IntuitionManager mit Bauchgefühl entscheiden besser

Manager, die ihrer Intuition vertrauen, treffen meist die besseren Entscheidungen. Vorausgesetzt, sie haben genügend Erfahrungen gesammelt.

Runde zweieinhalb Jahrhunderte nach dem Zeitalter der Aufklärung mit ihrem von Zahlen, Daten und Fakten gestützten wissenschaftlichen, logischen und rationalen Weltbild, gewinnen Emotionen wieder an Bedeutung. Nicht zuletzt deshalb, weil Gehirnforscher herausgefunden haben, dass sie bei Entscheidungen eine maßgebliche Rolle spielen. Auch dort, wo es scheinbar erst recht sehr rational zugehen sollte: in den Chefetagen der Unternehmen.

Studien zeigen, dass das Bauchgefühl, die Intuition der Manager, zu schnelleren und effizienteren Entscheidungen führt und dass diese im Ergebnis oft sogar besser sind. Der Grund dafür: Erfahrungen. Sie werden im Unterbewusstsein abgespeichert und bei Bedarf, wenn eine Entscheidung fallen soll, bewusst oder unbewusst abgerufen. Das ist Intuition. Die Mehrzahl der Manager baut darauf, sagen Forscher, die sich die unterschiedlichen Entscheider-Typen genauer angeschaut haben.

Wie Menschen Entscheidungen treffen

Aarum Andersen, der schon in den 1990er Jahren an der schwedischen Universität Växjö Studien durchführte, stellte sich die Frage: Sind intuitive Manager effektiver? Um der Antwort auf die Spur zu kommen, nutzte er die Typenlehre des Schweizer Psychiaters und Begründer der analytischen Psychologie, Carl Gustav Jung. Dieser unterteilte Menschen beim Entscheiden nach folgenden Merkmalen und Präferenzen:

Wahrnehmung und Empfindung

Menschen, die sehr genau wahrnehmen und sich auf ihre Empfindungen verlassen. Sie nehmen Dinge erst einmal als gegeben hin und befassen sich vor allem mit der Gegenwart. Sie achten auf Details und berücksichtigen diese bei ihren Entscheidungen.

Intuition und Erfahrung

Intuitive Menschen achten weniger auf Details. Sie schauen, welche Möglichkeiten oder Alternativen es gibt und zu welchen Effekten diese in der Zukunft führen können. Dann entscheiden sie aus dem Bauch heraus und auf der Grundlage ihrer Erfahrungen.

Logisch-analystisch

Dieser Typ Mensch geht rational und Schritt für Schritt vor. Emotionen blendet er bei seinen Entscheidungen aus.

Gefühle

Wer besonders auf seine Gefühle achtet, interessiert sich auch für andere Menschen und dafür, was diese fühlen und wollen, bevor er eine Entscheidung trifft. Diese basieren auf dem, was diese Menschen selbst mögen und was sie von Anderen meinen.

„Wahrnehmung und Empfindung“ lassen sich als ein Gegensatz von „Intuition und Erfahrung“ verstehen. Damit lässt sich beschreiben, wie Menschen ihre Sinne einsetzen, wie sie Eindrücke verarbeiten und welche Perspektive sie dabei einnehmen und was ihnen wichtig ist. Entsprechend sind auch „Denken“ und „Fühlen“ zwei gegensätzliche Pole. Sie markieren, wie ein Mensch Entscheidungen trifft.

Diagramm für Entscheidungsstile

Um das Entscheidungsverhalten von Managern zu beschreiben, bildet Andersen aus diesen Kategorien mehrere Gruppen. Er teilt Manager zum einen nach ihrem Entscheidungsverhalten (Denken oder Fühlen) ein und zum anderen nach ihrer Art und Weise, Informationen zu nutzen: ganzheitlich, zukunftsorientiert und intuitiv versus detailorientiert, gegenwartsbezogen und sensitiv. So gibt es beispielsweise intuitive Manager, die auch Logik und Analyse einsetzen. Oder solche, die auf Wahrnehmung und Empfindung setzen und vor allem ihren Gefühlen vertrauen.

Die Bedeutung logischen Denkens wird überschätzt

Mithilfe ausgeklügelter Fragebögen, wie zum Beispiel dem Myers-Briggs-Type-Indicator, lässt sich ermitteln, welchem Typ ein Mensch am besten entspricht. Das hat auch Andersen durch zahlreiche Befragungen untersucht. Seine Erkenntnis: Nur ein Viertel der Manager ist bezüglich ihres Entscheidungsverhaltens der Kategorie „Denken“ zuzurechnen. Und dennoch werde gerade dieser Typ immer herausgestellt. Der Forscher beklagt: „Wir überschätzen die Bedeutung des logischen Denkens. Die meisten Management- und Entscheidungstechniken sind auf den Denker-Typ ausgerichtet. Persönliche Wertvorstellungen, Einstellungen und Motive werden meist nicht berücksichtigt.“

So wird etwa gerne das Vorurteil gepflegt, Intuition komme vor allem bei der Suche nach kreativen Lösungen für schwierige Aufgaben zum Einsatz. Pläne und Entscheidungen hingegen sollten auf analytischem und logischem Denken basieren. Andersen hingegen fand in seinen Studien heraus: Intuition ist die wichtigste Grundlage für Entscheidungen. Analyse und Logik kommen nur unterstützend hinzu.

Die Folge dieser Erkenntnis: Wer viele Erfahrungen sammelt, diese kritisch reflektiert und bei Entscheidungen richtig abruft und anwendet, ist im Unternehmen erfolgreicher. Konsequenterweise finden sich eben auch mehr intuitiv handelnde Manager auf den Top-Positionen in Unternehmen. Das Hören auf das Bauchgefühl mit entsprechendem Handeln gehört zur Schlüsselqualifikation guter Manager.

Intuitiv entscheidende Manager sind am effektivsten

In einer seiner Studien hat Andersen über 200 Manager eines schwedischen Unternehmens genauer analysiert. Seine Kernfragen waren:

  • Was für ein Entscheider-Typ ist der jeweilige Manager?
  • Vertraut er mehr seinem Bauchgefühl oder bezieht er viele Details ein?
  • Ist er ein logisch-analytischer Mensch oder eher ein gefühlsorientierter?
  • Was kombiniert er davon in welchem Maße?
  • Wo ließe er sich im Diagramm für Entscheidungsstile verorten?
  • Wie erfolgreich ist der jeweilige Manager in Bezug auf die Zielvorgaben, die für seinen Bereich gelten?
  • Welche Zusammenhänge zwischen Entscheider-Typ und Erfolg lassen sich erkennen?

Seine Erkenntnis: Die meisten Manager entscheiden intuitiv, nämlich rund 32 Prozent. An zweiter Stelle liegt der Typ, der besonders auf die Wahrnehmung der gegenwärtigen Situation und auf Details achtet (26 Prozent). Erst an dritter Stelle (23 Prozent) liegt der logisch-analytische Denker. Besonders gefühlsorientierte Menschen sind in der Managerriege geringer vertreten (19 Prozent).

Schwierig ist es zu überprüfen, inwiefern die Entscheidungsstile den Erfolg im Unternehmen beeinflussen. Die Messung lässt keine eindeutigen Aussagen zu, da die Unterschiede in den Studien nicht signifikant sind. Gleichwohl wird immer sichtbar: Manager, die vor allem ihrer Intuition folgen und ihre Erfahrungen kritisch und logisch-analytisch reflektieren, sind in den Unternehmen am erfolgreichsten. Sie erreichen die vorgegebenen Ziele besser als ihre Kollegen, die mehr auf Wahrnehmung, auf Gefühle oder ausschließlich auf ihren logischen Verstand setzen.

Intuitive Menschen denken in Möglichkeiten

Andersen interpretiert diese Ergebnisse so: Die Einstellung und Haltung der intuitiven Manager entspricht den Erfordernissen der Unternehmen und ihrer Umwelt am besten. Dazu zählen insbesondere:

  • Der Blick in die Zukunft beziehungsweise das Vorausdenken
  • Das Denken in Möglichkeiten und Szenarien
  • Das Abwägen von Chancen und Risiken
  • Das Entscheiden, das Handlungsspielräume in der Zukunft zulässt (Flexibilität)

Dies sind vor allem Merkmale intuitiver Manager. Sie denken nicht zu kompliziert und zu lange über anstehende Entscheidungen nach, sondern versuchen, pragmatisch Lösungen zu finden. Der Experte für intuitives Denken, Gerd Gigerenzer vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, trägt seit vielen Jahren Studien und Beispiele zusammen, die aufzeigen, warum Intuition wirksam ist. Sie bringt vor allem dann gute Entscheidungen hervor, wenn dafür zu wenige, zu viele oder auch widersprüchliche Informationen vorliegen. Voraussetzung ist aber, dass der Entscheider in der Vergangenheit Erfahrungen zur Entscheidungsfrage sammeln konnte. Er braucht also ein Vorwissen, das er in seinem Unterbewusstsein abgelegt hat. Gigerenzer fasst das so zusammen: „Lass das Denken, wenn du geübt bist.“

Am Ende bestätigen die Gehirnforscher, Psychologen und Entscheidungstechniker, was Andersen in seinen Studien herausgefunden hat: Vertraue deiner Intuition und nutze sie, aber überprüfe sie mit rationalem Denken und Logik!

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