FeedbackSo sagen Sie Ihrem Chef die Meinung

Dem Chef Feedback geben? Gefragt sind jetzt Selbstbewusstsein, Fingerspitzengefühl und eine Strategie. Wie wird Ihr Feedback zum Coaching für den Chef? Und wann ist der optimale Zeitpunkt für das Gespräch? Unterschätzen Sie keinesfalls das Ego Ihres Vorgesetzten. Dann gelingt das Feedback-Gespräch.

Viele Mitarbeiter bemerken Eigenschaften ihres Vorgesetzten, die sie kritisch sehen. Manche haben deshalb mit ihrem Chef ein schlechtes Verhältnis. Ihre Kritik und ihren Ärger äußern die Mitarbeiter jedoch oft nur unter Kollegen. Dem Chef persönlich die Meinung zu sagen, kann zu negativen Konsequenzen führen und erfordert daher Mut.

Wann haben Sie sich das letzte Mal über Ihren Chef geärgert? Und weiter: Weiß Ihr Chef das?

Nicht jeder Chef steht einem Feedback von Mitarbeitern offen gegenüber. Führungskräfte geben nicht gerne Fehler zu. Bei Kritik verfallen sie leicht in eine Rechtfertigungshaltung. Das Ego ist dann größer als der Wille zur Weiterentwicklung. Im Folgenden erfahren Sie, wie man dem Chef die Meinung so sagen kann, dass sich das Gespräch dennoch lohnt.

Einen eigenen Beitrag zu guter Führung leisten

Nicht nur Manager führen das Unternehmen, auch Mitarbeiter können das tun – vorausgesetzt, sie haben den Willen dazu. Mitarbeiter tragen ihren Teil bei, indem sie im Team ein bestimmtes Führungsverhalten billigen, anderes nicht.

Geklärt werden folgende Fragen:

  • Was brauchen und erwarten Mitarbeiter von ihrem Chef?
  • Welche Art der Führung braucht das Team, um möglichst erfolgreich und leistungsfähig zu sein?

Keiner kann das besser einschätzen als das Team selbst. Ob der Chef bestimmte Kriterien erfüllt oder nicht, erleben Mitarbeiter jeden Tag – im Gegensatz zu Vorgesetzten oder Personalreferenten.

Erwartungen an das Führungsverhalten klären

Wenn Mitarbeiter feststellen, dass sie mit der Art der Führung ihres Chefs nicht zufrieden sind, dass im Team Motivation und Leistung sinken oder verbessert werden können, dann sollten sie es nicht beim Meckern belassen.

Wichtig ist, für sich oder auch mit den Teamkollegen zu klären, welches Verhalten von Vorgesetzten gewünscht wird. Mitarbeiter sollten Verantwortung für ihre eigenen Bedürfnisse und ihre Vorstellungen von Führung übernehmen.

Jeder Mensch hat unterschiedliche Erwartungen an Führung: Der eine wünscht sich mehr Freiraum und weniger Kontrolle. Der andere braucht vielleicht genau das Gegenteil, nämlich Sicherheit und Unterstützung, Entscheidungshilfen und Hilfe bei Konflikten. Was sich jedoch nahezu jeder Mitarbeiter wünscht: klare Rückmeldungen zur Leistung und Anerkennung.

Den richtigen Zeitpunkt für das Feedback an den Chef finden

Wenn sich ein Mitarbeiter entschieden hat, dem Chef Feedback zu geben und die Meinung zu sagen, dann sollte dies gut durchdacht sein. Besonders wichtig ist, konkrete Anhaltspunkte wie etwa Beispielsituationen parat zu haben. Außerdem muss der Mitarbeiter den richtigen Moment finden, für ein Gespräch mit dem Vorgesetzten finden.

Ein spontaner Wutausbruch ist nie angebracht, genauso wenig wie ein direkter oder indirekter Angriff in Gegenwart anderer Personen. Stattdessen empfiehlt es sich, eine Situation zu suchen, in der man sich als Mitarbeiter sicher fühlt und in der der Vorgesetzte Zeit hat. Wenn das Anliegen, um das es geht, sehr bedeutsam ist, sollte mit dem Chef ein Termin für eine Besprechung vereinbart werden. 

Auf das Ego des Chefs eingehen

Der Mitarbeiter sollte versuchen, sich in seinen Chef hineinzuversetzen: Viele Führungskräfte glauben, den Schein aufrechterhalten zu müssen, dass sie alles können, alles wissen und von sich selbst hundertprozentig überzeugt sind. Selbstzweifel werden versteckt.

Wenn ein Mitarbeiter nun versucht, diesen Schein zu zerstören, erzeugt das mit hoher Wahrscheinlichkeit Gegenwehr. Denn es braucht einigen Mut, wenn ein Chef dem Mitarbeiter bei persönlicher Kritik zuhören und die Kritik ernst nehmen will. Der Chef braucht den Mut, Schwäche zu zeigen, Gefühle und Selbstzweifel zuzulassen und der Angst entgegenzutreten, der Mitarbeiter könnte Unerfüllbares verlangen.

Der Mitarbeiter sollte sich eine Strategie überlegen, wie er mit solchen Reaktionen des Vorgesetzten umgeht, um zum Ziel zu gelangen. Gesprächsziel sollte zunächst die Einsicht des Chefs sein. Am Ende des Gesprächs geht es um eine Vereinbarung für die Zukunft, deren Einhaltung der Mitarbeiter überprüfen und gegebenenfalls vom Chef einfordern muss.

Die Vorbildfunktion des Chefs deutlich machen

Um trotz dieser möglichen Reaktionsweisen an die Person des Chefs heranzukommen, müssen Mitarbeiter bereit zur Konfrontation sein und sich deutlich sowie unmissverständlich ausdrücken. Sie dürfen ein Ausweichen, Herausreden oder vorgeschobene Entschuldigungen nicht zulassen.

Will der Chef ein nicht völlig inkongruentes Verhalten an den Tag legen, muss er offen sein und zuhören. Mit dieser Strategie packen Mitarbeiter ihren Chef beim Ehr- und Pflichtgefühl. Schließlich hat er als Vorgesetzter eine Vorbildfunktion. Sollte der Chef besonders schwierig sein, sollten Sie ihm gleich zu Beginn des Gesprächs Grenzen aufzuzeigen.

Dazu wird ihm von Anfang an seine Vorbildrolle vor Augen geführt: Er ist Vorbild für eine konstruktive Feedbackkultur und er trägt die Verantwortung für ein Umfeld, in dem Mitarbeiter Bestleistungen erzielen. An dieser Stelle machen Mitarbeiter deutlich, was sie dafür von ihm brauchen. Welcher Chef kann sich da noch herauswinden?

Dem Chef die eigenen Wahrnehmungen mitteilen

Viele Chefs hören sich selbst am liebsten reden. Mitarbeiter sollten dann unterbrechen, wenn ein Monolog droht. Sie sollten dem Chef klarmachen, dass er jetzt zuhören soll. Dabei geht es darum, immer von sich persönlich zu sprechen, von seinen Bedürfnissen, Gefühlen und Wahrnehmungen.

Keine Wahrnehmung ist „wahr“, denn Wahrnehmungen sind subjektive Wirklichkeitskonstruktionen. Mit ihrer Meinung über das Verhalten des Chefs teilen Mitarbeiter also ihre eigene Wirklichkeit mit. Diese Wirklichkeit ist unangreifbar, denn sie ist das, was Mitarbeiter erleben und fühlen.

Sobald sich beide Seiten – soweit das möglich ist – über ihre jeweilige Sicht und Wirklichkeit verständigt haben, sollte eine Vereinbarung darüber getroffen werden, wie es weitergehen soll. Denn solche Gespräche sind nutzlos, wenn sich danach nichts verändert.

Mitarbeiter sollten ihre Erwartungen so konkret wie möglich benennen, damit der Chef weiß, mit welchem Verhalten er den Erwartungen des Mitarbeiters entsprechen kann. Doch: Nichts ändert sich sofort. Mitarbeiter sind mit ihrem Feedback an den Chef erfolgreich, wenn sie ihm bestimmt und gewissenhaft immer wieder zurückmelden, ob er sie nun richtig führt oder nicht.

Coachen Sie Ihren Chef durch Ihr Feedback?

Stellen Sie sich die folgenden Fragen:

  • Übernehme ich Verantwortung für mich und meine Erwartungen an Führung?
  • Präge ich die Führungskultur in meinem Unternehmen mit?
  • Kläre ich, welche Art Führung gebraucht wird, um motiviert arbeiten zu können?
  • Bereite mich auf das Gespräch mit meinem Chef vor und wähle einen passenden Zeitpunkt?
  • Lasse ich meinen Chef im Gespräch nicht ausweichen?
  • Konfrontiere ich ihn mit meinen Erwartungen?
  • Weis ich ihn auf seine Vorbildrolle hin?
  • Treffe ich klare Vereinbarung zu zukünftigen Verhalten mit ihm?

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