Führen im HomeofficeWie virtuelle Führung gelingt

Führungskräfte, die vor Corona kaum auf Distanz geführt haben, müssen sich nun auf einige Änderungen einstellen. Leitlinien helfen, damit die Führung aus dem Homeoffice gelingt.
Von Christoph Pause

Die Corona-Krise hat einige Veränderungen bewirkt: Ganze Unternehmen arbeiten derzeit geschlossen im Homeoffice – ein Zustand, der vor nicht allzu langer Zeit für viele noch unvorstellbar war. Worauf müssen Führungskräfte jetzt achten?

Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg

Was für die gemeinsame Arbeit im Büro gilt, ist in Sachen „Remote Work“ und „Remote Leadership“ quasi unumgänglich: Engmaschige Kommunikation. Die selbstverständlichen Dinge des Büroalltags wie Rückfragen an Kollegen oder der informelle Austausch an der Kaffeemaschine sind im Homeoffice nur bedingt möglich. Um hier Silodenken zu vermeiden oder aufzubrechen und dafür zu sorgen, dass sich keiner allein gelassen fühlt, sollten Führungskräfte auf einen regelmäßigen Austausch achten. Und das nicht nur zu fachlichen Themen.

Regelmäßige „Wasserstandsmeldungen“ zeigen, wie die Stimmung gerade ist. Sie helfen Führungskräften, aufkommende Sorgen und Ängste von Anfang an zu vermeiden. Regelmäßige Telefonate – oder besser Videocalls – vermitteln zudem Struktur und Sicherheit. In solch unsicheren Zeiten ist das wichtiger denn je. Das heißt auch: Feste und regelmäßige Termine wie Daily Standups oder andere Teammeetings, die auch im Büro regelmäßig durchgeführt wurden, sollten jetzt weiter stattfinden.

Flexibel und transparent bleiben

Eines haben die vergangenen Wochen gezeigt: Man kann kaum zuverlässig vorhersagen, was als Nächstes passiert und welche Entwicklungen die Wirtschaft nehmen wird. Führungskräfte dürfen und sollten transparent kommunizieren, wenn sie derzeit auf Sicht fahren. Sie sollten Maßnahmen, die nicht funktionieren, auch schnell wieder fallen lassen und alternative Wege gehen. Auch hier gilt: Der Austausch mit dem Team ist wichtig.

Was ist geplant? Wo sind die Herausforderungen? Und wo bestehen noch Unklarheiten? Hier sollten Führungskräfte mit offenen Karten spielen, ihre Mitarbeiter miteinbeziehen und auf deren Know-how zurückgreifen – und keine falschen Versprechungen machen.

Auf das richtige Maß achten

Viele Führungskräfte trieb vor Corona die Sorge um, dass ihre Mitarbeiter im Homeoffice nicht effizient genug arbeiten. In der Praxis ist das Gegenteil der Fall: Studien belegen, dass das Arbeiten im Homeoffice sogar produktiver ist. Für Unternehmen und Führungskräfte mag das auf den ersten Blick erfreulich sein. Gleichzeitig birgt das aber Gefahren. Vorgesetzte sollten darauf achten, dass ihre Teams die Pausenzeiten einhalten und einigermaßen pünktlich Feierabend machen.

Wenn der Arbeitsplatz sich derzeit in der Küche oder am Esstisch befindet, fällt vielen die Trennung von Job und Freizeit schwer und sie vernachlässigen die wichtigen Ruhe- und Erholungszeiten. Gerade in belastenden oder stressigen Zeiten ist es wichtig, dass Führungskräfte das Wohlbefinden und damit auch die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter gewährleisten. Sie sollten ein Auge darauf haben, ob Grenzen zwischen Job und Privatleben verschwimmen.

Gute Planung ist die halbe Miete

Regelmäßige Meetings sind nicht nur für das Gemeinschaftsgefühl wichtig – sie stellen auch sicher, dass alle wissen, was zu tun ist und welche Ziele in den kommenden Tagen erreicht werden sollen. Sind diese Ziele dann beschlossen, müssen sie festgehalten werden. Doch wo wurde nochmal was notiert? Kam die Info per Mail oder gibt es bisher nur Chats zu dem Thema? Ist das Planungsdokument online abgespeichert oder liegt es auf dem Server? Ist der Stand, den man gerade vor sich hat, der aktuelle oder gab es noch Änderungen? Sich dann auf die Suche nach den aktuellsten Infos zu machen, ist nicht nur lästig. Es kostet auch jede Menge Zeit – und am Ende auch Geld.

Abhilfe schaffen hier Kommunikationstools, die alle relevanten Informationen auf einer Plattform versammeln und auf die jeder Mitarbeiter Zugriff hat. Werden Dokumente – möglicherweise von mehreren Personen parallel – bearbeitet, wird automatisch der aktuellste Stand gespeichert. Über diese Plattformen kann man darüber hinaus hervorragend die Kommunikation mit Kunden und externen Partnern organisieren sowie einen Platz für gemeinsam genutzte Dokumente schaffen.

Führungskräfte, die die latente Angst vor Kontrollverlust umtreibt, werden feststellen, dass sie dank solcher Kollaborationstools einen guten Überblick haben, was sich in ihrem Team gerade tut. Und indem sie ihre Mitarbeiter darauf hinweisen, jeweils ihren Status (verfügbar, abwesend oder in der Mittagspause) zu kennzeichnen, wissen sie genau, wer wann gerade erreichbar ist.

Und nach Corona?

Homeoffice, Kollaborationstools, eine Flexibilisierung der Arbeitsmodelle und digitale Führung: All das wurde in den letzten Wochen auf radikale Art und Weise dem Praxistest unterzogen. Die Frage ist: Inwieweit werden die jetzt angeeigneten Kompetenzen und die Möglichkeiten der digitalen Zusammenarbeit auch in Zukunft Einzug in den Arbeitsalltag halten?

Eins ist klar: Der Ruf danach bestand schon lange Zeit vor Corona. Besonders junge Fachkräfte, die agile Zusammenarbeit und Flexibilität fordern, werden diesen Weg aller Voraussicht nach gerne weiter beschreiten. Für Unternehmen und ihre Führungskräfte wird das eines der Erfolgskriterien sein, gut ausgebildete junge Mitarbeiter für sich zu gewinnen und langfristig zu binden. Und auch diejenigen, die Familie und Job unter einen Hut bringen müssen, werden entlastet, wenn sie hin und wieder von zu Hause aus arbeiten können.

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