EinstellungskriteriumIntelligenz zukünftiger Mitarbeiter beachten
Schon vor zwanzig Jahren zeigte eine amerikanische Studie: Im Vergleich mit anderen Auswahlverfahren bieten Intelligenztests in den USA die größte Vorhersagekraft für späteren beruflichen Erfolg eines Mitarbeiters. Derartige Tests gehören daher schon lange zum amerikanischen Bewerberalltag. In Deutschland jedoch sind sie als Einstellungskriterium verpönt. Personalchefs zweifeln an ihrer Aussagekraft und sehen auch die schlechte Akzeptanz bei den Bewerbern als Gegenargument. Zudem bewirke unser dreigliedriges Schulsystem schon eine Vorsortierung der zukünftigen Bewerber nach Intelligenz und mache somit solche Tests überflüssig.
Doch stimmt das? Dieser Frage ist der Psychologe Jochen Kramer vom Lehrstuhl für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie der Universität Bonn nachgegangen. Seine Metaanalyse macht konkrete Angaben zum Einfluss der Intelligenz auf vier Teilbereiche des beruflichen Erfolges:
- Arbeitsleistung,
- berufliche Lernleistung,
- Einkommen und
- berufliche Laufbahn.
Wenn ein Mitarbeiter unter Berücksichtigung seiner Intelligenz ausgewählt wurde, erbringt er demnach mit einer Wahrscheinlichkeit von gut 80 Prozent eine hohe Arbeits- und Lernleistung - im Vergleich zu 50 Prozent bei reiner Zufallsauswahl. Die Chancen der ausgewählten Bewerber, Karriere zu machen und ein hohes Einkommen zu erzielen, liegen unter Berücksichtigung der Intelligenz bei knapp 70 Prozent.
"Für unterschiedlich komplexe Berufe sind bei diesen Werten Schwankungen zu erwarten",
relativiert Kramer, betont aber den grundsätzlichen Zusammenhang:
"Je intelligenter ein Mitarbeiter ist, desto eher liefert er gute Arbeit und ist beruflich erfolgreich."
Intelligenz, also die mentalen Fähigkeiten eines Menschen, wurde in der Analyse möglichst weit gefasst. 244 Studien aus Deutschland hat Jochen Kramer für die Metaanalyse nach den neuesten Methoden ausgewertet. Nur Studien, die mindestens zwei der drei Bereiche mentaler Fähigkeiten - Zahlen und Rechnen, sprachliche Fähigkeiten und räumliches Vorstellungsvermögen - berücksichtigten, wurden in die Studie aufgenommen. Grundannahme ist nämlich: Im Berufsleben ist allgemeine Intelligenz wichtig statt nur spezifische mentale Fähigkeiten.
Da allgemeine Intelligenz nicht allein ausschlaggebend ist, interessiert den Bonner Wissenschaftler nun, wie viel Anteil am Erfolg zum Beispiel emotionale Intelligenz oder soziale Kompetenzen haben. Schon jetzt weiß er aber:
"Als Personalchef würde ich mir auf jeden Fall ein Bild von der allgemeinen Intelligenz meines zukünftigen Mitarbeiters verschaffen. Wer darauf verzichtet, lässt sich wichtige Informationen entgehen."
[po; Quelle: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn; Bild: Fotolia.com]