FührungSo stärken Führungskräfte das Selbstbewusstsein ihrer Mitarbeiter

Wer als Führungskraft sein Unternehmen und sein Team nach vorne bringen will, braucht selbstbewusste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zweifler und Jasager bremsen Prozesse aus. Job der Führungskraft ist daher, jeden Einzelnen in seinem Selbstbild zu stärken. Wie funktioniert das in der Praxis?
Von Philip Semmelroth

Warum muss das Selbstbewusstsein Mitarbeitender gestärkt werden?

Die Menschen machen den Unterschied. Ob ein Unternehmen erfolgreich ist oder nicht, hängt von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ab. Doch es entscheiden nicht die Talente über deren Leistungsfähigkeit. Top-Leistung ist vielmehr davon abhängig, wie sehr die Mitarbeitenden sich selbst einbringen. Wie stark sie bereit sind, ihr Potenzial auszuschöpfen.

All das ist eine Frage des Selbstbewusstseins. Denn wie jemand über sein Ich denkt, beeinflusst sein Verhalten. Der Blick auf sich selbst kann Menschen ins Handeln bringen – oder auch davon abhalten.

Die Haltung entscheidet über die Leistung

Mit dem Selbstbewusstsein wächst die Energie. Selbstbewusste Menschen sind überzeugender, schlüpfen seltener in eine Opferrolle und brauchen weniger Motivation von außen. Gestärkte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entscheiden schneller, handeln zügiger und erreichen dadurch bessere Ergebnisse.

Selbstvertrauen reduziert Zweifel – besonders im Kundenkontakt macht sich das bemerkbar. Kunden entscheiden sich für denjenigen, der das Produkt am überzeugendsten präsentiert. Sie kaufen, was ihnen am wenigsten Angst macht, nicht, was nach rationaler Abwägung wahrscheinlich das Optimum wäre. Die Folge: Selbstsichere Verkäufer verkaufen mehr.

Nichts ersetzt einen starken Glauben an uns selbst. Solange Menschen felsenfest davon überzeugt sind, dass sie etwas können, werden sie auch liefern. „Können“ bedeutet in diesem Fall, dass wir uns zutrauen, eine an uns gestellte Aufgabe zu einem im Vorfeld definierten Termin in guter bis sehr guter Qualität zu erfüllen.

Damit Mitarbeitende an diesen Punkt kommen, können ihre Vorgesetzten sie unterstützen. Folgende Tipps sorgen für ein selbstbewusstes Team.

Recruiting: Das Selbstbewusstsein der Bewerber prüfen

Schon bei der Einstellung sollten Führungskräfte darauf achten, ob der Bewerber an sich und seine Fähigkeiten glaubt. Oder ob er eher an sich zweifelt. Auch wenn das kaltherzig klingt: Mit Zaghaften und Jasagern können Sie kein Team aufbauen, das das Tagesgeschäft irgendwann allein stemmt. Und das sollte immer das oberste Ziel einer Führungskraft sein.

Ins Handeln bringen: Erfolgserlebnisse sind wirksamer als Erklärungen

Es gibt drei Wege, um Menschen zu beeinflussen: über das

  • Denken, die Ansprache mit Theorie und rationalen Informationen
  • Fühlen, Emotionen und Erlebnisse
  • Handeln

Wer über Theorien, Fakten und Informationen das Selbstbewusstsein eines anderen Menschen aufbauen will, stößt schnell an Grenzen – nämlich auf bereits vorhandene Überzeugungen. Entstehen im Kopf des Mitarbeiters Konflikte, verwirft er die neuen Impulse schnell wieder. Besser ist es daher, in der Mitarbeiterführung auf das Handeln der Betreffenden zu setzen.

Im Unternehmensalltag bedeutet das: kontrollierte Herausforderungen, die Mitarbeiter zwingen, ihre Komfortzone zu verlassen, und die ihnen gleichzeitig Erfolgserlebnisse verschaffen. Nur „Selbst machen“ und „Selbst erleben“ wirken nachhaltig auf das eigene Denken, Fühlen und Handeln. Geben Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür die Gelegenheit.

Ambitionierte Ziele setzen: Aus der Komfortzone schubsen

Den meisten Menschen fällt es schwer, die Komfortzone zu verlassen. Aber erst außerhalb dieser Zone kann sich das Selbstbild verändern. Die Aufgabe als Führungskraft lautet daher, neue Spielfelder für die Teammitglieder zu definieren und ihnen einen Schubs zu geben, damit sie sich auf diese Spielfelder trauen. Wer noch nie eine herausfordernde Aufgabe übernommen hat, weiß schließlich nicht, ob er es kann.

Animieren Sie Ihre Mitarbeitenden dazu, regelmäßig freiwillig den Wohlfühlbereich zu verlassen. Möglichkeiten für einen Schritt in fremde Gefilde gibt es immer. Und bei allen heißt die Belohnung Freiheit, Erfolg und mehr Handlungsspielraum. Räume, die Mitarbeitende einmal erweitert haben, werden nicht wieder schrumpfen.

Das Verschieben von Grenzen erfordert Mut und die Bereitschaft, den Status quo infrage zu stellen. Eine bewährte Methode dafür ist, sich überschaubare, aber fordernde Ziele zu setzen und so Schritt für Schritt ein bisschen mutiger zu werden. Mit dem Erreichen ambitionierter, aber machbarer Ziele wächst das Selbstvertrauen.

Eine gute Führungskraft hilft, die Grenzen zu verschieben und sich des eigenen Potenzials bewusst zu werden. Sie raubt dem Mitarbeiter die Ausreden, hinterfragt dessen Selbstbild und erweitert durch gezielte Impulse das Denken.

Sicherheit durch Rituale: Selbstzweifel und Ausflüchten keine Chance geben

Viele Mitarbeitende verfügen über wichtige Fähigkeiten, bremsen sich in der Umsetzung aber selbst aus. Ihr Wille wirft ihnen permanent Knüppel zwischen die Beine: der Wille zu zweifeln, der Wille, irgendetwas anderes zu erledigen, der Wille, sich vielleicht doch noch etwas besser vorzubereiten. Diese typischen Verhaltensmuster gilt es zu durchbrechen.

Wer weniger zweifelt, schneller in die Umsetzung kommt, schafft mehr Ergebnisse. Menschen werden erfolgreicher, wenn ihre Resultate weniger abhängig sind von ihrer Willenskraft. Der Grund dafür ist simpel: Der freie Wille ist gar nicht so frei. Er befindet sich ständig im Gefecht mit Ausflüchten, Gegenargumenten oder unbewussten Prägungen.

Es gilt daher, wichtige Aufgaben so zu organisieren, dass die Menschen sie ohne willentlichen Anlauf durchführen können. Je weniger Planung und Selbstmanagement nötig sind, desto mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, das gewünschte Ergebnis auch dann zu erreichen. Um dies sicherzustellen, gilt es, Rituale zu definieren. Führungskräfte können Mitarbeitende dabei unterstützen, auf das Unternehmen maßgeschneidert Routinen zu erarbeiten.

Wenn Mitarbeiter einer bewährten Routine folgen, kommen sie automatisch zu überzeugenden Resultaten. Das zahlt aufs Selbstvertrauen ein. Natürlich sollen Routinen den eigenen Willen nicht ersetzen. In bestimmten Fällen erweisen sie sich aber von Vorteil, weil sie diesen Willen unterlaufen.

Ausprobieren lassen: Fehler sind lehrreicher als Seminare

Es ist für alle Seiten besser, wenn Mitarbeitende sehr früh lernen, selbstständig Entscheidungen zu treffen. Das beschleunigt Prozesse und entlastet die Vorgesetzten. Natürlich funktioniert nicht alles auf Anhieb. Nicht alle Resultate werden sofort überzeugen.

Doch durch kontinuierliches Ausprobieren, Messen und Auswerten lässt sich die beste Strategie entwickeln, um planbar gewünschte Ergebnisse zu erreichen. Und nur auf diesem Weg verbessert sich das Leistungsniveau der Mitarbeitenden.

Wichtig für Führungskräfte ist daher, eine positive Fehlerkultur zu etablieren. Fehler lassen sich nicht vermeiden, wenn Mitarbeitende mehr Verantwortung bekommen. Doch: Jeder Fehler gibt Menschen die Chance, dazuzulernen.

Lernprozesse gelingen durch Reflexion eigener Entscheidungen, durch Training und durch die Beteiligung an den Konsequenzen. Lernen durch Erfahrung erzielt wesentlich höhere Wirkung, als Menschen zu einem Seminar zu schicken. Wer lernt, wächst – in Fachkompetenz und Selbstvertrauen.

Aufgaben verteilen: Jedem Spieler die passende Position

Wer erfolgreich sein will, wird das immer nur im Team schaffen. Deshalb ist es wichtig, Engpässe und Schwachstellen auszugleichen. Mitarbeitende erfüllen Aufgaben nie in identischer Art und Weise. Doch das macht den einen oder anderen nicht zu einem schlechteren Mensch. Das führt nur dazu, dass die Führungskraft Positionen ergebnisorientiert besetzen muss.

Manchmal werden Mitarbeitende, die hervorragende Arbeit im Innendienst leisten könnten, gezwungen, im Außendienst zu akquirieren. Doch wenn sie dort keine Begabung und kein Selbstvertrauen haben, ist es kein Wunder, dass das zu schlechten Ergebnissen und einem schlechten Selbstbild führt.

Beim Fußball würde auch niemand den Verteidiger rechts außen kritisieren, weil er im Sturm zu wenig Tore schießt. Wer eine Person mit den richtigen Fähigkeiten an den richtigen Stellen einsetzt, unterstützt das Team bestmöglich und steigert die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.

Positive Referenzerlebnisse schaffen: Ängste und Hürden überwinden

Wie schöpfen Menschen ihr volles Potenzial aus? Erfolgserlebnisse beflügeln. Menschen wachsen extrem in ihrem Selbstbewusstsein, wenn sie eine anfangs als unlösbar eingestufte Aufgabe erfolgreich meistern. Wenn es ihnen beispielsweise gelingt, trotz Angst vor öffentlichen Auftritten einen bravourösen Vortrag zu halten. Aber nur, wenn sie diesen Prozess intensiv reflektieren und anerkennen, dass das positive Resultat durch die Überwindung eigener Ängste, Hürden und Grenzen erreicht werden konnte. Dann wird das Erlebnis integraler Bestandteil der eigenen Persönlichkeit.

Dabei kann die Führungskraft helfen. Menschen wachsen, indem sie Probleme bewältigen und sich in einem Reflexionsprozess darüber klar werden, was sie da eigentlich erreicht haben. Je mehr positive Referenzerlebnisse Menschen haben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie daraus Impulse für ihr Selbstvertrauen ableiten.

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