Chancen nutzenKarriere, gute Laune, Life-Life-Balance
Tüftlergeist und Hightech-Spezialisierung. Deutschland ist im Ausland bekannt für tolle Produkte. Die Dienstleistungsmentalität der Deutschen ist noch ausbaufähig. Kurzum werden die „Soft Skills“ immer wichtiger. Und die kann nur der Mitarbeiter einbringen, der Freude in seine Arbeit integrieren kann, Verantwortung übernimmt und sich mental auch mal vom System des „Das haben wir schon immer so gemacht“ trennen kann. Umfragen belegen, dass nur wenige Deutsche wirklich Spaß bei der Arbeit haben.
Eine neue Arbeitsphilosophie könnte so ausschauen: Weg von frustrierendem Zeitmanagement und Sicherheitsdenken um das Bestehen der Zukunft hin zu mehr Initiative, Service und Freude bei der Arbeit. Das könnte Deutschland gut gebrauchen. Dazu gehören eine Menge Mut und auch etwas Querdenken. Es muss heute nicht mehr ein Entweder-Oder sein. In der globalisierten Welt sind neue Wege im Job besser möglich als je zuvor. Sie sichern das Alleinstellungsmerkmal vom Produkt und seinem Kopf dahinter.
Die eigene Komfortzone an Begabungen finden
Die Karriere von Professor Ulrich Hemel zeigt, dass Wirtschaft emotionale Seiten haben darf: Was haben Strategieberatung, Unternehmensgründung und Theologie gemeinsam? Jede Menge, wie er findet. Ihm macht es Spaß, Ungewöhnliches miteinander zu verbinden. Seine Augen leuchten, auf die Uhr schaut er kaum. Nur wenige in Deutschland teilen seine Schnittmengen.
Ein 0-8-15-Jobprofil für seine Qualifikationen gibt es nicht. Eher unauffällig dagegen ist das Outfit des Unternehmers, Anfang 50: karierte Krawatte und Meckie-Frisur. Auch beim Wohnen ist Ulrich Hemel am Boden geblieben, er lebt bescheiden, geht wirtschaftliche Probleme realistisch an. Darin gilt er für viele Manager in der deutschen Industrie als Vorzeige-Mann. Hemel denkt schnell, arbeitet viel - und strahlt dabei noch Freude aus.
Als Theologie-Doktor das Top-Management sanieren
Für die Wirtschaft scheint ihm das Training keine große Mühe gemacht zu haben. Der Mann hat Karriere gemacht, wie sie für manche im Buche steht. Als junger Theologie-Student verfolgte er die komplette akademische Laufbahn bis zum Professor. In der Unternehmensberatung The Boston Consulting Group arbeitete er sich zum Partner hoch, mit Personalverantwortung. Danach wechselte er in die Industrie, suchte neue Wege und keine vorgefertigten Fußstapfen.
Nach ein paar Jahren wurde Hemel Vorstandsvorsitzender eines Verbandherstellers, der Paul Hartmann AG in Heidenheim. Aus dem Mittelständler mit mehr als 10.000 Mitarbeitern, die Tupfer und Mullbinden produzieren, machte er einen Weltkonzern. Heute beteiligt sich der Generalist mit seiner Firma „Strategie und Wert“ an mittelständischen Industrieunternehmen. Lenken wollte Hemel schon immer gerne, statt nur die Landkarte vom Beifahrersitz aus zu lesen.
Aus Krisen Freude schöpfen und Chancen finden
Trotz einer gelungenen Karriere, die oft nur Ellenbogen-Dreschern und Stuhlbein-Sägern gelingt, kann Hemel einiges über erlebte Krisen und Stolpersteine sagen. Früher wollte er gerne Priester werden. Im Konzern der katholischen Kirche aber habe er „auf Granit gebissen“, zuletzt bei seiner Kandidatur zum Uni-Präsidenten in Eichstätt. Früher war es seine gescheiterte Ehe, die erste kleine Firma. Es lief nicht gut. Hemel ließ sich von diesen Rückschlägen nicht entmutigen.
Der zielstrebende Denker schaute nach vorn. Was er im Einzelnen noch so macht, kann auch der fleißige Chancensucher, der am liebsten zwei Sprachen pro Jahr lernen will, nicht so genau sagen. Durch Talent, Fleiß und Freude arbeitete er sich in die Komfortzone, wo es ihm gut geht, er Lust an dem hat, was er tut.
Lebendig spricht er von Chancenorientierung, mahnt mit seinen Händen zu mehr Entdeckerfreude im Leben. Er ist ein Moralist, der Emotionales anspricht, Dinge, die eigentlich klar sein sollten. In der Wirtschaft kommt das erstaunlich gut an, statt Work-Life-Balance lustvoller zu arbeiten. Es ist eine Life-Life-Balance, mit viel Arbeit und mehr Verantwortung – Spaß bei der Sache.
Wie Menschen ihr berufliches Schicksal selbst in die Hand nehmen, ihren Sinn selbst suchen und finden und am Ende Spaß bei der Arbeit haben - das zeigen die folgenden Portraits:
Der Teamspieler: Gemeinsamer Marathon im Job!
Hamburg. Friedrich Schwandt (41) wünscht sich mehr Teamgeist in der Wirtschaft. Zu viele Egotrips gebe es dort um Karriere und Posten. Heute hat er sich mit einem Statistik-Startup selbständig gemacht, um in einem kleinen Team bewusster zu arbeiten: Er will damit beginnen, ein Google von Statistiken für jedermann zu schaffen. Der Büro-Kicker und das gemeinsame Aufbauen von Ikea-Regalen entspannt beim Zahlensalat.
Der Genießer: Mehr Sonnenschein am Arbeitsplatz!
Madrid. Bernhard Niesner (29) liebt die Sonne und mag es, erst später ins Büro zu gehen. In seinem früheren Job war es Alltag, früh auf der Matte zu stehen – im Regen. Heute geht das Internetgeschäft des zielstrebigen Wieners morgens mit warmen Sonnenstrahlen los. Perfekt für einen langen Arbeitstag. Aber nur, weil er seinen früheren Job gekündigt hat und nach Madrid gezogen ist.
Der Stürmer: Jobs und Aufträge wertschätzen!
Tübingen. Gregor Landwehr (25) arbeitet hart und viel für seine Karriere als Journalist und Rhetoriktrainer. Aufträge kommen trotz Talent und Fleiß nur spärlich ins Büro des Studenten. Aber der Student ist pfiffig genug, die Höhen und Tiefpunkte im Job zu meistern. Mit Online-Marketing für Sportvereine auf den Dörfern hat sich der drahtige Typ seinen Wettbewerbsvorteil gesichert. Durch ein eigenes Magazin für Golfsport auch den Spaß.
Der Eigensinnige: Originelle Kleiderordnung zulassen!
Berlin. Christian Laase (26) schnitt sich für seine Karriere die Dreadlocks ab. Doch die Piercings sind drangeblieben. Statt Pinguin-Look im Dreiteiler läuft er barfuß durchs Büro, dank der eigenen Firma. Individualität, Verantwortung und Macher-Mentalität sind ihm wichtiger als Kleidungsvorschriften. Privates und Berufliches will er nicht trennen, gemeinsames Go-Kart-Fahren inklusive.
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Jan Thomas Otte forscht über Wirtschaftsethik (Princeton University) und berichtet über Karriereweisen in seinem Magazin karriere-einsichten.de
[Bild: Soulfee - Fotolia.com]

Im Geschäftsviertel Collonaden, unweit der Alster in der Hamburger Innenstadt. Erst vor kurzem ist Friedrich Schwandt mit seinen Kollegen hier eingezogen. Eben hat der Mann mit wuscheligem Haar, Jeans und Sakko noch einen Tisch zusammengeschraubt. Der Hanseate gründete im Mai 2008 seine eigene Firma: „Statista“. Schwandts Idee: Ein Portal fürs Internet entwickeln und redaktionell so betreuen, dass statistischer Zahlensalat für jedermann verständlich wird. Schwandt ist sich sicher, dass das Geschäftsmodell seines Unternehmens erfolgreich sein wird: „Der Motor sind meine Kollegen“, sagt Schwandt über Menschen, die sich mit viel Elan in die Projektarbeit von Statista reinknien, Pflichtenhefte ohne Quengeln erstellen und noch Ikea-Aufbauanleitungen für den nächsten Schreibtisch entschlüsseln. „Durch die kleinen Schrauben bekommen wir besser mit, was man den ganzen Tag gemacht hat“, sagt der schlaksige Typ. Positiv denken, Barrieren abbauen und mutig eigene Vorschläge einzubringen, gehöre dazu. Die schlanken Finger huschen über die Tastatur am selbst zusammen gebastelten Schreibtisch. Feinsäuberlich geordnet sitzt der Zahlenakrobat am nächsten Pflichtenheft.
Bürokratie und Institutionalisierung würden viel schöpferisches Potential verbrennen. Schwandt, ein Unternehmer mit schmaler Figur und Brille, kennt die Risiken, die mit einer Firmengründung verbunden sind. Startup-Pleiten und geplatzte Träume nach der anfänglichen Euphorie, das kennt er zu genüge aus seiner Erfahrung als Unternehmensberater. Sechs Jahre lang arbeitete er bei Boston Consulting. Das waren lange Dienstzeiten vor Ort beim Kunden, die Teams bei der Arbeit wechselten oft. Solche und andere Spaßbremsen verstärkten seinen Wunsch, im Job freie Hand zu haben. Mehr Verantwortung als Unternehmer, das erfreut Schwandt ganz besonders.
Den Pinsel nun selbst in der Hand zu haben, beschwingt Schwandt: „Selber die Farben zu mischen macht doch mehr Spaß, als anderen nur dabei zuzugucken“, sagt der promovierte Volkswirt – mit Schwielen an den Händen. Die habe er noch von seinem privaten Umzug gestern. Einen reinen Spaßverein wollte er auch nicht gründen: Hohe Anforderungen habe er, biete aber genauso große Chancen, eine „Work-Spaß-Balance“. Die Startup-Euphorie kennt er noch aus den Tagen der New-Economy. Mit dem eigenen Unternehmen will er nicht an den Neuen Markt. Statt Börsengang ist ihm persönliche Selbstbestimmtheit viel wichtiger. Gemeinsam mit selbst gewählten Kollegen einen Marathon zu laufen macht ihm mehr Spaß: Bei Schwandt besteht dieser aus einer Million Statistiken, die noch bearbeitet werden müssen.

Gerade stampft er „busuu.com“, eine Online Community zum Sprachenlernen aus dem Boden. Der Blondschopf, ehemaliger Unternehmensberater bei Roland Berger und gebürtige Wiener gründete diese Firma nach seinem MBA-Studium an der IE Business School Madrid. Die Firmengründung dauerte fast vier Wochen, denn sein Steuerberater war im August wie alle Spanier auf den Kanaren. Das Leben spielt sich an den Stränden ab. Im Silicon Valley der USA weht wohl ein anderer Wind, ein Unternehmen zu gründen.
Niesner fühlt sich zwischen den Sprachen Deutsch, Spanisch, Portugiesisch und Englisch wie zuhause. „busuu.com“ ist eine kostenlose Online-Community zum Sprachenlernen. Die User können miteinander ihre Sprachkenntnisse verbessern – Niesner macht mit. Der Austausch erfolgt über einen integrierten Video-Chat und fotobasierten Lerneinheiten. Das traditionelle Tandem-System der Irish Pubs kommt somit ins Internet. So wie die Website das anstrengende Sprachenlernen „verspaßen“ soll, hat Niesner „extrem viel“ Freude in seinem neuen Job. Denn sie arbeiten an einem Projekt, von dem sie sich viele Zukunftsmöglichkeiten erhoffen. Die Motivation? Unter südlicher Sonne trotzdem Geld zu verdienen. Und schwitzen tun sie nicht nur privat, sondern auch beruflich. Der umtriebige Jununternehmer ist fleißig, will aber kein Streber sein. Ein Konflikt? Für seinen Erfolg nach dem MBA legt sich Niesner ins Zeug, Venture Capital und Business Partners wollen nicht warten.
Da gehört das stundenlange Schlangenstehen beim spanischen Postamt wie auch die Verhandlungen mit potentiellen Risikokapital-Investoren dazu. Für Niesner geht es um die Revolution am Sprach-Lern-Markt. Die Sonne Madrids, die zumindest durchs klimatisierte Büro scheint, setzt diesem Macherklima noch eins drauf. „Fleißig“ will er trotzdem nicht sein. Der Begriff hat für ihn etwas Streberhaftes. Es geht es nicht um „do everything right“ sondern „do the right things“.
Ohne ordentliche Anstrengung komme man seiner Meinung nicht weit: „Geschenkt gibt es, glaub ich, recht wenig im Leben“, sagt Niesner. Das Ganze noch in einem anderen Land aufzuziehen, ist für ihn eine besondere Herausforderung. Los geht es morgens ab halb zehn, aber auch relativ lange. Im Schnitt sitzt Niesner zwölf Stunden vor den Tasten, bevor er müde ins Bett fällt. In Madrid fällt ihm das viel leichter als früher, wo er in München als Angestellter arbeitete. Grund für diesen sonnigen Standort ist neben seiner Liebe zu Tapas, Tante Klara und den nächtlichen Straßenfesten in seinem Wohnbezirk auch dieses hier bei den Spaniern: Der „extreme Nachholbedarf“ fürs Beherrschen von Fremdsprachen. Nach den neusten Statistiken versteht die Hälfte der Einwohner nämlich nur eines: Spanisch.

CDU-Parteitag in der Messestadt Hannover. Im Pressezentrum brummen die Köpfe, leere Kaffeetassen und eintöniges Konferenzgebäck. Gregor Landwehr beobachtet dieses Treiben bei einer Tasse Kaffee im Stehen. „Als freier Journalist vom Zeilenhonorar zu leben, ist ein Kunststück“, sagt er. Um auf diesem Parkett bestehen zu können, müsse man sehr schnell, sehr viel unter hohem Druck druckreif schreiben und mit jeder Menge Experten vernetzt sein. Gregor Landwehr bietet seinen Arbeitgebern eine Spannweite zwischen Seriosität und guter Comedy. Er wollte einmal Stand-Up-Commedian werden, kann in der Kneipe wie im Kurs Leute eine Stunde lang unterhalten aber auch gut zuhören. In dem Moment, wenn es um ernste Themen geht, ist er ebenso präsent, sprüht Energie aus: „Man muss anders sein, Beiträge anbieten, die so sonst noch keiner hatte“, sagt Landwehr. Einer unter vielen sein, das war noch nie sein Problem. Doch Mittelmaß gebe es schon genug – sein Maß ist das nicht.
Bei dem 25-jährigem sind es gleich drei Standbeine, mit denen er sein Geld verdient. Der Rhetorik-Student aus Tübingen arbeitet als freier Journalist, im Onlinemarketing und als Kommunikationsberater. In seiner Tasche hat er drei Visitenkarten, je nachdem was grade gefragt ist. Meist zieht er die richtige Karte. Breit aufgestellt zu sein, ist für ihn Lust und Last zugleich. Ganz freiwillig war seine Entscheidung zum Job-Mix nicht. Im Laufe der Zeit kam eins zum andern. „Ich muss aufpassen, dass ich mich nicht verzettele“, sagt Landwehr.
Wenn ihm Leute erzählen, wie viel Spaß sie bei der Arbeit haben, beobachtet der Journalist das äußerst misstrauisch. „Wer offen zugibt, dass sein Job keinen Spaß macht, wird als erfolglos abgestempelt“, sagt er. Dabei stimmt das doch ziemlich oft: Trotz Ärmelhochkrempeln kommt der Erfolg nicht von allein und längst nicht immer. Die Aussage, dass alles nur Spaß mache, ist für ihn völlig falsch und oberflächlich. Aber die Arbeit falle viel leichter, wenn man sie mit Freude und Leidenschaft anpacke. Sieg und Niederlage, Erfolg und Misserfolg. Für den Onlinevermarkter liegt das nah beieinander. Wenn seine Kunden Texte nicht nehmen wollen, wird Landwehrs Unternehmen ganz schön anstrengend. „Manchmal muss ich immer noch um Aufträge kämpfen wie am ersten Tag“, erzählt der junge Mann mit der markanten Brille. Dabei bringt der gelernte Bankkaufmann beste Voraussetzungen mit: ein Stipendium fürs Studium, Auslandserfahrungen und unternehmerische Erfolge. Manche nennen das exzellent. Aber die eigenen Ziele unter Umständen nicht zu erreichen, geht für Landwehr „zu Lasten des Spaßfaktors“.

Mit einem straßentauglichen Go-Kart brettert er durch die Berliner Innenstadt. 20 muntere IT-Freaks, fahren mit ihm als Hobbyrennfahrer um die Wette. Einer bringt es durch den Tiergarten Tunnel sogar auf 100 Stundenkilometer. Am Ende ist auch die Karre von Christian Laase, Geschäftsführer beim Internetdienstleister 5mm, beschädigt. „Hauptsache wir hatten unseren Spaß“, sagt er.
Vor zwei Jahren gründete Laase das Geschäft. Das war nach seinem Abschluss an der European Business School in Oestrich Winkel. Mit Dreadlocks und Piercings in Ohrläppchen, Lippe und Nase nahm er damals im Talar sein Diplomzeugnis vom Direktor der Karriereschmiede in die Hand. Für seine anschließende Karriere hat sich der bärtige Betriebswirt seine Dreadlocks abgeschnitten. Bei Verhandlungen über Risikokapital komme das nicht so gut, sagt er. Aber im Büro läuft er weiterhin barfuß.
Der „Pinguin-Look“ im Dreiteiler habe ihn bereits während seiner Praktika ermüdet. Ganz und gar nicht einschläfernd ist für ihn seine Firma, in der er manchmal auch übernachtet. Gestern ist es wieder spät geworden. 80 Stunden und mehr pro Woche sind drin, sagt Laase. Er nimmt das gerne in Kauf und vergleicht dabei „5mm“ mit einer Familie. Verantwortung übernehmen: Für ihn ist das wie Babysitten seines eigenen Kindes. Sowohl mit Produkten als auch Mitarbeitern im Unternehmen identifiziert er sich. „Input ist gleich Output“, sagt Laase über seine Firma. Plista heißt das neue Produkt-Baby, das jetzt mit Risikokapital großgezogen werden soll. Die Idee klingt plausibel: ein Plugin für Firefox entwickeln, das die Nachrichtenforen im Internet persönlicher macht – damit die Benutzer nur noch das sehen, was sie interessiert. Das Geschäft läuft gut. Vor einem Jahr sah das noch anders aus: Laase musste einige Mitarbeiter wieder vor die Tür setzen. Zahlungsausfälle seien die Schattenseite eines Start-Up’s. „Geld allein macht keine Party. Geld verdienen kann kein Selbstzweck sein. Wenn es verdient ist, muss es klug investiert sein, damit man Freude daran hat und mit Freunden feiern kann.
17 Menschen empfinden heute auf bunten 200 Quadratmetern, bestückt mit selbstgemalten Leinen und Kugelkissen, Bierkisten und zwei Couches, Freude bei der Arbeit. Arbeiten für einen Weltkonzern mit großformatigen Wertvorstellungen dagegen kommt für Laase einer Seelenmassage gleich. Auch die Betriebswirtschaftslehre ist für ihn kein eingestampfter Karrierepfad sondern ein „notwendiges Toolset“. Kollegen von der Uni erlebt er trotz „Work hard, party hard“, dickem Portemonnaie und Renommee von großen Firmennamen wie McKinsey häufig frustriert.
Christian hat sich dagegen seinen Kindheitstraum erfüllt, den er über sein Auslandsstudium in Indien hinweg behalten hat. Im Vergleich zu Asien sei die Arbeit der Deutschen zwar viel effizienter, habe aber bei weitem nicht diese positive Energie: „Wir sind notorisch unzufrieden“, sagt Laase. Ein Haufen Spreadsheets (Arbeitsblätter) in Excel und Powerpoint sei nicht Erfüllung im Job. Doch gemeinsames Go-Kart-Fahren und Arbeiten im eigenen Klamottenstil schon. Gewöhnlichkeit ist nicht das Maß bei „5mm“. Das Beachvolleyball-Feld am Berliner Alexanderplatz ist gleich nebenan.