Chief Innovation OfficerInnovationen sind Chefsache
Klare Verantwortlichkeiten auf Vorstandsebene, eine schnellere Umsetzung von Ideen in marktfähige Produkte und eine unterstützende Unternehmenskultur sind wichtig für einen erfolgeichen Innovationsprozess. Das ist das Ergebnis einer Studie der Economist Intelligence Unit, die im Auftrag des Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleisters Accenture durchgeführt wurde. Befragt wurden Führungskräfte in den USA, Großbritannien, Kanada und Deutschland.
Deutsche Unternehmen sind in besonderem Maße von Innovationen abhängig. 70 Prozent der Befragten deutscher Firmen gaben an, dass die Unternehmensstrategie ganz oder größtenteils auf Innovationen und Innovationsfähigkeit basiere. Zum Vergleich: Nur 58 Prozent der Spitzenmanager von britischen Unternehmen messen Innovationen die gleiche Bedeutung bei. Trotzdem kümmert sich in nur rund 26 Prozent (USA: 35 Prozent) der deutschen Unternehmen ein Chief Innovation Officer oder ein anderes Vorstandsmitglied um das Innovationsmanagement. Besonders auffällig ist in deutschen Unternehmen eine Tendenz zur Dezentralisierung dieser wichtigen Aufgabe: In über der Hälfte (54 Prozent) der Unternehmen ist das Innovationsmanagement auf eine Vielzahl von Managern unterhalb der Vorstandsebene verteilt.
Wichtigkeit des Chief Innovation Officers
Dabei legt die Studie nahe, dass die Ernennung eines Chief Innovation Officers größere Innovationserfolge verspricht. Unternehmen, die eine solche zentrale Position im Vorstand einrichten, schätzen ihre Wettbewerbsfähigkeit sehr viel höher ein als Firmen, in denen die Verantwortlichkeit für Innovation undifferenziert verteilt ist. 40 Prozent der Befragten, die ihre Firma in Bezug auf Innovationen als der Konkurrenz überlegen ansehen, beschäftigten einen Chief Innovation Officer.
"Ein erfolgreicher Chief Innovation Officer macht intern und extern den Weg frei und sorgt für einen wirkungsvollen, zeitnahen und kosteneffektiven Innovationsprozess",
beschreibt Dr. Stephan Scoltissek, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Accenture Deutschland, Österreich und Schweiz, die zentralen Aufgaben. Barrieren sind beispielsweise eine ausschließliche Fokussierung auf kurzfristige Finanzergebnisse oder das Fehlen einer fruchtbaren Innovationskultur.
"Innovation sind ein zentraler Erfolgsfaktor und damit Chefsache",
fordert Dr. Stephan Scholtissek zudem. Ziele vorzugeben und einen Verantwortlichen für das Innovationsmanagement zu benennen, seien aufgrund der stetig wachsenden Bedeutung nicht ausreichend.
Weitere Ergebnisse der Studie:
- Fast zwei Fünftel (39 Prozent) der Befragten deutscher Unternehmen identifizierten den Wandel in der Innovations-/Unternehmenskultur als große Herausforderung der kommenden zwei Jahre. Nur ein Viertel (26 Prozent) der Repräsentanten von US-Unternehmen teilen diese Ansicht. Auch die Schwierigkeiten bei der Voraussage von Trends bereitet den deutschen Firmen überdurchschnittlich häufig Kopfzerbrechen. Fast ein Viertel (23 Prozent) nannte dies als große Innovationsherausforderung, während dies nur 14 Prozent der Befragten von britischen Firmen so sehen.
- Nur 15 Prozent aller Befragten sind mit der Fähigkeit ihres Unternehmens, Ideen in marktfähige Produkte und Dienstleistungsangebote umzusetzen, "sehr zufrieden". Dies führt auch mit 29 Prozent die Liste von Herausforderungen bezüglich Innovation an, gefolgt von der Entwicklung einer angemessenen Durchführungsstrategie für Innovationen (26 Prozent).
- Nach Nordamerika sehen die Befragten Asien als die innovativste Region der Welt an - noch vor Europa. Die Umfrageteilnehmer wurden nach ihrer Einschätzung bezüglich der Innovationskraft unterschiedlicher Regionen befragt, unabhängig davon, ob ihr Unternehmen dort ansässig ist. Die Befragten in deutschen Unternehmen bezeichnen Asien-Pazifik (34 Prozent) als innovativer im Vergleich zu ihrer Heimatregion Westeuropa (23 Prozent).
- Innovationen werden von den Befragten aus Einzelhandel, Informationstechnologie, Medien/Verlagswesen oder Unterhaltungsindustrie eine große Bedeutung beigemessen. Weniger bedeutend sind Innovationen für die Vertreter von Logistik, Luft- und Raumfahrt oder Verteidigung. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Befragten aus dem Einzelhandel zeigen sich "sehr zufrieden" mit dem Innovationsprozess in ihrer Firma.
Die Ergebnisse der Innovationsstudie bestätigen das Phänomen der multipolaren Welt und ihre wirtschaftlichen Konsequenzen: Die globale Wirtschaftsmacht geht nicht mehr exklusiv von den USA, Westeuropa und Japan aus, sondern verteilt sich zusätzlich auf eine wachsende Zahl von aufstrebenden Schwellenländern wie Indien, China oder Brasilien. Die Unternehmen aus diesen Newcomer-Regionen beteiligen sich immer erfolgreicher am Wettlauf um Innovationen. Dr. Stephan Scholtissek bemerkt dazu:
"Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen der systematischen Planung, Umsetzung und Kontrolle von Innovationen mehr Aufmerksamkeit widmen als bisher und dabei die Zusammenarbeit mit Konsumenten, Zulieferern und innerhalb der eigenen Organisation verbessern",
Zur Studie
Die Economist Intelligence Unit befragte im vergangenen Jahr 601 Führungskräfte von großen Unternehmen in Nordamerika und Europa für die Studie "Innovation - The next wave". Befragt wurden Chief Executive Officers, Chief Financial Officers und andere Vorstandsmitglieder sowie Vertreter des gehobenen Managements. Alle beteiligten Firmen erwirtschaften einen jährlichen Ertrag über 750 Mio. US-Dollar, fast zwei Drittel der Unternehmen erlösen mehr als 5 Mrd. US-Dollar im Jahr. Der Großteil der Studienteilnehmer stammt aus den USA (58 Prozent), gefolgt von Großbritannien (16 Prozent), Deutschland (15 Prozent) und Kanada (11 Prozent). Die Unternehmen der befragten Führungskräfte gehören den folgenden Brachen an: Finanzdienstleistungen, Technologie, Energie, Logistik, Luft- und Raumfahrt, Verteidigung, Medien und Unterhaltung, verarbeitende Industrie und hochwertige Dienstleistungen.
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