Globale ArbeitsweltDeutsche Managerinnen fühlen sich schlecht vorbereitet

Männliche Führungskräfte sind zielstrebiger und eher bereit, neue Technologien zu erlernen und anzuwenden als ihre weiblichen Kollegen. So sind sie besser auf die zunehmende Internationalisierung der Arbeitswelt vorbereitet - sagt eine Studie des Managementberatungsdienstleisters Accenture. Ein Grund wird im Leitbild der Managerinnen gesehen, das durch so genannte soft skills" geprägt ist.

Männer in Führungspositionen glauben, besser für die Herausforderungen einer dynamischen und multipolaren Welt gerüstet zu sein als ihre Kolleginnen. Und obwohl Frauen weitsichtiger denken, sozial verantwortlicher handeln und Aspekte wie interkulturelle Kompetenzen und Umweltbewusstsein wesentlich häufiger in Betracht ziehen, fühlen sich zwei Drittel der deutschen Entscheidungsträgerinnen nicht ausreichend auf die Herausforderungen der Globalisierung vorbereitet.

Männer hingegen gehen diese Thematik zielstrebiger an und setzen auf ganz praktische Aspekte wie technologische Kompetenz oder internationale Mobilität, um im internationalen Wettbewerb ihren Platz zu behaupten. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie, für die der Management-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister Accenture über 4.000 Entscheidungsträger in Europa, Australien, Asien, Südafrika sowie Nord- und Südamerika befragt hat - davon über 300 in Deutschland. Catrin Hinkel, Geschäftsführerin bei Accenture im Bereich Communications und High Tech und verantwortlich für Personalentwicklung und Gleichstellungsfragen, sagt:

"Frauen und Männer werden sich den Chancen wie auch den Herausforderungen einer zunehmend internationalisierten Arbeitswelt gleichermaßen stellen müssen. Es greift zu kurz, wenn Unternehmen nur ihr Geschäftsmodell in andere Regionen exportieren. Ausschlaggebend ist, dass sie auch ihre Mitarbeiter mit entsprechenden Kompetenzen ausstatten, die bislang mitunter noch gar nicht oder nicht in vergleichbarem Maße eingefordert werden."

Die Accenture-Studie "One Step Ahead of 2011: A New Horizon for Working Women" bewertet anhand von sechs Indikatoren, darunter "Beweglichkeit", "Bereitschaft zur Nutzung neuer Technologien" und "Soziale Verantwortung", in wieweit Führungskräfte auf die mit der Globalisierung verbundenen Anforderungen vorbereitet sind und leitet daraus einen so genannten "Skills-Readiness-Index" ab.

Die Unterschiede liegen auch im Führungsleitbild

Das Ergebnis: Nur knapp ein Drittel (32 Prozent) der in Deutschland befragten weiblichen Führungskräfte fühlt sich gerüstet, bei den Männern sind es dagegen immerhin fast die Hälfte (49 Prozent). Zu den identifizierten Handlungsfeldern, die das zukünftige Arbeitsumfeld prägen werden, zählen unter anderem zunehmende Flexibilität, stärkere Verflechtung der Weltwirtschaft und die Nutzung neuer Technologien .

Die Studienergebnisse zeigen, dass Männer und Frauen diesbezüglich unterschiedliche Prioritäten setzen. Männer sind wesentlich häufiger bereit, neue Technologien zu erlernen und anzuwenden. Drei Viertel (72 Prozent) der befragten männlichen Führungskräfte in Deutschland gab an, dass ihnen der Einsatz von Technologie dabei helfe, das tägliche Arbeitsvolumen zu bewältigen. Bei den Frauen sehen das nur 60 Prozent der Frauen so. Männliche Entscheider sind auch eher bereit, zusätzliche Verantwortung und komplexe Aufgaben zu übernehmen, vor denen Frauen häufig zurückschrecken und zeigen sich offener gegenüber beruflichen Standortwechseln und häufigen Reisen. Hinkel weiter:

"Eine zielgerichtete Personalentwicklung, das Managen von Talenten im Kontext des internationalen Wettbewerbs steht dementsprechend ganz oben auf der Agenda vorausschauender Unternehmensführer. Langfristig erfolgreiche Firmen besinnen sich immer wieder darauf, wie wichtig das Potenzial ihrer Mitarbeiter für nachhaltigen Geschäftserfolg ist."

Das Leitbild deutscher Managerinnen wird laut aktueller Umfrage heutzutage nach wie vor durch die so genannten "soft skills" geprägt, also beispielsweise die Übernahme gesellschaftlicher und politischer Verantwortung sowie die Sensibilisierung für soziale und kulturelle Probleme. Als "Karrierebeschleuniger" gelten hingegen noch immer die praktischen "harten" Qualifikationen, auch, wenn Qualifikationen wie das Entwickeln globaler Kompetenzen - beispielsweise in Form von Sprachen - oder das Erkennen und Nutzen kultureller Unterschiede an Bedeutung gewinnen.

Managerinnen in den Schwellenländern sind besser dran

Insgesamt schätzen Frauen ihre Karrierechancen in einer globalisierten Arbeitswelt schlechter ein als Männer. Rund zwei Fünftel (42 Prozent) der weiblichen Führungskräfte in Deutschland haben in der Umfrage angegeben, dass sie künftig keine weitere Entwicklung ihrer Karriere erwarten, bei den männlichen Befragten sind es nur knapp ein Drittel (32 Prozent).

Die Ergebnisse aus anderen Ländern zeigen, dass sich insbesondere die Managerinnen in aufstrebenden Schwellenländern besser auf die Arbeitsanforderungen im Jahr 2011 vorbereitet fühlen als ihre Kolleginnen in Industrieländern. Die befragten Führungskräfte in Indien gaben zu 68 Prozent an, gut ausgerüstet zu sein (in Südafrika 63 Prozent, in China 61 Prozent), während nur 25 Prozent in Frankreich (26 Prozent in Großbritannien) dies so sahen. Catrin Hinkel bemerkt:

"Entscheidend ist für die Zukunft, dass weibliche Führungskräfte sich im Kontext der Globalisierung ihrer Stärken bewusst werden und diese kontinuierlich ausbauen. Faktoren, die früher als Karrierehemmnis betrachtet wurden, können dann mitunter einen enormen Wettbewerbsvorteil bedeuten."

[dw; Quelle: Accenture; Bild: fotolia]

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