Familienunternehmen sind attraktiv für Work-Life-Balance und Betriebsklima
Berufseinsteiger in Deutschland bevorzugen mehrheitlich ein Familienunternehmen als künftigen Arbeitgeber: 62 Prozent der Absolventen ziehen ein solches Unternehmen einem Großkonzern vor. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Franz Haniel & Cie. GmbH. In anderen europäischen Ländern ist das Bild gegensätzlich: 45 Prozent der befragten französischen Studenten etwa möchten lieber in einem börsennotierten Großkonzern arbeiten; in Dänemark wiederum nur 42 Prozent. Dr. Michael Prochaska, Personaldirektor bei Haniel, sagt:
„Die starke Rolle der Familienunternehmen in der Bundesrepublik ist im internationalen Vergleich außergewöhnlich. Häufig sind es mittelständische Unternehmen, die auf ihrem Spezialgebiet Weltmarktführer sind. Dies und die damit einhergehenden Aufgaben sind deutschen Absolventen dabei wichtiger als Börsenrenommee.“
Familienunternehmen punkten durch Nähe
Von einem Job in einem Großkonzern versprechen sich die befragten Studenten eine hohe Vergütung, gute Aufstiegsmöglichkeiten sowie ein internationales Arbeitsumfeld. Als Nachteile befürchten sie vor allem eine mit der Größe einhergehende Anonymität, schlechte Work-Life-Balance und lange Entscheidungswege. Mit Familienunternehmen hingegen assoziieren die befragten Studenten in erster Linie ein gutes Betriebsklima, kurze Kommunikationswege und bessere Möglichkeiten der Familienplanung. Auf der anderen Seite sehen sie die Gefahr, dass der enge Kontakt zur oftmals familiendominierten Geschäftsführung Konfliktpotenzial birgt und die Aufstiegschancen im Unternehmen begrenzt sind. Dazu Prochaska:
„Eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur, schnell Verantwortung übernehmen zu können und eine hohe Identifikation und Motivation der Mitarbeiter sind Stärken der Familienunternehmen. Diese Trümpfe müssen die Personalabteilungen jedoch auch offensiv ausspielen, um die besten Köpfe für ihr Unternehmen zu gewinnen.“
Das Ranking der attraktivsten Arbeitgeber unter großen deutschen Familienunternehmen führt wie schon im vergangenen Jahr die Robert Bosch GmbH an. Die Plätze zwei und drei der 13 zur Wahl stehenden Familienunternehmen belegen Beiersdorf und Dr. Oetker und verdrängen die Platzierten des Vorjahres, Henkel und Bertelsmann. Auch im Ranking nach spezifischen Arbeitgebereigenschaften belegt Bosch den Spitzenplatz: 73 Prozent der Befragten bescheinigen dem Konzern ein sehr gutes Image und 78 Prozent teilen die Meinung, dass das Unternehmen eine sehr hohe Beständigkeit aufweist. Auch erwarten die Absolventen bei Bosch die besten Karrierechancen. Auf den folgenden Plätzen liegen in diesen Kategorien jeweils Beiersdorf, Bertelsmann, Dr. Oetker, Aldi und Henkel.
Bekannte Unternehmen: Mangelhaftes Arbeitgeberimage
Die Haniel-Studie zeigt, dass die Bekanntheit eines Unternehmens nicht zwangsläufig einen positiven Einfluss auf die Beliebtheit als Arbeitgeber hat: Die beiden bekanntesten Familienunternehmen Aldi und Lidl belegen in dem Ranking der Arbeitgeberattraktivität nur die Plätze neun und zwölf. Beiersdorf belegt hingegen im Bekanntheitsranking nur Rang neun von 13 Unternehmen, genießt aber unter den Absolventen mit Platz zwei ein hohes Ansehen als Arbeitgeber. Die Berufseinsteiger lassen sich also von großen Namen nicht mehr blenden. Die Konsequenz: Will ein Unternehmen erfolgreich sein, muss es den Mitarbeitern Entfaltungsmöglichkeiten und Karriereoptionen bieten und diese kommunizieren
Auch bei den Eigenschaften, die ein Wunscharbeitgeber aus Sicht der Absolventen haben sollte, gibt es erhebliche nationale Besonderheiten: Während für die Studenten in Deutschland, Frankreich und Dänemark vor allem Karriereoptionen und Entwicklungsperspektiven innerhalb des Unternehmens bei der Arbeitgeberwahl von Bedeutung sind, steht für 64 Prozent der jungen Menschen in Ungarn eine gute Work-Life-Balance im Vordergrund. Einig sind sich die Absolventen aller vier Länder darin, dass sowohl die Tradition des jeweiligen Unternehmens als auch seine Organisationsstruktur für die Wahl des Wunscharbeitgebers von geringerer Bedeutung sind: Laut Studie sind lediglich zwischen zwei und fünf Prozent der Befragten der Meinung, dass diese beiden Faktoren für die Wahl des Arbeitsplatzes relevant sind.
Hinweis
Für die Studie mit dem Titel „Wer ist attraktiver? Großkonzern oder Familienunternehmen?“ hat Haniel 824 Studenten aus Deutschland, Frankreich, Dänemark und Ungarn befragt.
Quelle: Kienbaum