Effektives Brainstorming

Beim effektiven Brainstorming werden im Vergleich zum klassischen bereits vorher durchdachte Ideen besprochen. Zwölf Tipps zeigen, wie es funktioniert.

In jeder Branche geben wenige Top-Unternehmen die Innovationsgeschwindigkeit vor. Geprägt von der Unternehmenskultur setzen Mitarbeiter hohe Standards an ihre Leistung. Ebenso verhält es sich mit sehr guten Kreativagenturen. In diesen Ideenfabriken setzen Kreativarbeiter hohe Maßstäbe an die Qualität ihrer Ideen. Ziel: Nicht nur den Kunden beeindrucken, sondern auch sich selbst übertreffen!

Beim klassischen Brainstorming, in dem Teilnehmer jeden unreflektierten Gedanken in den Raum werfen dürfen, gibt es eine Menge an Einfällen, zum Beispiel 100 Ideen in 100 Minuten. Nur: Quantität ist nicht gleich Qualität. Ungefilterte Gedanken in die Runde zu streuen ist vergleichbar mit dem Schuss aus einer Schrotflinte. Um ins Schwarze zu treffen, bedarf es Glück. Effektiv ist es jedenfalls nicht.

Was effektives und klassisches Brainstorming unterscheidet

Zeit ist im 21. Jahrhundert eine der wertvollsten Ressourcen. Während im klassischen Brainstorming amüsante und haarsträubende Ideen geduldig aufgenommen werden und dabei die Zeit verrinnt, werden im effektiven Brainstorming durchdachte Ideen besprochen. Es unterscheidet sich vom klassischen dadurch, dass die präsentierten Ideen qualitativ hochwertig sind.

Angenommen eine Werbeagentur steht in einem Pitch, also einer Wettbewerbspräsentation, um einen Etat von 100 Millionen Euro. Dann suchen im ersten Schritt einzelne Kreativzellen nach Strategien und Ideen. Danach treffen sich die Kreativteams mit einem Köcher voller Konzepte und jedes Team präsentiert seine besten Einfälle. Das Ergebnis ist ein Festival der Genialität, eine Hommage an die Kreativität. Effektives Brainstorming eignet sich gut für abteilungsübergreifende Projekte und für dezentralisierte Unternehmen, da Meetings mit längeren Anreisewegen verbunden sind.

Wie ein effektives und qualitativ hochwertiges Brainstorming gestaltet werden kann, zeigen zwölf Inspirationen:

1. Bereiten Sie sich vor!

Wenn Sie beispielsweise eine Bergtour planen, werden Sie sich mit der Ausrüstung, mit der Aufstiegsroute und dem Wetter beschäftigen. Sie werden alle greifbaren Informationen durchforsten, damit der Aufstieg gelingt, also niemals unvorbereitet sein. Auch auf eine Ideenexpedition sollten Sie sich vorbereiten. Steigen Sie tief ins Thema ein, planen Sie Alternativrouten und schicken Sie nicht nur eine Idee, sondern mehrere Favoriten ins Rennen. Ein Favorit ist eine Idee, die Sie begeistert und die Sie liebend gerne verwirklicht sehen wollen.

2. Sichern Sie Ihre Ideen ab!

Am Anfang war ein Gedanke – oft ein fataler. Zu glauben, eine Idee sei leicht verständlich, ist wohl der größte Irrtum des Kreativarbeiters. Überprüfen Sie stattdessen Ihre Ideen im Vorfeld auf Schwachstellen an Freunden oder Kollegen Ihres Vertrauens. Selbst ein scheinbar einleuchtender Einfall kann durch eine Killerphrase im Papierkorb landen. Es ist ein Leichtes, Ideen, die nur in Form von Gedanken im Raum stehen, als Hirngespinste abzukanzeln. 

3. Planen sie eine Nacht zwischen Vorbereitung und Brainstorming ein!

Nachts verarbeitet das Gehirn die Eindrücke des Tages, verlagert Daten aus dem Kurzzeit- in den Langzeitspeicher und verknüpft neue Informationen mit älteren Erfahrungen. Am nächsten Morgen sehen Sie Ihre Ideen in einem anderen Licht, auf jeden Fall klarer.

4. Präsentieren Sie nur Ideen, für die Sie „brennen“!

Die Gründe dafür:

  • Sie präsentieren nicht nur die Idee, sondern auch sich selbst. Ihre Leidenschaft steckt an und verkauft mit. 
  • Eine geniale Idee setzt Adrenalin frei. Es ist aufregender, etwas Neues in die Welt zu setzen, als Altbekanntes in einer anderen Farbe zu reproduzieren. 
  • Wird die Idee realisiert, verlieben Sie sich wieder aufs Neue in Ihren Job.

5. Präsentieren Sie viele Ideen!

Die Gründe dafür:

  • Die Teilnehmer haben die Freiheit, auswählen zu können. 
  • Es zeigt, dass Sie in verschiedene Richtungen denken können. 
  • Durch Vielfalt umgehen Sie den so genannten Halo-Effekt.

„Halo“ ist das griechische Wort für Lichthof. Wir neigen dazu, eigene Ideen in einem besonderen Licht wahrzunehmen. Die Vorteile eines Geistesblitzes überstrahlen die Nachteile und machen blind für Kritik. Wenn Sie viele Ideen produzieren, können Sie vergleichen und die Vor- und Nachteile der Konzepte abwägen.

6. Bleiben Sie objektiv!

Präsentieren Sie nicht nur die Schokoladenseiten, sondern auch die Konsequenzen Ihres Einfalls. Eine Innovation kann mitunter Marktanteile bestehender Eigengewächse kannibalisieren. Wenn eine Idee nur Vorteile hat, reagieren die Teilnehmer skeptisch. Wenn Sie Ihre Konzepte mit objektiven Argumenten flankieren, werden Sie die Kollegen als neutralen Gesprächspartner einstufen.

7. Fassen Sie sich kurz!

Eine geniale Idee ist einfach und lässt sich im Idealfall mit einem Satz erklären. Der Chefkonstrukteur der russischen Raumfahrt in den 1960er Jahren, Sergei Pawlowitsch Koroljow, kürte Einfachheit zu seinem Lebensprinzip. Koroljow, hauptverantwortlich für den Sputnik-Schock, wird das Zitat zugeschrieben: 

„Je einfacher eine Konstruktion ist, desto genialer ist sie. Kompliziert bauen kann jeder.“

8. Improvisieren Sie!

Verhalten Sie sich bei Richtungsänderungen flexibel. Brainstorming zielt darauf ab, dass es erstens anders kommt und zweitens als man denkt. An dieser Stelle zahlt sich eine gute Vorbereitung aus, denn weil Sie sich im Vorfeld mit alternativen Lösungen beschäftigt haben, fällt Ihnen das Improvisieren leicht.

9. Rechnen Sie mit Killerphrasen!

Killerphrasen dienen dazu, Neues zu verhindern oder Ihnen als Gesprächspartner die Kompetenz abzusprechen. Oder beides. Beispiele:

  • Das haben wir schon immer so gemacht, weil es sich bewährt hat.
  • Das ist unseren Kunden nicht vermittelbar.
  • Wie lange sind Sie schon bei uns?

Menschen sperren sich gegen Ideen, weil sie Angst vor Unbekanntem haben oder einen Prestigeverlust fürchten. Neues kann verdiente Mitarbeiter schnell aus dem vermeintlich sicheren Sattel werfen. Mit folgenden Ideen beruhigen Sie Zweifler und Zauderer:

  • Untermauern Sie Ihre Idee mit soliden Thesen, Studien und Beispielen.
  • Holen Sie vermeintliche Gegner schon vor dem Brainstorming ins Boot, damit diese die Anerkennung mit ihnen teilen können.
  • Heben Sie die Vorteile Ihrer Idee für alle Beteiligten hervor.
  • Sprechen Sie die gleiche Sprache. Oft verursacht eine Idee Angst, weil sie zu kompliziert, oder in „Fachchinesisch“ präsentiert wird.
  • Ist Ihre Idee zu radikal und gibt es weder Best-Practice-Beispiele noch Studien? Werden Sie ein zweites Mal kreativ. In französischen Werbeagenturen etwa gilt es als hohe Kunst, eine mutige Idee zu verkaufen.

Ein erfolgreicher Kundenberater wird von Kreativen bewundert, wenn er Kunden von einem visionären Konzept überzeugt.

10. Lassen Sie los!

Im Brainstorming gibt es einige magische Momente und viele unsichere. Es gibt mehr verschlossene Türen als offene. Die Kunst ist es, Türen zu entdecken, die es vorher nicht gegeben hat. Man wandelt in unbekannten Räumen in vollkommener Dunkelheit, sieht nichts und kann nichts kontrollieren. Nur loszulassen und sich überraschen zu lassen hilft.

11. Behalten Sie Ihr Ziel im Auge!

Loslassen bedeutet nicht, sich von den eigenen Zielen zu verabschieden, wohl aber von dem Weg dahin. Verhalten Sie sich geduldig bei Staus und Baustellen. Geben Sie nicht entnervt auf, wenn Ihre Idee in eine Sackgasse manövriert wurde. Kurz vor dem Ende des Meetings können Ihre Konzepte abgeschossen werden getreu dem Motto: „Neue Besen kehren gut, aber alte wissen wo der Dreck liegt.“

Menschen tendieren dazu, an Bewährtem festzuhalten. Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang von Beharrungstendenz. Geben Sie bei Rückschlägen nicht auf, sondern behalten Sie ihr Ziel im Auge und denken Sie an alternative Routen.

12. Spielen Sie schön!

Einige Ihrer Ideen werden im Brainstorming verworfen, andere wiederum nicht. Der Ausgang ist ungewiss. Was zählt, ist die Art und Weise, wie Sie das Brainstorming spielen. Am Ende zählen zwei Fragen: Haben Sie Ihr Bestes gegeben, und: Was könnten Sie verbessern?

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