FührungUnternehmensvision als Führungsinstrument nutzen

Wie können Führungskräfte die Unternehmensvision nutzen, um die Kräfte zu bündeln, die Aktivitäten in eine gemeinsame Richtung zu lenken und die Leistung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern? Welche Potenziale lassen sich nutzen?

Warum ist die Unternehmensvision wichtig für Führungskräfte?

Die Unternehmensvision ist das Bild einer erstrebenswerten und vorstellbaren Zukunft eines Unternehmens. Sie beschreibt den Zustand, den das Unternehmen langfristig anstrebt. Zusammen mit der Mission ist die Vision Teil der Unternehmensführung und Grundlage der Unternehmensstrategie.

Nicht nur das Unternehmen als Ganzes kann die Macht der Vision nutzen, um sein Handeln daran auszurichten, sondern auch jedes einzelne Unternehmensmitglied. Häufig tun sich Führungskräfte aber schwer damit, den spirituell anmutenden Begriff „Vision“ zu übernehmen und gezielt zu nutzen. Dabei kann ein positives Zukunftsbild, wie es die Vision darstellt, als nützliches Führungsinstrument dienen.

Die Vision als bildhafter Zukunftsentwurf des Unternehmens

Die Vision repräsentiert die unternehmerische Ausrichtung und bildet das unternehmerische Handeln ab. Dadurch wird die Unternehmensvision zu einem glaubwürdigen und attraktiven Bild der zukünftigen Unternehmensentwicklung mit einem szenarioartigen Charakter. Sie weist in eine bestimmte Richtung, ohne den Rahmen zu verbindlich zu fixieren.

So können aus der Vision die Unternehmensziele abgeleitet und damit das Management bei der Entscheidung unterstützt werden, auf welche Produkte, Kundengruppen oder Märkte das Unternehmen seine Ressourcen konzentrieren soll. Welche Rolle die Vision für Führungskräfte spielen kann, wird vor allem bei der Betrachtung ihrer Funktionen und Effekte deutlich.

Vision hat Sinngebungs- und Motivationsfunktion

Visionen stellen sinnstiftende Zukunftsentwürfe dar und können als Quelle der Motivation für die Beschäftigten und Führungskräfte dienen. Diese Funktion beruht auf der persönlichen Identifikation jedes einzelnen Unternehmensmitgliedes mit der Unternehmensvision. Die Vision ermöglicht es Organisationsmitgliedern, den Beitrag ihrer Arbeit in einem größeren Kontext zu betrachten, was sie motiviert.

Motivation ist eine Voraussetzung für zielorientiertes Handeln und Verhalten und deshalb aus der Perspektive der Führungskräfte ein Ansatz, um Strategien zur Performancesteigerung einer Organisationseinheit zu entwickeln.

Führungskräfte können die Vision gezielt nutzen. Zum Beispiel, indem sie diese ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und deren eigenen Beitrag zur Erfüllung der Vision bewusst machen. Mithilfe direkter Kommunikation vermittelt die Führungskraft die Vision und lebt sie in ihrer Rolle als Vorbild vor.

Vision hat Identitätsfunktion

Die Vision kann eine kollektive Identität, eine Gemeinschaft, entwickeln. Sie bildet das Vorhaben ab und stiftet Identität. Auch dies können sich Führungskräfte zunutze machen, indem sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch die Vision in ein „Wir-Gefühl“ einbinden. So kann die Führungskraft für ihre Organisationseinheit eine spezifische Identität schaffen.

Hier sollten sich Führungskräfte fragen, was die eigene Organisationseinheit tun kann, um sich der übergeordneten Unternehmensvision anzunähern und welche Rolle die eigene Abteilung oder das eigene Team in diesem Zusammenhang spielt.

Vision hat Richtungs- und Orientierungsfunktion

Die Vision versteht sich als Leitstern oder Leitidee und gibt mit ihrer Zielrichtung zugleich das grundlegende Unternehmensziel an. So soll das Unternehmen zukunftsorientiert geführt werden und den Organisationsmitgliedern Sicherheit vermitteln. Der Orientierungs- und Richtungscharakter der Vision richtet sich sowohl auf Handlungen und Entscheidungen der Unternehmensmitglieder als auch auf die täglichen Aktivitäten der Führungskräfte aus. Die Vision unterstützt somit die Führungskräfte bei der Einordnung ihres Wirkens im Unternehmen.

Die aus der Vision abgeleitete Richtung beeinflusst die Einordnung der Rolle von Abteilungen und Teams im Unternehmen, was beispielsweise für die Einführung eines neuen Geschäftsmodells unabdingbare Voraussetzung ist. Erst die Kraft des Zukunftsbildes ermöglicht es, die vielen Hindernisse auf dem Weg zur Umsetzung zu überwinden und die neuen Rollen, Prozesse und Strukturen in den Organisationseinheiten zu verankern. Außerdem hilft die Unternehmensvision durch ihre klare Ausrichtung, Komplexität im Unternehmen zu reduzieren. Vereinfachte unternehmensinterne Vorgänge erleichtern so den Führungsalltag.

Vision hat Fokussierungsfunktion

Durch die Vision fokussiert sich das Unternehmen auf seine Kernaktivitäten und priorisiert diese. Die Bedeutung der Vision zeigt sich darin, dass sie Wesentliches über Unwichtiges stellt. Es fällt so leichter, sich auf die Kernaktivitäten zu konzentrieren, was die Leistung der Beschäftigten steigert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen ihre Kräfte gezielter ein. Diesen Aspekt können Führungskräfte für ihren Bereich übernehmen und dadurch die Vision als Grundlage für das Priorisieren einsetzen.

Um wirksamer zu fokussieren, sollte die Führungskraft wissen, welche Kernaktivitäten in ihrem Bereich zum Erreichen der Vision am meisten beitragen. Das sind die Kernaktivitäten, die besonders wichtig sind.

Vision hat Integrationsfunktion

Die Vision fördert das systemische Denken und Handeln der Unternehmensmitglieder. Dadurch können einzelne führungspolitische Aktivitäten zu einem Gesamtkonzept integriert werden. Durch die Unternehmensvision werden Führungsinstrumente systematisch aufeinander abgestimmt, sodass eine nach Innen gerichtete Integration gemäß einem stimmigen Führungskonzept erfolgt. So kann das visionsorientierte Führungsverhalten alle Ziele, Strategien und Instrumente daraus ableiten.

Die Vision zeigt sich in der formalen Integration, aber auch in der Partizipation aller Betroffenen im Prozess der Entwicklung und Implementierung der Unternehmensvision. Organisationsmitglieder und Unternehmensvision beeinflussen sich wechselseitig, was den integrativen Charakter der Vision deutlich macht.

Damit wird ein „fitting“ der Teilkonzepte der Führungstätigkeit generiert, das einerseits die Unternehmensvision und andererseits die Beschäftigten als Akteure des Unternehmens im Blick hat. Die Unternehmensvision stellt so ein wichtiges personalpolitisches Führungsinstrument dar.

Vision hat Kreativitäts- und Innovationsfunktion

Die menschliche Schöpfungskraft drückt sich in der Vision aus. Der Visionsprozess verlangt nicht nur ein großes Kreativitätspotenzial im Unternehmen, er fördert auch die Kreativität der einzelnen Personen im Unternehmen. Darüber hinaus setzt die angestrebte Vision Innovationspotenziale frei. An die Realisierung einer Vision schließen sich meist Forschungs- und Entwicklungsprojekte an, die wiederum Innovationsprozesse starten.

Diese Potenziale sind im Führungsalltag wichtig, da es künftig nicht ausreichen wird, sich auf die Verwaltung von Tätigkeiten und Abläufen zu konzentrieren. Führungskräfte müssen Innovationen in ihren Bereichen fördern und können in diesem Zusammenhang die Vision als Tool zur Kreativitätssteigerung nutzen.

Weitere Funktionen der Unternehmensvision als Führungsinstrument

Werden die vielfältigen Funktionen der Unternehmensvision eingesetzt, gibt es weitere Effekte. So kann die Unternehmensvision für die Organisation und ihre Mitglieder eine Außenwirkung entfalten. Sie wirkt, ob beabsichtigt oder nicht, auf diverse Stakeholder wie Kapitalgeber, Lieferanten, Vertreter aus Öffentlichkeit und Politik, Kunden und Kooperationspartner. Das kann Führungskräften das Handeln mit externen Akteuren erleichtern.

Je nachdem wie umfassend der Kreis relevanter Stakeholder gezogen werden kann, vermag eine Vision auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Wechselbeziehungen einwirken und nachhaltig eine Branche, einen Markt, eine ganze Gesellschaft oder die internationale Wirtschaft beeinflussen. Deshalb sollte im Außenverhältnis des Unternehmens das zukunftsgerichtete Vermitteln einer Vision von den Führungskräften nicht unterschätzt werden.

© Dennis Möller
Unternehmensvision als Führungsinstrument

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