HerausforderungLeistungspotenziale der Teamarbeit erschließen
Der Begriff des Teams ist in heutigen Organisationen nicht mehr wegzudenken und wird auch entsprechend häufig gebraucht. Manchmal gewinnt man den Eindruck, dass Teamarbeit dabei ein Wert an sich sei und nicht einem bestimmten Zweck dient. Nämlich dem, eine Leistung zu erbringen, die von dem Einzelnen nicht erbracht werden kann. Wenn man es genau betrachtet auch eine Leistung, die nicht von mehreren isoliert arbeitenden Personen erbracht werden kann. Offenbar wird hier eine ganz bestimmte Qualität gesucht, die erst den Erfolg möglich macht. Diese Qualität hat etwas mit dem Miteinander zu tun. Schließlich ist nicht jede Zusammensetzung von Menschen schon ein Team. Gemäß der Definition von Francis und Young ist ein Team
„eine aktive Gruppe von Menschen, die sich auf gemeinsame Ziele verpflichtet haben, harmonisch zusammenarbeiten, Freude an der Arbeit haben und hervorragende Leistungen bringen.“
Nach Katzenbach ist ein echtes Team
„eine Anzahl von Personen mit einander ergänzenden Fähigkeiten, die sich alle für gemeinsame Ziel einsetzen, sich nach gemeinsam entwickelten Arbeitsregeln richten und gemeinsam Verantwortung für ihre Arbeit tragen.“
Wiendieck hebt folgende fünf gemeinsame Merkmale hervor:
- kleine, in Funktionen gegliederte Arbeitsgruppe,
- mit gemeinsamer Zielsetzung,
- intensiven wechselseitigen Beziehungen,
- einem ausgeprägten Gemeinschaftsgeist und
- einem starken Zusammenhalt unter den Team-Mitgliedern.
So hat Teamleistung Erfolg
Die angeführten Definitionen beziehungsweise Merkmalsbeschreibungen formulieren auch einen Anspruch an ein Team, damit es hervorragende Leistungen erbringen kann. Ein Team konstituiert sich also nicht einfach durch die Zusammensetzung von Personen, sondern entsteht im Rahmen eines Prozesses. Auf diesem Weg der Entstehung durchläuft es mehrere Stufen. Um den Prozess steuern und beschleunigen zu können, sollte es dies in reflektierter Form tun. Dies ist die Aufgabe der Leiter von Teams beziehungsweise Moderatoren, die sich deren Entwicklung annehmen. Es gibt unterschiedliche Ansätze die Erfolgsfaktoren der Teamleistung zu systematisieren. Der folgende gibt die Erfahrungen des Autors aus Teamentwicklungsprozessen im Hochleistungssport und Unternehmen wieder:
Darum ein Team
Es muss einen klaren Grund, einen Auftrag (Mission) für die Existenz des Teams geben. Dieser bildet die Grundlage für die Identifikation des Teams und seine Existenzberechtigung.
Das soll das Team erreichen
Ein weiterer Faktor ist eine attraktive Vision für das Team. Visionen bewegen, wenn sie ein Zukunftsbild darstellen, für das es sich lohnt zu arbeiten, Entwicklungen anzustoßen und umzusetzen. Eine berühmte Vision war die von John F. Kennedy, der Anfang der sechziger Jahre verkündete, in diesem Jahrzehnt einen Menschen zum Mond und zurück zu bringen. Die Vision oder das Bild, welches ein Team von sich selbst hat, drückt dessen angestrebte Qualität aus. Es ist sozusagen der Leitstern für die Entwicklungsrichtung des Teams. Mit der Vision legt das Team das Anspruchsniveau fest, auf das es sich verpflichtet. Hieraus leiten sich alle weiteren Entwicklungen und auch Werte ab, die ein Team auszeichnen. Es ist daher wichtig, dass hierzu Konsens besteht und die Vision, aber auch die Werte des Teams transparent sind.
Professionalität des Teammitglieds
Die Leistung eines Teams lebt von der Leistung der Teammitglieder. Daher ist die stetige Weiterentwicklung der Teammitglieder in Richtung der persönlichen Meisterschaft eine Verpflichtung jedes Einzelnen. Nur so wird die Basis für eine hervorragende Teamleistung geschaffen.
Kompetenzen des Teams
Neben der Weiterentwicklung des Einzelnen geht es auch um die Entwicklung des Teams in seiner Leistungsfähigkeit. Das heißt, es muss lernen. Dies soll in zwei Dimensionen geschehen: Zum einen soll es lernen Aufgaben besser zu lösen, also die Dinge besser zu machen. Gleichzeitig soll es lernen als Team besser, das heißt effizienter und effektiver zu arbeiten und die Problemlösungskompetenz zu verbessern. Damit ist das Lernen von Methodenkompetenzen gemeint.
Ziele des Teams
Auf dem Weg zur Vision steckt sich ein Team Ziele, die es zu erreichen gilt. Hierbei ist es wichtig, zwei Arten von Zielen zu unterscheiden: Handlungsziele und Ergebnisziele. Ergebnisziele richten sich auf den – gewünschten – Ausgang einer Handlung, etwa den Sieg gegen einen bestimmten Gegner im Sport. Handlungsziele hingegen beziehen sich direkt auf das „wie“ der Handlung, sie sind operativ und haben einen direkten Bezug zur Handlung und blenden das Ergebnis aus. Dies kann im Sport sinnvoll sein, da die Beschäftigung mit dem Ausgang einer Handlung (Treffer beim Elfmeter: ja oder nein?) die perfekte Ausführung eher stört. Die Entwicklung der Leistung eines Teams kann sich erfolgreich an den richtigen Handlungszielen messen lassen, die unmittelbar vom Team beziehungsweise seinen Mitgliedern zu beeinflussen sind.
Ein Plan für das Team
Für das, was auf ein Team zukommt, sollte es einen variablen Plan haben. Dazu ist es sinnvoll, sich mit verschiedenen Szenarien auseinanderzusetzen. So ist man zum einen für künftige Ereignisse vorbereitet und zum anderen erhöht man mit der Auseinandersetzung die Problemlösungskompetenz. Auch die Art und Weise, wie Probleme im Rahmen kritischer Entwicklungen gelöst werden, kann geklärt werden, indem zum Beispiel Entscheidungswege beim Eintritt bestimmter Eskalationsstufen verändert werden.
Hinweis
Ein bekanntes Beispiel ist der Erfolg der Firma Shell nach der Ölkrise zu Beginn der siebziger Jahre. Dieses Unternehmen hatte Pläne für das Szenario einer Verknappung der Ölfördermengen und konnte entsprechend schnell reagieren. Damit erarbeitete es sich einen nachhaltigen Wettbewerbsvorsprung.
Genauso verhält es sich im Sport: Das Eintreten unerwarteter Situationen führt in aller Regel zum Verlust des Spieles, zumindest aber zu einem schwierigen Spiel beziehungsweise Kampf. Dies kann vermieden werden, wenn verschiedene Szenarien und mögliche Lösungen im Vorfeld durchgespielt werden.
Kommunikation und Konflikte im Team
Um bei der Steuerung von Teams auf die richtigen Instrumente zurückzugreifen, ist es sinnvoll, sich über die Situation eines Teams im Klaren zu sein. Dabei kann es folgende Situationen geben:
- Das Team formiert sich komplett neu.
- Es gibt personelle Veränderungen im Team.
- Es gibt eine Veränderung der Aufgabenstellung für das Team.
- Es erfolgt eine Neuausrichtung für das Team und dessen Selbstverständnis verändert sich.
In Situationen, in denen es darum geht ein bestehendes Team weiter zu entwickeln, ist es wichtig, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Dies kann nur auf der Grundlage einer klaren und nachvollziehbaren Diagnose der Situation des Teams geschehen. Hierzu gibt es standardisierte Verfahren. Ein bekanntes Modell, welches den Zustand eines Teams diagnostiziert, bezieht sich dabei auf die folgenden vier Dimensionen:
- Zielorientierung,
- Aufgabenbewältigung,
- Zusammenhalt,
- Verantwortungsübernahme.
Die ersten beiden Dimensionen orientieren sich dabei an der Sachdimension und die beiden anderen an der personalen Dimension. Daraus lassen sich mit einem Team gezielte Maßnahmen entwickeln, wie dessen Leistung weiter verbessert werden kann.
Dass die Leistungsentwicklung im Team mit Kommunikation zu tun hat, ist selbstverständlich. Daher ist es eine notwendige Voraussetzung, hier richtig zu kommunizieren und eine Kultur des Dialogs und nicht der Diskussion zu schaffen. Diese zu fördern und mit den Teilnehmern gemeinsam zu reflektieren, ist eine Kernaufgabe im Rahmen der Teamleistungsentwicklung. Konflikte in einem Team sollen konstruktiv sein und die Leistung steigern. Dies gilt allerdings nur, wenn es sich um sachliche und nicht um persönliche handelt. Es soll um die Konfrontation der Standpunkte und nicht der Personen gehen. Dies ist ein Indikator für die Entwicklungsphase, in der ein Team steckt.
Neben den Konflikten, die innerhalb eines Teams bestehen, entstehen auch immer wieder Konflikte zwischen Teams innerhalb einer Organisation. Dabei findet man häufig die Konstellation, dass die Teams an verschiedenen Leistungen gemessen werden und versuchen, diese individuelle Leistung zu verbessern, was häufig auf Kosten des Gesamtergebnisses geht. In dieser Konstellation bestehen zwischen den Teams in einer Organisation Abhängigkeiten, die berücksichtigt werden müssen, wenn die Teams in Wettbewerb zueinander treten und die notwendige Kooperation zu Gunsten von konkurrierenden Teamzielen vernachlässigen.