GehirnpowerFitness für die grauen Zellen
Je älter ein Mensch wird, desto mehr schwinden seine geistigen Fähigkeiten – diese Annahme hielten Wissenschaftler und Laien lange Zeit für erwiesen. Doch die Hirnforschung hat gezeigt: Menschen können im Alter kognitiv dasselbe leisten wie in ihrer Jugend. Denn Neuronen, die wichtigsten Zellen bei der Informationsübertragung im Gehirn, sterben beim Altern nicht notwendigerweise ab. Im Gegenteil: In einigen Hirnregionen wächst die Anzahl der Neuronen mit dem Lebensalter.
Diese Neurogenese, also das Wachstum von Neuronen, kann jeder Mensch selbst beeinflussen. Die Anatomie des Gehirns, neuronale Netzwerke und kognitive Fähigkeiten hängen ab von der Lebenseinstellung, den Erfahrungen und von dem Umgang mit der Umwelt. Und diese lassen sich steuern. Mit geeignete Verhaltensgewohnheiten und passender Lebensweise kann man seine kognitive Fitness erhalten oder sogar steigern.
Der Mensch lernt nie aus – sollte er auch nicht
Indem man neue Fähigkeiten erwirbt, erweitern und verzweigen sich die Neurosysteme im Gehirn. Man kann also die physikalische Beschaffenheit dieses Organs verändern. Beispielsweise helfen Cello spielen, Jonglieren, eine Fremdsprache sprechen oder Taxi fahren, die motorischen Fähigkeiten und räumliche Orientierung zu verbessern. Vor kurzem zeigte ein Experiment, dass Menschen sogar lernen können, ihr Schmerzempfinden abzuschwächen. Denn die Teilnehmer begannen, die sichtbar gemachte Aktivität des zuständigen Hirnareals zu kontrollieren.
Die Tatsache, dass Lebensalter und kognitive Fähigkeit nicht unbedingt zusammenhängen, erklärt, warum große Denker wie Sokrates, Kopernikus und Galileo selbst im Rentenalter noch geistige Höchstleistungen vollbrachten. Dasselbe gilt für Wirtschaftslenker wie Ferdinand Piëch, der mit 71 Jahren nicht nur dem Aufsichtsrat von VW vorsitzt, sondern in der ganzen Autobranche mächtig die Strippen zieht. Ein weiteres Beispiel ist der ehemalige US-Notenbankchef Alan Greenspan, der mit 81 Jahren Berater der Deutschen Bank wurde.
Ein wacher Geist verzögert also die Vergreisung. Aber nicht erst im Alter ist kognitive Fitness von Vorteil. Sie hilft Menschen jedes Alters, das Beste aus ihren beruflichen und privaten Möglichkeiten zu machen. Wer sein Gehirn in Schwung hält, ist eher in der Lage, vernünftig zu urteilen, seine Gedächtnisleistung voll auszuschöpfen, zu lernen, zu planen, sich Situationen anzupassen. Diese Fähigkeiten helfen,
- Entscheidungen zu treffen,
- Probleme zu lösen,
- mit Stress und Veränderung umzugehen,
- offen zu sein für neue Ideen und Perspektiven,
- das eigene Verhalten zu verändern,
- die Konsequenzen des eigenen Handelns vorherzusehen und
- Ziele zu erreichen.
Um einen solch aktiven, schöpferischen Geist zu fördern und zu bewahren, bieten sich einige gezielte Maßnahmen an. Im Folgenden finden Sie Vorschläge, welche Schritte zu größerer mentaler Fitness verhelfen.
Verstehen, dass Erfahrungen das Gehirn wachsen lassen
Schon Mitte des 20. Jahrhunderts stellten Wissenschaftler fest, dass die Erfahrungen, die ein Mensch macht, starken Einfluss auf seine kognitive Gesundheit hat. Stimulierende Erlebnisse fördern die Fähigkeit von Kindern, mit ihrer Umwelt Kontakt aufzunehmen. Seit wenigen Jahren weiß man, dass Eindrücke und Erziehung die Gehirnstruktur beeinflussen: Das Gehirn von Lebewesen, die vielen Eindrücken ausgesetzt sind, ist im Vergleich zum Gehirn unerfahrenerer Artgenossen anatomisch komplexer und hat mehr Falten und Fissuren.
Neu sind Einsichten, wie das Gehirn Erfahrungen verarbeitet. So werden Lernvorgänge verschlüsselt und die Fähigkeit aufgebaut, den Erfahrungen entsprechend zu handeln. Die Erkenntnis: Im Gehirn bilden Neuronensysteme die Objekte, Menschen und Handlungen ab, die ein Mensch wahrnimmt. Diese Neuronensysteme setzen sich aus sogenannten Spiegelneuronen zusammen. Sie unterstützen die Geschwindigkeit und Genauigkeit der Wahrnehmung, indem sie im Gehirn Objekte und Handlungen aus der Umwelt simulieren. So erleichtern Spiegelneuronen die Verarbeitung von Reizen, fördern Reaktionen und beschleunigen den Lernprozess und die Lernfähigkeit.
Bisher hatten Wissenschaftler angenommen, der Mensch lerne nur durch Übung – also durch direkte, eigene Erfahrung. Die Existenz von Spiegelneuronen allerdings lässt den Menschen auch durch Beobachtung und indirekte Erfahrung lernen. So lernt beispielsweise, wer einem Golfprofi zuschaut, durch dessen Erfahrung die korrekte Haltung und die richtige Schwungbewegung. Er lernt durch das mentale Bild. Auf gleiche Weise erwirbt der Mensch soziale Fähigkeiten mit Hilfe spezieller Spiegelneuronen, die Gesichtsausdrücke, Gesten und andere Signale reflektieren. Er vergleicht das Verhalten seines Gegenübers mit den mentalen Eindrücken, die er durch Erfahrung gewonnen hat.
Das heißt, dass mentales Nachvollziehen und sich Vorstellen von Handlungen, zum Beispiel einem Golfschlag, eine Form des Lernens ist. Dies belegt den Nutzen von Simulationen, Planspielen und Case Studies für die Ausbildung von Führungskräften. Außerdem sind diese indirekten Erfahrungen nicht nur effektiv, sondern machen das Lernen auch effizient: Wer von der langen, direkten Erfahrung anderer Menschen zu profitieren weiß, indem er Vorgänge in seinem Geist kurz simuliert, erleichtert sich die tatsächliche Ausführung. Seine Neuronen sind durch die Simulation darauf vorbereitet. Die Fähigkeit wird deutlich schneller erlernt als ohne Beobachtungswerte. Selbstverständlich bleibt die direkte Erfahrung der bedeutendste Faktor in der Entwicklung des menschlichen Gehirns. Doch der Weg für solche Erfahrungen lässt sich ebnen.
Ein Werkzeug, mit dem Führungskräfte ihr Gehirn stärken können, ist das „Management by walking around“. Das heißt, sie sollten ihr Büro regelmäßig verlassen und das Gespräch mit ihren Mitarbeitern suchen. Das ist nicht nur Zeichen eines guten Führungsstils, sondern auch eine Art kognitiven Trainings. Früher gingen Handwerker in jungen Jahren auf die Walz. Der Sinn solcher Wanderschaften: Psychologische Reife und eine klare Selbstidentität zu fördern. Der Zeitpunkt dieser Walz, die späte Jugend, ist ideal. In dieser Zeit bildet und festigt das Gehirn neuronale Netzwerke, die Selbstidentität sowie soziales und moralisches Verhalten eines Menschen bestimmen. Eine „Reise durch das Unternehmen“ kann vor allem jungen Führungskräften für ihre weitere Karriere sehr nützen. Sie sollten in jungen Jahren verstehen lernen, wie die Menschen denken, denen sie vorstehen. Dann haben Führungskräfte große Chancen, dass diese Erfahrungen die Entwicklung ihrer neuronalen Netzwerke beeinflussen – und damit auch die Entscheidungsprozesse, die eine Person in Führungsposition regelmäßig durchläuft.
Spielen ist Arbeit
Eine weitere Maßnahme, um kognitive Fitness zu fördern, ist Spielen. Kinder stellen sich beim Spielen die Welt vor, entdecken und erfinden sie für sich.
Das Verb „spielen“ wird oft definiert als fantasievolle Einzel- oder Gruppenaktivität, die Entdeckung und Lernen ermöglicht, oder als soziale Handlung, die emotionale und soziale Intelligenz fördert. Das Substantiv „Spiel“ hat eine Konnotation von Spaß und Entspannung. Beide Wörter sind verbunden mit Wohlgefühl und dem entsprechenden Belohnungssystem im Gehirn.
Auch wissenschaftliche Forschung hat gezeigt, dass Spielen ein vornehmlich menschliches Phänomen und die Quelle für Freude ist. Freude wiederum verursacht im Gehirn den Ausstoß von Neurotransmittern, die die Entwicklung des kindlichen Gehirns beeinflussen. Freude ist also der emotionale Treibstoff, der die Entwicklung des Gehirns und die Erweiterung synaptischer Netzwerke fördert. Wird ein Kind älter, trägt Freudeempfinden zur Entwicklung höherer Gehirnfunktionen bei. Folglich ist Spielen nicht nur Wegbereiter sozialer und emotionaler Reife, sondern auch Schrittmacher physiologischer Entwicklung.
Im harten Arbeitsalltag sollte man das Spielen nicht vergessen. Bei Erwachsenen aktiviert und erhält Spielen die am höchsten und zuletzt entwickelten Hirnareale. Sie sind zuständig für Motivations- und Belohnungsvorgänge, Ziel- und Fähigkeitsvorstellung, geistige Vorstellungskraft, Selbsteinschätzung, Erinnerungsvermögen und andere wichtige Hirnfunktionen. Wer spielt, verbessert also sein Vermögen, die Welt zu verstehen und zu beurteilen. Albert Einstein hielt seine Fähigkeit, tiefe Einblicke in das Universum und seine Beschaffenheit zu erlangen, für das Ergebnis von Kombinationsspielen.
Erwachsene müssen das Werkzeug Spielen bewusst einsetzen. Denn Menschen beginnen beim Heranwachsen, sich dem Ernst der Welt anzupassen und verlernen das Spielen. Das Potenzial von Spiel als Gehirntraining nimmt ab. Viele erfolgreiche Unternehmen wie Google und Apple, die Höchstleistungen von ihren Mitarbeitern erwarten, haben Umgebungen geschaffen, die verschiedene Spielmöglichkeiten bieten. Dazu gehören Spielzimmer und Chatrooms. Diese Firmen haben begriffen: Ein Umfeld, das Spielen erlaubt und fördert, kann Kreativität und kognitive Gesundheit der Mitarbeiter deutlich steigern. Entsprechend vermindern Unternehmen die geistigen Leistungspotenziale ihrer Angestellten, wenn sie Ansätze des Spielens im Keim ersticken.
Beispiel Lego Serious Play
Lego bietet speziell für Teams und Unternehmen das Programm Lego Serious Play an. In den Kursen konstruieren die Teilnehmer Landschaften und Modelle, erzählen Geschichten und spielen verschiedene Szenarien durch. Dadurch sollen sie „durch ihre Finger denken“: Das Spielen wirkt als Katalysator bei der Lösung schwieriger Probleme und Situationen.
Bei der Suche nach der richtigen Strategie für optimale Gehirnauslastung ist eines besonders wichtig: Das Gleichgewicht von Risiko und Sicherheit. Führungskräfte, die die positiven Effekte des Spielens auf das Gehirn nutzen möchten, müssen an dem Spiel direkt beteiligt sein. Für sie muss im wahrsten Sinne des Wortes etwas auf dem Spiel stehen. Erst das Gefühl das Risikos macht mental höchst aufmerksam und aktiviert Verstand und Einfallsreichtum. Daher ist ein gewisses Maß an Risiko förderlich für die Karriere. Sobald jedoch der Einsatz so hoch ist, dass er belastend wirkt und Stress verursacht, wirkt das Risiko als Hindernis: Das Gehirn schaltet um auf „Überlebens-Modus“. Es greift auf instinktive, vorprogrammierte Verhaltensweisen zurück und verhindert, dass der Betroffene sein kognitives Potenzial ausschöpft. Durch Spielen zu lernen und das Gehirn zu fördern, bringt also Anstrengung mit sich. Und das Risiko, zu versagen. Spielen ist harte Arbeit.
Nach Mustern suchen
Das menschliche Gehirn besteht aus zwei Hälften. Sie haben verwandte aber doch sehr verschiedene Funktionen. Die linke Hemisphäre liefert vor allem neuronale Informationen, mit deren Hilfe der Mensch Routinetätigkeiten ausführt. Die rechte Gehirnhälfte ist zuständig für Neues sowie Erfahrungen und Informationen, die weniger geradlinig sowie sprachlich oder mathematisch nicht sehr strukturiert sind. Diese Hemisphäre ist die „poetischere“: Sie arbeitet mit Fantasie, metaphorisch und basiert auf Bildern.
Die Funktionen der linken Hemisphäre halten viele Menschen für genetisch vorbestimmt. Daher zielen viele Trainings zur kognitiven Fitness hauptsächlich darauf ab, die (kreative, spielerische) rechte Gehirnhälfte zu stimulieren. Dies kann wichtig und effektiv sein. Mindestens ebenso wichtig ist jedoch, die analytischen Neuronennetzwerke der linken Hemisphäre zu stimulieren. Sie liefern ein Handlungsrepertoire, mit dem der Mensch alltägliche und gewohnte Standardaufgaben löst. Dieser Teil des Gehirns ist von entscheidender Bedeutung: Sogenannte Attraktoren, das heißt Neuronen, die bei wichtigen Steuerungsfunktionen vermitteln, unterstützen die Funktionen der linken Gehirnhälfte. Attraktoren stimmen Gedanken und Handlungen sehr effizient und effektiv ab. Das heißt, sie bilden die Grundlage dafür, dass der Mensch Muster von Gegenständen und Handlungen erkennen kann. Mit Hilfe dieser musterhaften Schablonen durchschaut er die Ordnung und den Sinn der vielen Informationen, die aus der Umwelt auf ihn wirken. So kann ein Mensch eine Situation beurteilen und schnell und angemessen handeln.
Dieses Erkennen von Mustern ist besonders wichtig für Führungskräfte. Sie müssen häufig Sachverhalte einfach, aber auf keinen Fall zu einfach darstellen. Gerade in einer globalisierten Geschäftswelt, die sich ständig verändert, ist das sichere Erkennen von Mustern eine der größten Herausforderungen für Personen in Führungspositionen.
Wer seine linke Gehirnhälfte fördern will, muss seine Denkweise in Frage stellen, erweitern und komplexer machen. Das erreicht man, indem man fremde Meinungen anhört, neue Artikel und Bücher liest sowie unbekannte Orte besucht. Dadurch wird die geistige Haltung überprüft und die Fähigkeit, Muster zu erkennen, verbessert. Selbst das Eintauchen in völlig fremde Themengebiete kann neue Anstöße geben.
Beispiel Hitachi
Führungskräfte von Hitachi Data Systems hörten auf einer Veranstaltung zu strategischer Ideenfindung den Vortrag eines Professors für griechische Antike. Danach begannen mehrere von ihnen, ihre Unternehmensbereiche umzugestalten. Der Prozess, der dazu führte: Die Führungskräfte kombinierten ihr Wissen über das Unternehmen und die neuen Dingen, die sie gehört hatten, zu einem erweiterten Verständnis der Firmenstrukturen.
Wenn man seine linke Hemisphäre auf diese Weise trainieren will, ist Kontinuität unverzichtbar. Man muss regelmäßig in neue Systeme eintauchen und fremde Denkweisen übernehmen. Diese Fülle von Fällen und Situationen kodieren einen reichen Erfahrungsschatz im Gehirn.
Auch in Führungsteams sollten Menschen mit verschiedenen Erfahrungen und Denkweisen zusammengeführt werden. Dies verbessert die „kognitive Fitness des Unternehmens“, also die Fähigkeit, Muster zu erkennen und angemessen zu handeln. Treffen zu viele Menschen mit demselben Erfahrungsrepertoire aufeinander, führt das oft dazu, dass sich eine einzige Perspektive festigt. Die Beteiligten suchen nicht mehr nach neuen Handlungsmustern – und das Unternehmen verliert viel Beweglichkeit und Wettbewerbsfähigkeit.
Neues suchen, Innovationen fördern
Die rechte Gehirnhälfte lässt sich ebenso fit machen und fit halten wie die linke. Da sich diese Hemisphäre im Alter schneller verschlechtert als die linke, ist es besonders sinnvoll, ihre Funktionsfähigkeit zu fördern.
In der Vergangenheit galt die rechte Hemisphäre als minderwertig im Vergleich mit der linken. Mittlerweile hat sich gezeigt, dass die rechte Gehirnhälfte eine wichtige Rolle für den Erwerb des Wissens spielt, das später in der linken Seite verschlüsselt wird. Sie ist der Teil des Gehirns, der die Welt um einen Menschen erforscht. Ihre Aufgaben sind vor allem Entdecken und Lernen. Was immer ein Kind oder ein Erwachsener Neues lernt – sei es eine Fremdsprache oder eine neue Sportart: Die frischen Erfahrungen werden von der rechten Hemisphäre verarbeitet. Später wandert das neue Wissen in die linke Gehirnhälfte. Dort wird es geordnet, verschlüsselt und für alltägliche Abfrage und Gebrauch bereitgestellt. Die rechte Hemisphäre ist also zuständig für den Erwerb einer Fähigkeit wie einer Sprache, die linke für die Anwendung, also beispielsweise verbale Äußerungen.
Die neuronalen Netzwerke der rechten Hemisphäre profitieren von allen neuen, unbekannten Dingen, mit denen ein Mensch in Berührung kommt. Je mehr man lernt, desto besser wird man im Lernen. Wer neue Herausforderungen sucht, dessen Gehirn erweitert seine Fähigkeit, sich Neuem anzupassen und seine Leistungen zu steigern. Ältere Menschen, die stets neue Aktivitäten ausüben und ständig lernen, haben komplexere neuronale Netzwerke als weniger geistig aktive. Ein außergewöhnliches Beispiel ist der Anwalt Abraham Goldstein, der Dank seiner kognitiven Fitness bis zu seinem 103. Lebensjahr Studenten unterrichtete und aktiv war.
Ein dauerhaft trainiertes Gehirn hilft jedoch nicht nur, das Altern zu verzögern. Menschen, die ihren Geist auf Trab halten, sind deutlich weniger anfällig für Alzheimer und andere Arten von Demenz.
Ein weiterer Vorteil der Offenheit für Neues ist die Fähigkeit, Krisen besser zu meistern. Kognitiv trainierte Menschen sind besser darauf vorbereitet, in jeder noch so schweren Notlage eine Chance zu sehen und diese zu nutzen.
Eine Maßnahme für Menschen steigenden Alters, um einen wachen Geist zu bewahren: Suchen Sie sich einen Schützling. Denn nicht nur der unerfahrene Mensch profitiert von Hilfestellung und Beratung durch eine ältere Person. Den größten Nutzen in einem solchen Verhältnis hat oft der Mentor selbst. Denn er kommt mit neuen Informationen, Fragestellungen und Ideen in Berührung, die für ihn alleine zu fernliegend wären. So lernen beispielsweise erfahrene Ärzte, die Medizinstudenten betreuen, durch deren Fragen selbst noch vieles dazu.
Mehr zum Thema Mentoring erfahren Sie in unserem Dossier „Alt und Jung lernen voneinander“.
Kognitive Fitness – für Führungskräfte besonders wichtig
Hohes geistiges Leistungsvermögen ist ein nachhaltiger Vorteil für die eigene Karriere und den starken Konkurrenzkampf um Führungspositionen. Doch neben der eigenen Leistungsfähigkeit müssen Vorgesetzte ein Arbeitsumfeld für ihre Mitarbeiter zu schaffen, in dem diese wiederum ihre kognitiven Fähigkeiten optimal ausbauen und nutzen können. Nicht jedes Unternehmen benötigt die gleiche Form kognitiver Fitness. Bei großen Automobilherstellern ist die Fähigkeit der linken Hemisphäre, verborgene Schemata zu entdecken, sicher wichtiger als bei einem kleinen und jungen Biotech-Unternehmen, das eher mit fehlgeschlagenen Entwicklungsprojekten zu kämpfen hat. Daher ist es Aufgabe der Führungskräfte, nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Angestellten mental fit zu halten. Dazu müssen sie die Bedürfnisse des Unternehmens erkennen und die kognitiven Potenziale der Mitarbeiter dementsprechend fördern.
Übungen und Training für Ihr Gehirn
Folgende Aufgaben helfen Ihnen, Ihre kognitive Fitness zu trainieren:
- Machen Sie „Spaziergänge“. Wer sich in den Fertigungshallen oder der Firmencafeteria aufhält, entdeckt neue Perspektiven. Zusätzlich stimuliert die Bewegung das Gehirn.
- Lesen Sie lustige Bücher. Humor ist nicht nur gut für das Immunsystem. Es fördert die Erkenntnis- und Denkfähigkeit.
- Spielen Sie. Bridge, Schach, Sudokus, anspruchsvolle Kreuzworträtsel und ähnliches halten Ihre Neuronen fit. Auch das Internet bietet viele Möglichkeiten, zum Beispiel Online-Rollenspiele. Neue Spiele auszuprobieren, ist außerdem eine Herausforderung für die linke Hemisphäre.
- Schlüpfen Sie in andere Rollen. Wer sich in verschiedenen Rollen versucht, erweitert sein Verhaltensrepertoire. Probieren Sie neue Umgangsweisen mit Kollegen in Meetings. So erhöhen Sie Ihre kognitive Fitness und entwickeln Ihre Persönlichkeit und Führungsqualitäten weiter.
- Entdecken Sie, was Sie nicht lernen. Die meisten Menschen stellen sich in ihrem Berufs- wie im Privatleben immer dieselben Fragen. Hören Sie sich selbst zu und finden Sie heraus, wonach Sie nicht suchen. Fragen Sie junge Angestellte nach Ihrer Meinung oder verändern Sie Ihre Lektüre: Statt Geschichte und Biografien auch einmal Romane, statt Krimis auch einmal Wissenschaftliches.
- Nutzen Sie Geschäftsreisen für Ihre mentale Fitness. Ein Museumsbesuch, die Lektüre eines Buches, das in der Stadt spielt, in die Sie reisen, oder einige Gespräche mit Einwohnern der fremden Stadt erweitern nicht nur Ihr kulturelles Wissen.
- Machen Sie Notizen und lesen Sie diese später. Wenn Sie etwas Neues oder Interessantes sehen, notieren Sie es. Lesen Sie es einige Zeit später durch – es könnte neue Denkanstöße und Ideen liefern.
- Probieren Sie neue Technik aus. Spielen Sie zum Beispiel mit dem neuen Touchscreen, den Sie im Geschäft sehen. Je mehr Sinnesreize dies liefert, desto besser die Wirkung für Ihr Gehirn. Wenn Sie Ihre Erfahrungen und Emotionen mit Freunden teilen, bringen Sie weitere Gehirnareale in Schwung.
- Lernen Sie eine Sprache oder ein Instrument. Lernen Sie Neues oder frischen Sie alte Fähigkeiten auf, indem Sie Unterricht nehmen. Das kurbelt Ihre Hirnaktivität stark an.
- Trainieren, trainieren, trainieren. Bringen Sie Herz und Kreislauf in Schwung oder machen Sie leichtes Krafttraining. Dadurch werden alle Blutgefäße und Organe, also auch das Gehirn, gut durchblutet und wichtige Hormone wie Endorphine und Cortisol ausgeschüttet. Das Gehirn ist gegen frühzeitige Leistungsschwäche und Krankheiten wie Alzheimer gewappnet.
Wer sein Gehirn trainieren will, findet hier konkrete Übungen und Hilfestellungen:
Quelle und weitere Informationen:
Roderick Gilkey und Clint Kilts. Cognitive Fitness. HBR 11/ 2007.
[mg; Bild: Fotolia]