsächlich verwendet wird und wo Probleme auftauchen.

An unserer aktuellen Studie nahmen über 1.000 Leser teil, aus unterschiedlichsten Branchen, Abteilungen und Positionen. Bemerkenswert ist zum einen die hohe Fallzahl, was der Studie hohe Aussagekraft und Repräsentativität verleiht. Zum anderen wurden nicht Personalverantwortliche befragt, sondern direkt diejenigen, die Englisch im Beruf ständig anwenden müssen – so geben die Ergebnisse Einblicke in die Praxis ohne Verschönerungen.

Für welche Tätigkeiten braucht man Englisch im Beruf?

Englisch wird besonders oft beim E-Mail lesen (72 Prozent) und schreiben (67 Prozent) benötigt. Die Behauptung, dass Faxe oder Telefonate damit ad acta gelegt werden würden, stützt unsere Befragung nicht, im Gegenteil: Faxe lesen und schreiben sind mit 39 Prozent beziehungsweise 37 Prozent immer noch auffallend vertreten und im Zeitalter von Mobiltelefonen und Skype rangiert Telefonieren mit 55 Prozent  auf dem dritten Platz der Tätigkeiten, die auf Englisch erledigt werden. Telefonkonferenzen nahmen im Lauf der letzten Jahre stark zu: Fast jeder dritte Befragte nimmt regelmäßig daran teil.

Probleme sind dazu da, um sie zu lösen

Kommen wir zu der heiklen Frage, in welchen Jobsituationen die englische Sprache zur Hürde wird. Spitzenreiter ist hier das Telefonieren. Klar, fehlen hier schließlich Mimik und Gestik. Noch schlimmer ist es, wenn die Verbindung ins Ausland schlecht ist: Dann muss man sich nicht nur auf den richtigen Gebrauch der Fremdsprache konzentrieren, sondern darf sich auch noch durch Knistern oder Rauschen in der Leitung nicht aus dem Konzept bringen lassen. Auf Platz Zwei folgt der Small Talk. Meiner Erfahrung nach ist es jedoch ein Vorurteil, dass gerade die Deutschen sich damit schwer tun. Wichtig ist aber, dass man auf internationalem Parkett den Small Talk nicht nur vor dem Geschäft, sondern auch währenddessen einbringt! Weitere Schwierigkeiten bereiten anspruchsvolle Aufgaben wie Verhandlungen und Präsentationen, während Reisebuchungen kein Problem darstellen – im Internetzeitalter fällt die persönliche Kommunikation click für click weg.

Interne versus externe Kommunikation

Eine weitere falsche Annahme ist, dass englische Business Kommunikation vor allem innerhalb der Firma gebraucht wird. Dies ist zwar bei knapp der Hälfte der Befragten der Fall, doch die externe Kommunikation mit Kunden oder Geschäftspartnern spielt mit 60 Prozent eine weitaus größere Rolle.

Die Krux mit Amerikanern und Briten

Vielleicht kennen Sie die (wissenschaftlich nicht belegte, aber oft zitierte) These, dass rund 80 Prozent der Kommunikation zwischen zwei Nicht-Muttersprachlern stattfindet, also etwa zwischen einem Deutschen und seinem italienischen Handelspartner. Unsere Studien unterstützen diese Aussage nicht: Zwar wird die Kommunikation mit anderen Nicht-Muttersprachlern zunehmend wichtiger, was zum Teil auch am Aufstieg Chinas und den osteuropäischen Staaten als Handelspartner liegen mag. Trotzdem sprechen 57 Prozent unserer Leser zu gleichen Teilen mit Nicht-Muttersprachlern und Muttersprachlern auf Englisch. Kaum verwunderlich, sind doch die USA und Großbritannien nach Frankreich Deutschlands wichtigste Exportpartner. Das bedeutet für die Praxis, dass man zumindest passiv auch die englische Umgangssprache und Redewendungen verstehen sollte. Unverzichtbar ist außerdem ein fundiertes Repertoire an Sätzen, mit denen man Geschäftspartner bitten kann, das Gesagte zu wiederholen oder zu spezifizieren.

Wenn ein Ukrainer mit Chinesen auf Englisch verhandelt

Ein ukrainischer Unternehmensberater sagte einmal zu mir: „Telefonkonferenzen mit Amerikanern nehme ich auf die leichte Schulter. Aber wenn ich beispielsweise mit Chinesen telefoniere, verstehen sie mich nicht und wir brauchen ewig, bis wir zum Punkt kommen.“ In einer weiteren Untersuchung baten wir also die Business Spotlight-Leser, die Probleme mit anderen Nicht-Muttersprachlern genauer zu benennen. Die größten Schwierigkeiten bereiten unklare Aussprache (61 Prozent), ein starker Akzent (58 Prozent) und grammatikalische Fehler (53 Prozent). Was uns das sagt? Achten Sie auf diese Punkte, wenn Sie mit Ihren Kollegen und Partnern sprechen, die Englisch ebenfalls nicht in die Wiege gelegt bekommen haben!

Den Artikel „Business English – what you really need“ mit weiteren interessanten Ergebnissen und sieben „Business Englisch-Mythen“ finden Sie in Business Spotlight. Das Englischmagazin für den beruflichen Erfolg berichtet über Wirtschaftsnews und gibt Tipps für die interkulturelle Kommunikation. Vokabelangaben und Sprachtipps trainieren die Englischkenntnisse.

[Bild: Fotolia.com]

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