FinanzierungFamilienunternehmen wechseln ihre Strategie
Wie treffen Familienunternehmen ihre Finanzierungsentscheidungen? Welche Kapitalstruktur weisen sie auf? Wie gestalten sie ihre Finanzierung? Welche Ziele verfolgen die Eigentümer von Familienunternehmen? Diese zentralen Fragen beantwortet die aktuelle Studie „Finanzierung von Familienunternehmen“. Erstellt wurde sie vom Center for Entrepreneurial and Financial Studies (CEFS) der Technischen Universität München (TUM) in Kooperation mit dem AlphaZirkel und mit Unterstützung von Droege & Comp. Financial Advisors.
Flexibilität und Liquidität stehen an erster Stelle
Die Mehrzahl der Familienunternehmen geht sehr professionell mit Finanzierungsfragen um. So verfügt das Gros der Finanzverantwortlichen über solide fachspezifische Erfahrung und die Mehrheit (84 Prozent) trifft ihre Finanzierungsentscheidungen auf Basis mittelfristiger Finanzpläne. Wichtigste Ziele der Eigentümerfamilien sind die Steigerung des Unternehmenswerts und das weitere Wachstum des Unternehmens. Es geht darum, die Existenz und Funktionsfähigkeit der Firma sicherzustellen.
Daher legen die Eigentümerfamilien auch Wert auf Finanzierungsziele, bei denen Flexibilität und Liquidität an erster Stelle stehen. Zugleich möchten sie den Einfluss externer Kapitalgeber möglichst vermeiden. So ist es nicht überraschend, dass fast die Hälfte (48 Prozent) der Unternehmen die Finanzierung aus eigenen Mitteln bevorzugt. 35 Prozent setzen auf eine Kombination aus Eigen- und Fremdmitteln.
Die Studienergebnisse widerlegen zudem zwei häufige Vorurteile gegenüber Familienunternehmen. So weisen die befragten Unternehmen unabhängig von ihrer Unternehmensgröße im Durchschnitt eine sehr gesunde Eigenkapitalausstattung auf - damit kann eine chronische Unterkapitalisierung von Familienunternehmen nicht bestätigt werden. Auch arbeitet die Mehrheit (88 Prozent) mit mehreren Banken zusammen und nutzt den Wettbewerb zwischen diesen für ihre wirtschaftlichen Ziele - ein Großteil wickelt seine Fremdkapitalfinanzierung also nicht ausschließlich über die Hausbank ab. Zudem wissen die meisten Familienunternehmen, dass sie einem Banken-Rating unterliegen, kennen dieses und streben eine Verbesserung an.
Finanzierungsinstrumente noch konservativ
Bei der Wahl ihrer Finanzierungsinstrumente agieren Familienunternehmer allerdings weiterhin recht konservativ und setzen am häufigsten auf Gewinnrücklagen und Bankkredite. Häufigster Ratgeber in Finanzfragen ist auch weiter bei 99 Prozent der Firmen ihre Hausbank; weitere wichtige Ratgeber sind Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer. Innovative Finanzierungsinstrumente wie privates Beteiligungskapital, Anleihen, Genussrechte beziehungsweise -scheine und Börsenkapital werden hingegen kaum genutzt.
Rund ein Drittel (35 Prozent) der Unternehmen plant jedoch, das Finanzierungsverhalten zukünftig zu ändern und verstärkt innovative Finanzierungsinstrumente zu berücksichtigen. Durch diesen Wechsel in der Finanzierungsstrategie könnten einige Familienunternehmen finanziellen Handlungsspielraum hinzugewinnen. Damit sich Familienunternehmer stärker für innovative Finanzierungsinstrumente öffnen, müssen bestehende Barrieren, zum Beispiel aufgrund von Vorurteilen und Informationsasymmetrien, sowohl von Familienunternehmern als auch von potenziellen Kapitalgebern überwunden werden.
Erfahrungsberichte anderer Familienunternehmer sowie eine zielgerichtete Aufklärungsarbeit durch die Kapitalgeber könnten einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass die Professionalität der Familienunternehmen auch in die Nutzung des breiten Angebots an Finanzierungsinstrumenten mündet. Potenzielle Kapitalgeber sollten den Eigentümerfamilien auf eingängige Art und Weise die Charakteristika und Vorteile einzelner innovativer Finanzierungsinstrumente näher bringen.
[dw; Quelle: Droege & Comp.; Bild: fotolia]