EntscheidungsfindungEntscheidungen am besten aus dem Bauch heraus treffen
Gerd Gigerenzer, Psychologieprofessor und Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, vertraut Bauchentscheidungen, denn sie sind das Produkt von einfachen Faustregeln. Diese sind uns meist gar nicht bewusst und basieren häufig auf nur einem einzigen Grund. Der Vorteil der Bauchentscheidung ist: Sie sind schneller, ökonomischer und in vielen Fällen sogar richtig.
Das analytische Vorgehen und langwierige Abwägen hat nach Gigerenzer drei wesentliche Nachteile:
- Der erwartete Nutzen kann sich aus vielen einzelnen Merkmalen zusammensetzen, die sich nicht vergleichen lassen. Er ist nicht dingfest zu machen oder zu messen.
- Wer vor jeder Entscheidung das Maximum herausholen möchte, macht sich das Leben selbst sehr schwer. Die Genügsamen, die sich mit dem zufriedengeben, was ihren Ansprüchen genügt, sind laut Studienergebnissen optimistischer und zufriedener mit ihrem Leben.
- Komplizierte Entscheidungsregeln liefern nicht automatisch die richtigen Ergebnisse.
Das beste Kriterium entscheidet
Gerade weil bei Bauchentscheidungen einfache Regeln zurate gezogen werden, liegen die Entscheider damit richtig. Eine Regel besagt: Take the best. Nimm das beste (nicht das erstbeste!) Kriterium und entscheide. Nur wenn sich kein relevanter Unterschied zeigt, nutze das zweitbeste Kriterium und so weiter. In zahlreichen Experimenten, die Gigerenzer in den letzten Jahren durchführte zeigte sich, dass diese einfache Methode den komplexen Entscheidungsmodellen, wie etwa der multiplen Regressionsanalyse, sehr oft überlegen war.
Der Entscheidungsforscher kam sogar zu dem Ergebnis: Gute Intuitionen müssen Informationen ignorieren. Wer Informationen zu einer Entscheidungssituation weg lässt, trifft die besseren Entscheidungen. „Weniger“ ist immer dann besser, wenn die Zukunft unsicher ist und zu viele Störfaktoren wirksam sind.
Doch Vorsicht: Manchmal ist die Intuition auch falsch. Denn Menschen neigen auch dazu, am Bestehenden festzuhalten, sich an der Meinung anderer zu orientieren, solche Informationen wahrzunehmen, die zu ihrer vorgefassten Meinung passen und manches mehr, was unter die Rubrik „Kognitive Dissonanzen“ fällt. Sie wissen es eigentlich besser und entscheiden doch anders.