FührungsstilVier Irrtümer übers Chefsein
„Ich schaffe das allein“
Gehören Sie vielleicht zu den Machern, die am liebsten überall die Fäden ziehen und selten das Vertrauen haben, dass es auch ohne sie geht? Fühlen Sie sich oft überlastet, weil Sie so viel selbst entscheiden müssen? Und wie oft hat sich herausgestellt, dass die eine oder andere Aufgabe vielleicht doch besser bei einem Spezialisten aufgehoben gewesen wäre?
Das Gegenmittel: Im Prinzip müssen Sie Ihre Einstellung ändern und Ihren Mitarbeitern mehr vertrauen beziehungsweise anvertrauen. Zukünftig sollten sie nichts tun, was ein anderer nicht genau so gut oder gar besser erledigen könnte. Lassen Sie los! Nur so schaffen Sie sich die nötigen Freiräume für die wirklich wichtigen Führungsaufgaben.
„Wer Macht hat, hat Recht“
Ihren Kopf setzen Sie durch – in jeder Situation. Schließlich sind ja auch Sie für das Unternehmen verantwortlich. Das mag zwar stimmen, doch kann diese Einstellung auch zu folgenschwereren Fehlern führen. Schon allein deshalb, weil Sie als Chef in einem rechtlich stark reglementierten Raum agieren. Hier gelten Gesetze, Tarifbestimmungen, Betriebsvereinbarungen und die Vereinbarungen der Arbeitsverträge. Verstoßen Sie dagegen, werden Sie Ihre wertvolle Zeit mit klagenden Mitarbeitern, Betriebsräten und Gewerkschaften verbringen. Recht behalten um jeden Preis schadet nicht nur dem Betriebsklima, sondern auch Ihrem Image.
Das Gegenmittel: Respektieren Sie immer das geltende Recht. Fragen Sie bei schwierigen Themen Ihren Rechtsanwalt, um keine Fehler zu machen. Versuchen Sie, mit Ihren Mitarbeitern ein konstruktives Miteinander zu finden.
„Es gibt keine fähigen Leute“
Sie klagen, dass Sie kein gutes und für Ihr Unternehmen passendes Personal finden? Sie glauben schon allein deshalb sei es notwendig, alles selbst machen zu müssen?
Das Gegenmittel: Es liegt in Ihren Händen, die besten Mitarbeiter zu finden. Professionalisieren Sie deshalb Ihren Bewerbungs- und Einstellungsprozess. Stellen Sie Stellenbeschreibungen, Job-Inserate, Auswahlgespräche oder Eignungstests auf den Prüfstand. Gegebenenfalls kann auch eine Personalberatung helfen, ein geeignetes Auswahlverfahren zu entwickeln. Fordern Sie von dazu befähigten Mitarbeitern eigene Entscheidungen und loben Sie diese ausdrücklich für ihr Verhalten.
„Die Mitarbeiter denken nicht mit“
Sie beschweren sich, dass Ihre Mitarbeiter nicht mitdenken beziehungsweise eigenverantwortlich handeln. Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass alle Mitarbeiter eigenständig und selbstverantwortlich handeln können müssen. Denn es gibt in einem Unternehmen auch viele einfache Arbeiten, bei denen Zuverlässigkeit und Effizienz viel eher gefragt sind als flexibles Denken. Andere Tätigkeiten wiederum verlangen vor allem Selbständigkeit, rasche Auffassungsgabe oder die Fähigkeit zur Problemanalyse.
Ihr Gegenmittel: Suchen Sie die Schlüsselstellen und fragen Sie sich, ob hier die richtigen Leute sitzen und mitdenken? Sitzen an anderen Stellen jene Mitarbeiter, die genaue Vorgaben zuverlässig umsetzen können? Nutzen Sie vor allem Ihre Menschenkenntnis, wenn Sie wichtige Aufgaben delegieren. Beachten Sie die Mentalität Ihrer Angestellten und gehen Sie auch über deren Wunschvorstellungen nicht hinweg.