BauchgefühlWie Sie Intuition im Beruf nutzen und trainieren

Welche Rolle spielt die Intuition in Beruf und Alltag? Wie reagieren Sie richtig, wenn die Folgen nur bedingt abgeschätzt werden können? Unsere Intuition ist hierbei oft unsere beste Ratgeberin – und diese können wir sogar trainieren. Wie das funktioniert und warum Sie intuitive Entscheidungen hinterfragen sollten.

Was ist Intuition?

Menschen beschreiben erlebtes intuitives Verhalten meist so: „Mein Bauch sagte mir, dass ich …“ Wir handeln zum Beispiel intuitiv, wenn akute Gefahr droht oder wir schlicht nicht genügend Zeit haben, alle Argumente gegeneinander abzuwägen. Mit traumwandlerischer Sicherheit treffen wir dann zuweilen die richtige Entscheidung. Und das, obwohl in der betreffenden Situation scheinbar noch nicht absehbar ist, was richtig und was falsch ist. 

„Der hat den sechsten Sinn“, sagen wir beispielsweise über Menschen, bei denen wir registrieren: Sie entscheiden sich intuitiv richtig. Denn rational können wir es uns nicht erklären, warum manche Personen scheinbar mit traumwandlerischer Sicherheit durchs Leben gehen. Und oft wünschen wir uns: Hätte ich doch auch so einen inneren Kompass, der mich zielsicher durchs Leben führt. Keine Angst! Sie haben ihn. Denn ohne ihn kann kein Mensch sein Leben meistern.

Bespiele: Wann Intuition im Beruf wichtig ist

Immer wieder geraten wir in Situationen, in denen wir sozusagen instinktiv entscheiden müssen, wie wir reagieren. Zum Beispiel im Vorstellungsgespräch: Dann haben wir zuweilen unverhofft das Gefühl: Vorsicht, bei diesem potenziellen Arbeitgeber würde ich nicht glücklich werden. Ein Jobangebot sollte ich besser ausschlagen.

Und was wir ahnten, geschieht dann häufig auch sogleich: Später erfahren Sie, dass die Stelle noch mehrfach vakant ist, weil niemand die Probezeit übersteht. Sie haben inzwischen einen neuen Arbeitsplatz gefunden, der perfekt zu Ihnen passt.

Ähnliches passiert oft, wenn wir andere Personen treffen – zum Beispiel unseren Chef. Dann spüren wir instinktiv: „Der hat heute einen schlechten Tag.“ Also verschieben wir unser ursprüngliches Ansinnen, ihn um mehr Gehalt zu bitten, auf den nächsten Tag.

Wie entsteht Intuition?

Zuweilen ist es für uns selbst ein Rätsel, warum wir Personen und Situationen intuitiv richtig einschätzen. Denn im Grunde unseres Herzens sind wir fast alle davon überzeugt: Wir entscheiden uns weitgehend rational. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen aber: Selbst unsere scheinbar rationalsten Entscheidungen werden stark von unserem Unterbewusstsein und von unseren Emotionen mitbestimmt – nur ist uns dies in der Regel nicht bewusst.

Eine zentrale Ursache hierfür ist: Auf uns prasselt permanent eine gigantische Flut von Informationen ein – pro Sekunde nehmen unsere Sinne circa elf Millionen Dinge wahr. Von all diesen Informationen registriert unser Gehirn nur etwa vierzig bewusst und verarbeitet sie aktiv. Der große Rest wird an unser Unterbewusstsein weitergeleitet und dort bearbeitet und archiviert.

Und was passiert nun, wenn wir eine Situation intuitiv erfassen? Dann dringt sozusagen ein Fetzen unseres Unterbewusstseins in unser Bewusstsein. Jedoch nicht einfach so. Vielmehr nimmt unser Unterbewusstsein aufgrund der Situation, in der wir uns befinden, einen Abgleich mit den in ihm gespeicherten Erfahrungen vor und signalisiert uns, wenn es gewisse Parallelen findet, zum Beispiel:

  • Vorsicht, hier könnte Gefahr entstehen.
  • Oder: Achtung, hier ist vermutlich folgendes Verhalten angesagt.

Indem unser Unterbewusstsein so die Flut an Informationen komprimiert und zu einem ersten Urteil über die Situation integriert, sorgt es dafür, dass wir unmittelbar handlungsfähig sind – sofern wir auf unsere Intuition hören.

Wann Sie Intuition als Orientierungshilfe im Beruf nutzen können

Sehr hilfreich ist diese Leistung unseres Unterbewusstseins im Alltag, in dem wir oft ohne lange nachzudenken unsere Aufgaben verrichten und auf Ereignisse reagieren. Doch auch bei vielen anderen Aufgaben ist unsere Intuition, sofern wir ihr vertrauen, eine wichtige Orientierungshilfe. Einige seien hier genannt:

Zwischen Alternativen entscheiden

Wir müssen zwischen mehreren scheinbar gleich guten Alternativen wählen. Vor dieser Herausforderung stehen zum Beispiel oft Unternehmensführer, wenn sie eine Stelle neu besetzen möchten. Dann haben sie zuweilen mehrere gleich gute Bewerber zur Auswahl. Trotzdem müssen sie sich entscheiden. Meist tun sie dies aufgrund ihres Bauchgefühls.

Trotz mangelnder Informationen eine Entscheidung treffen

Wir müssen eine Entscheidung treffen, obwohl wir eigentlich zu wenig Informationen haben. Vor dieser Herausforderung stehen zurzeit oft unsere Politiker, wenn sie entscheiden müssen: Wie reagieren wir auf die Wirtschaftskrise? Und dies, obwohl sie weder wissen, wie sich diese weiterentwickeln wird, noch vergleichbare Situationen kennen, an denen sie ihre Entscheidungen orientieren könnten.

Richtiges Timing wählen

Wir müssen das passende Timing wählen. Vor dieser Frage stehen wir im Alltag zum Beispiel, wenn wir einem Kollegen oder unserem Lebenspartner gerne sagen möchten, was uns an ihm stört. Dann ist das Timing oft entscheidend dafür, auf welche Resonanz unsere Kritik stößt. Ebenso ist es, wenn wir unserem Partner eine Liebeserklärung machen möchten.

Menschen richtig einschätzen

Wir müssen andere Personen und ihre Stimmungen schnell einschätzen. Vor dieser Herausforderung stehen zum Beispiel Verkäufer, wenn sie Kunden treffen. Dann müssen sie binnen Bruchteilen von Sekunden entscheiden, wie „tickt“ mein Gegenüber oder wie ist er im Moment drauf, um die richtige Kundenansprache zu wählen.

Kreative Lösungen finden

Wir müssen für ein Problem eine ganz neue Lösung finden. Dann kommen wir meist mit unserer üblichen Art, Probleme anzugehen, nicht weit. Wir benötigen einen „Geistesblitz“ oder eine „zündende Idee“, wie wir das Problem eventuell ganz anders als gewohnt lösen könnten.

Inuition entsteht aus Erfahrung

Die meisten Menschen sind überzeugt: Den „sechsten Sinn“ hat man oder nicht. Dieser Auffassung war lange Zeit auch die Wissenschaft. Doch neuere Studien belegen: Jeder Mensch verfügt grundsätzlich über die Fähigkeit, Menschen, Situationen sowie Konstellationen intuitiv richtig wahrzunehmen und einzuschätzen. Sie ist nur verschieden stark ausgeprägt. Und: Diese Fähigkeit kann trainiert werden.

Denn inwieweit wir in der Lage sind, Personen und Situationen richtig einzuschätzen, hängt auch von unserem Vorwissen und unserer Erfahrung ab. So nimmt etwa eine Person, die schon jahrelang Auto fährt, meist brenzlige Verkehrssituationen eher wahr, als eine Person, die gerade den Führerschein gemacht hat. Letztere hat zwar vielleicht auch oft das Gefühl „Huch, das wird gefährlich“. Dieses Gefühl resultiert aber aus Unsicherheit – also eben gerade daraus, dass sie die Situation noch nicht einschätzen kann.

Ähnlich ist es in unserem Arbeitsbereich. Ein Verkäufer mit jahrelanger Vertriebserfahrung spürt meistens intuitiv, wenn er einem Kunden gegenübersteht, ob er von ihm an diesem Tag einen Auftrag erhält. Techniker, die schon seit Jahren bestimmte Maschinen warten und reparieren, müssen zuweilen eine Maschine scheinbar nur ansehen und schon wissen sie, warum diese nicht funktioniert.

Doch wie können wir unser Gespür für Menschen, Situationen sowie Konstellationen trainieren? Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist: Wir müssen zunächst akzeptieren, dass Emotionen sowie unser Unterbewusstsein viel stärker unser Verhalten bestimmen, als wir dies gemeinhin vermuten. Wir ticken nicht so rational, wie wir meist denken. Eine weitere Voraussetzung ist: Wir müssen grundsätzlich bereit sein, auf unseren Bauch zu hören.

Wie Sie Intuition trainieren

Sie können simple Übungen zum Schulen Ihres Bauchgefühls entwerfen. Einige Beispiele:

  • Nehmen wir an, Sie stehen mit einer Vielzahl von Menschen an einer Bushaltestelle. Dann können Sie sich, bevor der Bus ankommt und die Türe öffnet, fragen: Welche Personen werden wohl als erste den Bus besteigen?
  • Oder Sie sitzen zum Beispiel in einem Meeting. Dann können Sie sich fragen: Wann wird mein Kollege Müller das Wort ergreifen und was wird er sagen?
  • Oder Sie sind auf einer Firmenfeier. Dann können Sie sich fragen: Welche Personen werden wohl in einer Stunde zusammenstehen und intensiv miteinander schwatzen oder flirten?

Wenn Sie sich solche Aufgaben regelmäßig stellen, werden Sie nach einiger Zeit merken: Ihre Prognosen sind immer häufiger richtig. Denn durch solche Übungen lernen Sie, Personen und Situationen intuitiv richtig wahrzunehmen. Davon profitieren Sie auch im beruflichen Alltag.

Durch regelmäßige Selbstreflexion die eigene Intuition verbessern

Eine weitere Übung zum Schulen Ihrer Intuition ist Selbstreflexion. Fragen Sie sich jeden Abend: Welche Entscheidungen traf ich heute weitgehend intuitiv? Sie werden merken: Es sind mehr als Sie vermuten. Fragen Sie sich dann, ob diese richtig oder falsch waren. Und überlegen Sie sich anschließend, welches Gefühl Sie hatten, als Sie sich von Ihrer Intuition leiten ließen. Verspürten Sie ein Prickeln im Bauch als Aufforderung, etwas zu tun? Oder ein Gefühl der Verspannung im Nacken als Warnung, Ihrer ersten Eingebung nicht zu folgen?

Besonders gut können wir unsere Intuition in unserer Freizeit trainieren. Unter anderem aus folgendem Grund: Damit wir unsere innere Stimme hören, müssen wir auch in der adäquaten Stimmung sein. Wer gestresst ist, arbeitet in der Regel Dinge nur noch mechanisch ab. Er ist nicht offen für Neues.

Dies trifft auch zu, wenn wir Angst haben. Dann verkrampfen wir und nehmen unsere Umwelt nur noch durch einen Filter wahr. Anders ist dies, wenn wir entspannt sind und uns pudelwohl fühlen. Dann nehmen wir unsere Umwelt und unsere Empfindungen sensibler wahr. Deshalb sollten wir uns, sofern nötig, wenn wir das Unterbewusstsein als Ideenquelle anzapfen möchten, zunächst in die richtige Stimmung versetzen. Zum Beispiel, indem wir Entspannungsübungen machen oder Entspannungsmusik hören.

Hektik und Stress verschlechtern die Intuition

Generell ist es wichtig, dass wir uns von der Hektik des Alltags lösen, wenn wir auf ganz neue Ideen kommen möchten. Diese Erfahrung haben Sie gewiss auch schon gesammelt. Zum Beispiel, wenn Ihnen bei einem Waldspaziergang oder abends in der Badewanne plötzlich die Lösung für ein Problem einfiel, über das Sie schon wochenlang gegrübelt haben.

Weil wir für das Entwickeln neuer Ideen auch ein bestimmtes Umfeld benötigen, ziehen sich zum Beispiel Manager, wenn sie wichtige Entscheidungen treffen müssen, oft in die Abgeschiedenheit von Klöstern zurück. Denn sie wissen: Solange wir in der Tretmühle Alltag stecken, können wir stets nur dieselben Gedanken reduzieren. Um auf wirklich neue Ideen zu kommen, müssen wir uns von unseren Denk- und Verhaltensroutinen lösen.

Warum Sie nicht immer auf Intuition vertrauen sollten

Sie sollten bedenken: Nicht jeder Gedanke, der in uns aufkommt, ist eine „zündende Idee“. Und nicht alles, was uns unser Empfinden sagt, sollten wir tatsächlich umsetzen. Viele Menschen tappen regelmäßig auch in Fettnäpfchen, weil sie blind ihrem Bauchgefühl folgen, statt ihre Eingebungen und Empfindungen zunächst zu prüfen.

Dies sollten wir primär dann tun, wenn bestimmte Situationen oder Personen aufgrund unserer Vorerfahrungen sozusagen automatisch in uns gewisse positive oder negative Emotionen wachrufen. Dann sollten wir uns ganz gezielt und strukturiert fragen:

  • Warum finde ich diese Person (un-) sympathisch?
  • Zum Beispiel, weil mich ihr Äußeres an einen Kollegen erinnert?
  • Oder weil sie von mir Dinge erwartet, die ich (nicht) tun möchte?
  • Oder weil ...?

Denn nicht jede Emotion ist eine (strukturierte) Intuition. Wer sich rein auf sein Bauchgefühl verlässt, war schon oft verlassen. Deshalb kann der Rat nur lauten: Hören Sie zwar auf Ihre innere Stimme und schulen Sie diese, damit Sie einen inneren Kompass für „richtig“ und „falsch“ haben. Aber vertrauen Sie Ihren Emotionen nicht blind. Denn gerade, wenn es um wegweisende berufliche Weichenstellungen geht, ist oft auch unser Verstand gefragt.

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