Erholung der WirtschaftDer Wettstreit um Talente wird wieder schärfer

Mit der Verbesserung der Wirtschaftslage steigt das Selbstbewusstsein der Arbeitskräfte. Die Unternehmen laufen verstärkt Gefahr, talentierte Mitarbeiter zu verlieren.

Deutlich wird vor allem, dass Unternehmen künftig vor noch größeren Herausforderungen in Bezug auf Personalbindung und Mitarbeitermotivation stehen. Attraktiven Arbeitgebern, die hier bereits gut aufgestellt sind, kann es daher gelingen, sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Unternehmen zu sichern. Denn ihre Mitarbeiter sind überdurchschnittlich loyal und motiviert. Sie laufen weniger Gefahr, Talente zu verlieren, und sie haben die besten Chancen, neue qualifizierte Mitarbeiter zu finden.

Dr. Michael Riesenkönig, Leiter Talent Management von Hewitt Deutschland, erläutert die aktuellen Ergebnisse:

„In den letzten Jahren waren die Arbeitnehmer aufgrund der Rezession verunsichert. Es war in erster Linie wichtig, den Job zu behalten. Jetzt kündigt sich der Aufschwung an, es gibt mehr Möglichkeiten, und viele qualifizierte Mitarbeiter denken wieder an sich und ihre Karriere. Sie reflektieren über das Verhalten ihres Arbeitgebers in den letzten Monaten, die eigene Loyalität und wie weit sie sich tatsächlich in das Unternehmen einbringen wollen. Für die Arbeitgeber heißt das, in die Mitarbeiterbindung zu investieren und vor allem ihre Leistungsträger zu halten.“

Verhaltener Optimismus trotz positiver Signale

Trotz des leichten Aufschwungs bleibt das obere Management in Zentral- und Osteuropa vorsichtig bei der Einschätzung der Zukunft. 42 Prozent gehen immer noch davon aus, dass sich in den kommenden Jahren die Unternehmensgröße verringern wird, 64 Prozent befürchten Einschnitte bei Budgets und wirtschaftlichen Ressourcen. Die größten Sorgen bereitet ihnen aber die Personalsituation.

Auch die Arbeitnehmer schätzen die wirtschaftliche Entwicklung noch verhalten ein. Im Schnitt befürchten sogar einige mehr, ihren Job zu verlieren, als noch vor einem Jahr. Interessanterweise geht dieser Rückgang der Jobstabilität (minus 4 Prozent) dennoch mit einer geringeren Bindung der Mitarbeiter an die Unternehmen einher. Michael Riesenkönig resümiert:

„Einschnitte, die zu Beginn der Krise als Übergangslösung akzeptiert wurden, werden inzwischen zunehmend als dauerhafte Belastung gesehen. Und europäische Arbeitnehmer scheinen nicht mehr bereit, diese uneingeschränkt zu akzeptieren. Sie tun nicht mehr alles dafür, ihren Arbeitsplatz zu behalten, sondern suchen – vor allem in unsicheren Arbeitsverhältnissen – verstärkt nach neuen Optionen.“

Mitarbeiterengagement ist ein Wettbewerbsvorteil

Das erklärt auch die großen Unterschiede zwischen den Unternehmen im Mitarbeiterengagement – und diese Lücke wird voraussichtlich noch breiter. Die Studie zeigt, dass es attraktiven Arbeitgebern auch in turbulenten Zeiten gelungen ist, positive Betriebsergebnisse zu erzielen. Der Schlüssel sei ein engagiertes Team, so Riesenkönig. Attraktive Arbeitgeber, also jene mit einem hohen Prozentsatz engagierter Mitarbeiter, erzielten auch überdurchschnittliche Ergebnisse. Zudem haben sie es auch einfacher, Top-Talente von anderen Unternehmen abzuwerben. Sie könnten ihren Wettbewerbsvorteil also sogar noch ausbauen und an der Konkurrenz vorbei ziehen, prognostiziert Riesenkönig.

Erfolgsrezept Kommunikation und Transparenz

Auf welche Maßnahmen attraktive Arbeitgeber dabei setzen, geht ebenfalls aus der Hewitt-Studie hervor: Verstärkte Präsenz und Kommunikation des Managements. Im Unternehmensalltag bedeutet dies einen fortlaufenden und partnerschaftlichen Dialog mit den Mitarbeitern, gelebte Wertschätzung, aber auch Transparenz und Klarheit im Bezug auf die Strategie und zukünftige Ausrichtung des Unternehmens.

Attraktivste Arbeitgeber in Ost- und Zentraleuropa

Als attraktivste Arbeitgeber in der Kategorie Großunternehmen wurden die türkische CEVA Logistics, gefolgt von Coca Cola in der Ukraine ausgezeichnet. INTEL Technology Polen führt das Ranking bei den mittleren Unternehmen an sowie Superlit aus der Türkei bei den Kleinunternehmen.

Hewitt befragte über 123.000 Mitarbeiter und 2.700 Top-Manager aus 700 Unternehmen in sieben zentral- und osteuropäischen Ländern (CEE) zu ihrer Arbeitsplatzqualität. Voraussetzungen für eine Teilnahme waren eine Mindestanzahl von 50 Mitarbeitern und eine Geschäftstätigkeit von mindestens 2 Jahren im jeweiligen Land.

[Quelle: Hewitt Associates; Bild: Fotolia.com]

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