CoachingKriterien für die Auswahl eines Coachs

Worauf sollten Sie als potenzieller Klient oder Auftraggeber bei einem Coach achten und wann sollten Sie stutzig werden?

Wenn Sie auf der Suche nach einem Coach sind, der sich mit beruflichen Themen beschäftigt, halten Sie nach einem Sparringspartner auf Augenhöhe Ausschau. Das Kriterium dafür kann jedoch entgegen der oft üblichen Praxis nicht die größtmögliche Ähnlichkeit zwischen Coach und Klient (Coachee) sein, da mit der Ähnlichkeit das Risiko der Gewinnminimierung des Coachings wächst. Es muss um Akzeptanz gehen. Ein Coach kann nichts bewirken, ohne ernst genommen zu werden und ohne die Perspektive und Bewertung seines Klienten ernst zu nehmen.

Überprüfen Sie also anhand bestimmter Indikatoren, ob ein Coach der für Sie geeignete ist:

Akademische Ausbildung und Berufserfahrung

Da seriöses Coaching eine psychologische Beratungsform ist, sollte ein abgeschlossenes Universitätsstudium der Psychologie oder eine vergleichbare professionelle Ausbildung erste Voraussetzung sein. Zudem sollte ein Coach über Berufserfahrung im Führen verfügen und sich in unterschiedlichen Systemen und Unternehmenskulturen, wie etwa einem global agierenden Konzern oder einem mittelständisch geprägten, regional tätigen Unternehmen auskennen.

Ihr Coach sollte nicht nur theoretisch nachvollziehen können, welche Anforderungen und kritische Konstellationen Ihr Umfeld womöglich mit sich bringt (Feldkompetenz). Entsprechend sind Lebenserfahrung und ein höheres Alter anders zu bewerten als es in klassischen Recruiting-Prozessen der Fall ist. Es ist unwahrscheinlich, dass ein gestandener Klient einen zum Beispiel 30-jährigen Coach aus dem Stand heraus respektiert.

Stichwort

Coaching

Coaching ist eine ergebnis- und lösungsorientierte Beratung zur Verwirklichung beruflicher, unternehmerischer oder persönlicher Ziele. Ziel ist es, dass der Coachee (Kunde, Klient oder Mitarbeiter) über Perspektivwechsel selbst erkennt, was er will, was er kann, welche Ressourcen er hat und wie er seine Herausforderung konkret angehen wird.

Die innere Haltung eines Coachs ist die Neutralität gegenüber dem Coachee sowie gegenüber seinen Herausforderungen und seinen Lösungen. Ein Coach darf Herangehensweisen und Lösungen des Coachees nicht werten und muss dem Coachee die volle Verantwortung für das Ergebnis des Coachings überlassen.

Der Begriff Coaching ist nicht geschützt. Es gibt keine staatlich anerkannte Ausbildung oder wissenschaftlich fundierte Qualitätsstandards für diese Tätigkeit.

Coaching-Ausbildung und seriöse Internetpräsenz

Schon mehrtägige Trainings oder Wochenendseminare, bei denen auch Zertifikate verliehen werden, berechtigen zum Tragen des ungeschützten Titels „Coach“. Sie befähigen in der Regel jedoch nicht zum Coachen. Achten Sie deshalb auf die Ausbildung des Anbieters, die dieser bei einem anerkannten Lehrcoach oder Institut absolviert haben sollte. Angaben dazu finden Sie in den Datenbanken der Coaching-Verbände wie etwa DBVC, dvct oder ICF. Hier werden Coaches auch zertifiziert und weisen danach ein entsprechendes Qualitätsniveau auf.

Sollten Sie eine Webseite eines potenziellen Coachs aufrufen, achten Sie vor allem auf die Botschaft, die hinter dem Webauftritt liegt. Es lohnt sich herauszufinden, ob die Darstellung auf Erfahrung hinweist, auf Know-how und Seriosität. Professionelle Coachs betreiben für ihre Selbstdarstellung oft nur ein Minimum an Aufwand.

Was ein Coach schon im Vorgespräch offenlegen sollte

Das erste Kennenlernen kostet bei einem seriösen Coach nichts. Es ist ein Informationsgespräch, idealerweise aus Geben und Nehmen. Nach dem Gespräch sollten Sie über den formalen und zeitlichen Ablauf Ihres Coaching-Prozesses inklusive der Schätzung des Zeitbedarfs, über die Honorierung sowie die Rechte aus dem Vertrag, der in einer seriösen Coaching-Beziehung unabdingbar ist, informiert sein. Der Vertrag enthält meist die Option für eine Unterbrechung oder den Abbruch des Coachings aus gutem Grund.

Ihr potenzieller Coach sollte Ihnen auch eine Art „Gebrauchsanweisung“ zu sich selbst aushändigen. Sie sollten wissen, welcher Coaching-Tradition er angehört, denn das bestimmt seine ethische Grundhaltung. Im deutschen Sprachraum werden Sie zu einem Gutteil „systemische“ Coachs antreffen, die sich als neutrale Instanz verstehen. Ohne Partei zu ergreifen, klären sie gemeinsam mit Auftraggeber und Coachee (falls es sich nicht um ein und dieselbe Person handelt) das Ziel ihres Einsatzes und sind dann für den Klienten als „Helfer zur Selbsthilfe“ da. Aus dem angelsächsischen Sprachraum stammt die Tradition des „Performance Coach“. Dabei geht es um Leistungsoptimierung, was zur Folge hat, dass diese Experten oft deutlich näher am Trainerberuf sind. Beide Disziplinen werden nämlich gerne verwechselt, und viele Trainer stellen sich als Coach vor.

Ein seriöser Coach steht zu seinen Grenzen

Ein seriöser Coach wird souverän zu seinen Grenzen stehen. Wenn Sie fragen, werden Sie erfahren, was er kann, was nicht und wie gut er etwas kann. Sollte es nötig sein, wird er Sie an einen Kollegen empfehlen. Sollte Coaching in Ihrem Fall nicht die richtige Maßnahme sein, spricht er auch Alternativen an.

Was Ihr potenzieller Coach während des Gesprächs aufnehmen sollte, sind ausführliche Information über den Grund Ihres Besuchs. Er muss ein guter Zuhörer und Fragesteller sein und dadurch Respekt bei Ihnen auslösen. Bei einem professionellen Coach können Sie voraussetzen, dass er sich Bedenkzeit nimmt und herausfindet, ob beide zueinander passen. Ein Vertragsabschluss im Vorgespräch ist unüblich. Sollte der Coach dies fordern, seien Sie skeptisch.

Interesse und Offenheit des Coachs prüfen

Einen Vertrag zu unterschreiben bedeutet noch nicht, auch den passenden Coach gefunden zu haben. In der ersten Sitzung geht es um die Klärung des Ziels, so präzise und konkret wie möglich. Eine leichte Sache ist das nicht. Es kann durchaus irritierend sein, wenn Ihr Coach hartnäckige Fragen stellt, um zu spüren, wo Ihr Thema und Ihre Ziele wirklich anzusiedeln sind und wie sie sich an konkretem Verhalten „merken“ lassen – jetzt und später, bei Ihnen selbst und bei anderen. Gerade dann sind Sie und Ihr Coach auf dem richtigen Weg.

Sie wissen fast immer sehr genau, was Sie an Ihrer jetzigen Situation nicht mehr wollen, weniger genau, was Sie künftig stattdessen wollen. Herauszufinden, wodurch Sie das bis jetzt Gehabte ersetzen können, ist Merkmal einer guten Zielklärung.

Ein guter Coach wird Fragen stellen, die nicht nur beruhigen oder eine rasche Lösung in Aussicht stellen – geschweige denn die wundersame Veränderung eines ganzen Lebens. Im Gegenteil, er wird Sie darauf hinweisen, dass Sie Veränderung wirklich wollen und selbst erarbeiten müssen. Er könnte Sie damit vertraut machen, dass das Kommende irritieren, manchmal auch etwas Angst machen kann. Seine Aufgabe ist nicht, Ihre Sichtweise zu bestätigen.

Coachs sollten keine blumigen Versprechungen machen

Macht Ihnen ein Coach blumige Versprechungen, sollten Sie hellhörig werden. Coaching heißt, Sie nicht zu schonen – Ihr Einverständnis dazu im Vorfeld vorausgesetzt. Ein Coach kann dies tun, indem er zum Beispiel provokative Gesprächsabschnitte oder die Nutzung außergewöhnlicher, aber professioneller Methoden ankündigt. Persönliche Verletzungen und Überheblichkeit jedoch sind dabei ethische „No-Gos“ und Warnsignale.

Forschen Sie nach Augenhöhe, Klarheit, ehrlichem Feedback und Respekt. Setzen Sie Konsequenz in der Sache und doch Herzlichkeit auf Augenhöhe voraus. Coaching funktioniert über eine Vertrauensbeziehung. Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine Dauerbeziehung, denn professionelle Coachs gehen davon aus, dass Sie das bearbeitete Thema nach dem Coaching-Prozess alleine meistern können. Diese Dinge zeichnen sich bereits in der ersten Sitzung ab. Entscheiden Sie danach, ob Ihr Coach der richtige ist.

Überschätzte Auswahlkriterien bei der Suche nach Coachs

Referenzen

Persönlich gegebene Referenzen können ein wesentliches Kriterium dafür sein, sich für den richtigen Coach zu entscheiden. Allerdings verlangt das ein Maß an Offenheit, das Auftraggeber oder Klienten selten leisten möchten. Daher listen die meisten Coachs Marken oder Kundenstimmen auf ihrer Webseite auf, die faktisch keine Rückschlüsse auf die Qualität ihrer Arbeit zulassen.

Identische Branche oder ähnlicher Karriereweg

Auch diese Kriterien sind bei der Auswahl eines Coachs beliebt. Das Bedürfnis nach Ähnlichkeit aber steht im Widerspruch dazu, auf welche Weise professionelles Coaching seine Ergebnisse erzielt. Coaching muss mehr und andere Perspektiven sowie Handlungsoptionen für den Klienten erreichen. Statt um Ähnlichkeit muss es um Feldkompetenz gehen.

Namhaftes Beratungsunternehmen

Die Suche nach einem Coach bei namhaften Beratungsunternehmen resultiert aus einer Mischung aus den schon erwähnten Bedürfnissen. Die Struktur dieser Unternehmen ähnelt zumeist der des auftraggebenden Unternehmens, oder der klingende Name verheißt Qualität und Sicherheit. De facto jedoch arbeiten viele Coachs freiberuflich für große Beratungsunternehmen. Sie tun dies dort oft ebenso in Eigenregie wie für sich selbst.

Standardisierte Auswahlprozesse

Auch wenn Unternehmen standardisierte Auswahlprozesse für Coachs etabliert haben, sind sie nicht in der Lage, Passung und Verlauf eines Coaching-Prozesses zu prognostizieren oder zu garantieren. Dies würde voraussetzen, dass Coaching nicht der aus sich selbst entstehende, spontane und interaktive Prozess der Beteiligten ist. Ein einseitiger, standardisierter Einfluss des Coachs ist nicht möglich. Evaluation erfolgt vielmehr über Feedback der Klienten und Auftraggeber. Messbarkeit kann weder unter großem noch kleinem Namen erreicht werden.

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