Hub-CockpitSichere Warenkette lässt Logistikdienstleister aufatmen
Wenn Probleme in der Distribution auftauchen, dann meistens dort, wo ein Handling der Ware stattfindet. Hier können Waren unsachgemäß transportiert oder gelagert werden, sie befinden sich am falschen Ort oder sind nicht rechtzeitig auffindbar. Im schlimmsten Fall verschwinden sie sogar. Logistikdienstleister tragen stets die volle Verantwortung für ihre Transportgüter, bei Verlust oder Beschädigung können Schadensersatzforderungen gegen sie geltend gemacht werden. Fehler ziehen nicht nur finanzielle Einbußen nach sich, sondern können auch zu Image- und Vertrauensverlust führen.
"Clever gesteuert ist schon halb gewonnen. Bei unserem "Hub Cockpit" setzen wir auf das Monitoring, also auf die durchgängige Verfolgung der Ware mit den neuesten RFID-Technologien",
erklärt Logistikexperte Prof. Michael Schenk, Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF. Das System wird von einer speziellen Software gesteuert. Klaus Imping, Geschäftsführer von mSE, freut sich über das Ergebnis:
"Die Kombination verschiedener RFID-, Sensorik- und Ortungskomponenten zu einem cleveren, hybriden Gesamtsystem ist eine besondere Herausforderung. Durch die intensive Zusammenarbeit unserer Spezialisten ist uns eine hervorragende, praxistaugliche Lösung gelungen."
So funktioniert das "Hub Cockpit" in einem Logistikknoten
Die einzelnen Prozesse werden überwacht. Jegliche Abweichung wird registriert und im Moment der Entstehung in Überwachungsmonitoren angezeigt, damit sofort Korrekturmaßnahmen eingeleitet werden können. Der Clou: Die Überwachung erfordert keine zusätzliche manuelle Datenerhebung und behindert somit die bestehenden Prozesse nicht. Sobald ein Paket das Lager erreicht, wird es durch vorher aufgebrachte RFID-Tags vom System erkannt und automatisch in die digitale Bestandsliste eingefügt. Von diesem Moment an hat die Ware einen Prozessplan, dessen Umsetzung kontinuierlich beobachtet wird.
Jede Abweichung wird vom Hub-Cockpit im selben Moment angezeigt, sofort lässt sich korrigierend eingreifen, bevor sich irreparable Auswirkungen auf das Transportgut einstellen. Nach dem Abladen werden die Güter von Gabelstaplern verteilt. Diese besitzen ebenfalls eine neu entwickelte RFID-Einheit, die die Ware erkennt und ihren neuen Standort mit der Bestandsliste abgleicht. Auch das Regal, in dem das Paket letztendlich abgeladen wird, verfügt über RFID-Tags und registriert somit den neuen Bestand. Soweit ist die Transportkette innerhalb des Lagers gesichert. Zur Auslieferung an den Empfänger wird das Paket auf Fahrzeuge verladen.
Bei diesem Vorgang können sich Fehler einschleichen. Beispielsweise könnte das Paket versehentlich in den falschen Transporter gelangen. Um solche Fehlerquellen zu minimieren, haben die Magdeburger Fraunhofer-Experten und ihre Partner einen RFID-Handschuh entwickelt. Sobald der Lagerarbeiter nun die Ware greift, wird ihr Standort automatisch vom System aktualisiert. Das integrierte Display des RFID-Handschuhs zeigt alle relevanten Informationen an. Zum Beispiel, dass sich Glasgegenstände innerhalb des Kartons befinden. Somit weiß der Arbeiter, dass er besonders vorsichtig sein sollte. Außerdem wird ihm angezeigt, auf welches Fahrzeug er das Paket laden soll und wie viel Zeit er für diesen Auftrag hat.
Ebenso wichtig wie die durchgängige Verfolgung der Ware ist die Überwachung ihres Zustands. Fraunhofer-Experten aus Magdeburg und Berlin haben dafür ein spezielles Frühwarnsystem entwickelt. Das sogenannte Tag-Head, eine flexibel einsetzbare Einheit, ist mit Sensor-, Kommunikations-, Ortungs- und RFID-Technik ausgestattet. Die Sensoren überwachen
- Temperatur,
- Feuchtigkeit und
- Erschütterungen.
Wird ein vorher definierter Grenzwert erreicht, schlägt das Tag-Head Alarm. Die Sensor- und Ortungsdaten können zum Beispiel über GSM abgerufen oder mithilfe des Tag-Heads auf einen RFID-Transponder geschrieben werden. Regelmäßig oder auf Abruf überträgt das Tag-Head eine Statusmeldung an die Lager-Software. Verlassen die Sensorwerte den definierten Sicherheitsbereich, wird automatisch eine Alarmmeldung abgesetzt und die entsprechenden Sensorwerte und die Position auf den RFID-Transponder geschrieben.
[po; Quelle und Foto: Fraunhofer IFF; Bild: Fotolia.com]