FührungWas Chefs 4.0 auszeichnet

Führungskräfte im Zeitalter von Industrie 4.0 müssen Veränderungen initiieren und Prozesse begleiten. Sie sind Ermöglicher, Moderator und Mediator.

Die Industrie 4.0 erreicht langsam aber sicher den deutschen Mittelstand. Laut einer Studie der Boston Consulting Group haben bereits 20 Prozent der deutschen Unternehmen erste Maßnahmen oder Konzepte für Industrie 4.0 umgesetzt. Das Internet der Dinge verändert aber nicht nur die Art und Weise der Herstellung von Produkten, sondern revolutioniert unsere Unternehmen und die Wirtschaft insgesamt grundlegend.

Beispiele wie Nokia zeigen, wie schnell sich Branchen verändern und selbst verkrustete Marktstrukturen quasi über Nacht erodieren. Das Gespenst der disruptiven Innovation macht die Runde. Maschinen kommunizieren über Sensoren und Internettechnologie mit anderen Maschinen (M2M). Maschinenbau ohne Softwareentwicklung wird zunehmend undenkbar.

Mitarbeiter verschiedener Disziplinen auf eine Vision einschwören

Dabei arbeiten Fachleute zweier Disziplinen zusammen, die völlig unterschiedlich ticken. Führungskräfte müssen lernen mit dieser Vielfalt in ihren Teams umzugehen. Dazu müssen sie in der Lage sein, Mitarbeiter unterschiedlichster Fachrichtungen auf eine Vision und die daraus abgeleiteten Ziele einzuschwören, aufkeimende Konflikte zu erkennen und konstruktiv aufzulösen. Als Vorbilder leben sie die Akzeptanz unterschiedlicher Werte vor und verstehen sich als echte Team-Manager, die ihre Teams in die Lage versetzen, autonom zu agieren, um die vorhandenen Kompetenzen optimal auszuschöpfen.

Die Digitale Transformation verändert die Wertschöpfung. Ein Beispiel ist General Electric. Das Unternehmen verkauft und garantiert mit Contract Service Agreements Kunden im Energiesektor umfassende Ergebnisse. Statt bei steigender Nachfrage Energieerzeugern mehr Windräder zu verkaufen, werden nun vernetzte Systeme entwickelt, die mit Hilfe von Software bestehende Anlagen optimal auslasten. Damit steht nicht mehr das beste Produkt, sondern die optimale Lösung im Vordergrund. Das ist konsequent vom Kunden her gedacht. Jetzt rächt es sich, dass viele mittelständische Unternehmen nicht schon vor Jahren begonnen haben, konsequent Entscheidungskompetenzen bei ihren Mitarbeitern aufzubauen.

Netzwerkgedanken vorleben und Mitarbeiter intellektuell herausfordern

Deutschland braucht eine neue Führungskultur. So lautet auch das Ergebnis einer Studie des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Richtungsweisend seien bewegliche Führungsstrukturen, etwa sich selbst organisierende Netzwerke, die eine große Innovationsstärke mit sich brächten und das Silodenken mit den weit verbreiteten Abteilungsegoismen durchbrechen könnten.

Dennoch bleibt der „Unternehmer 4.0“ Taktgeber und Visionär. Führungskräfte müssen den Netzwerkgedanken vorleben. Sie dürfen den fachlichen Austausch in der Kaffeeecke aus Angst vor Effizienzverlust nicht unterbinden. Nur wer seine Mitarbeiter intellektuell herausfordert und unkonventionelle Ideen und Meinungen zulässt, sorgt für Innovationsbereitschaft. Denkverbote sind heute das größte Hindernis für Innovationen. Nicht nur beim Unternehmen 3M, dem Erfinder des Post-it, dürfen Mitarbeiter einen Teil ihrer Arbeitszeit in die Ideenentwicklung frei investieren. Das Modell des Transformationalen Führens gibt hierzu Leitplanken für die Praxis vor: Vorbild sein, Mitarbeiter mit Visionen und Zielen inspirieren, alte Denkmuster aufbrechen sowie auf individuelle Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen – Eigenschaften und Fähigkeiten, die erfolgreiche Führungskräfte zukünftig mehr denn je benötigen.

Führungskräfte als Prozessbegleiter und Initiatoren von Veränderungen

Führungskräften im Zeitalter von Industrie 4.0 kommt insbesondere die Rolle des Faciliators zu. Sie sind Prozessbegleiter, die Veränderungen initiieren und begleiten. Sie sorgen für Ressourcen und bringen Menschen in Teams zusammen, die dann aufgrund ihrer Expertise in der Lage sind, autonom ohne Chef umsetzbare Lösungen zu erarbeiten.

Partizipation und demokratische Führung klingen verlockend, da sie Führungskräfte im Alltag vom Detailbalast befreien und Mitarbeiter stark einbinden. Doch es bedeutet auch Verantwortung zu tragen. Nicht jeder Mitarbeiter wünscht sich das. Nur Führungskräfte, die in Gesprächen erkennen, was die Mitarbeiter können und wollen, werden in der Lage sein, Hochleistungsteams zu formen. Der ideale „Chef 4.0“ sollte deshalb ein guter Kommunikator sein: Er sollte sowohl souverän den realen Auftritt in der physischen Welt beherrschen als auch digitale Formen der Kommunikation nutzen können.

Führungskräfte als Moderatoren und Mediatoren

Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) zum Thema „Industrie 4.0“ hat gezeigt, wie wichtig weiche Faktoren in einer digitalisierten Arbeitswelt sind: Hier forderten die befragten Entscheider, dass neben der IT-Kompetenz soziale Fähigkeiten ausgebaut werden müssten. Hierzu gehört die Fähigkeit, gekonnt mit Vielfalt umzugehen.

Vielfalt bedeutet aber auch den Umgang mit unterschiedlichen Interessen und Erfahrungswelten, die Konfliktpotenzial bergen. Die „Führungskraft 4.0“ wird damit zum Moderator und Mediator. Für den Mittelstand bedeutet dies, heute die Weichen für die Zukunft zu stellen, neue Strukturen für das Unternehmen aufzubauen und Macht abzugeben.

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