InnovationsstandortWettbewerbsfähigkeit für Deutschland langfristig gefährdet

Eine Standortanalyse zeigt für forschungs- und wissensintensive Branchen in Deutschland erhebliche Innovationsschwächen. Enorme Potenziale bleiben in Zukunft möglicherweise ungenutzt, warnt das Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung.

Forschungs- und wissensintensive Branchen wie Pharmabranche, Fahrzeug- und Maschinenbau oder EDV-Dienstleistungen sind für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland unverzichtbar zur Stärkung von Wachstum und Beschäftigung. Derzeit sind viele dieser Branchen gut aufgestellt: In der Pharmabranche beispielsweise hat die Attraktivität Deutschlands als Forschungsstandort und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Pharmaunternehmen seit 1995 wieder deutlich zugenommen.

Eine aktuelle Standortanalyse zeigt allerdings erhebliche Innovationsschwächen, die insbesondere in Zukunft die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands deutlich mindern können. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung, die im Auftrag des Deutschen Bundestages durchgeführt wurde. Es bestehe akuter Handlungsbedarf, wenn wir nicht zurückfallen wollen, warnt Dr. Michael Nusser, ISI-Projektleiter, und fordert systemisches Denken statt punktueller Maßnahmen. Dauerbrenner bei den Wettbewerbsrisiken: Der Mangel an qualifizierten Fachkräften. Das Fehlen von Naturwissenschaftlern, Ingenieuren und Technikern drückt schon heute auf die Wettbewerbsfähigkeit. Nusser betont:

„Bis 2020 könnten dem Innovationsstandort Deutschland sogar hunderttausende Fachkräfte fehlen - nicht nur in der Forschung und Entwicklung, sondern entlang der gesamten Wertschöpfungskette, also auch in der Produktion und im Vertrieb.“

Forschungs- und wissensintensive Branchen: Schwächen am Standort Deutschland

Die Studie zeigt, dass gerade kleine und mittlere Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Fachpersonal haben. Im ungünstigsten Fall wandert dann neben deren Produktion auch ihre Forschung und Entwicklung ins Ausland ab, zum Beispiel nach Osteuropa.

Abhilfe schaffen könnten nur die bessere Integration von hoch qualifizierten Frauen und älteren Arbeitskräften, Jugendlichen aus sozial schwachen Herkunftsgruppen und qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland. Auch die Potenziale für Fort- und Weiterbildung werden unzureichend ausgeschöpft. Zudem sind Investitionen und Qualitätssteigerungen im Bildungsbereich erforderlich, insbesondere im frühkindlichen Bildungssystem (Vor- und Grundschule), um dauerhaft wettbewerbsfähig zu bleiben.

Auch bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung herrscht Nachholbedarf. Zwar stiegen diese Ausgaben in Deutschland in den letzten Jahren. Doch andere Länder, beispielsweise in Asien, stecken deutlich mehr Mittel in die Forschung und Entwicklung. So hat China seine F&E-Ausgaben zwischen 1995 und 2004 verfünffacht. Positive Entwicklungen in Deutschland reichen daher möglicherweise nicht aus, um mit der internationalen Dynamik bei Forschung und Entwicklung Schritt halten zu können.

In ihrem Innovationsreport für den Bundestag beschreiben die ISI-Experten Handlungsoptionen für die Politik, darunter Strategien für eine koordinierte Innovationspolitik oder eine Stärkung der bestehenden Wissensbasis, Cluster und Netzwerke. Auch Innovationsstrategien für die Industrie (z.B. frühzeitige Integration der Nutzer in industrielle F&E-Prozesse) und Wissenschaft werden von den ISI-Experten aufgezeigt.

Hinweis

Die Gesamtstudie „Forschungs- und wissensintensive Branchen: Optionen zur Stärkung ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit“ im Auftrag des Deutschen Bundestages ist als Download verfügbar unter:

www.isi.fhg.de/t/projekte/d-MN-TAB-Pharma.htm

[po; Quelle: Fraunhofer-Institut; Bild: Fotolia.com]

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