KarriereförderungDrei Bausteine für eine erfolgreiche Karriereplanung

Jede Karriere lässt sich planen. Voraussetzung ist: Sie kennen Ihre Kerninteressen, erweitern Ihre Kompetenzen und nehmen die Karrierechancen in Ihrem Unternehmen wahr.

Zuallererst: Lernen Sie sich selbst kennen!

Ob Sie sich im Anfangsstadium Ihrer Karriere oder bereits mittendrin befinden: Wichtig ist, dass Sie sich selbst genau kennen und Ihre Fähigkeiten und Eigenschaften richtig einschätzen. Erst dann können Sie Ihre Karriere effektiv beeinflussen und fördern. Fragen Sie sich dabei:

  • Was sind meine Interessen?

  • Was sind meine Stärken?

  • Über welche Fähigkeiten verfüge ich?

Die Antworten auf diese Fragen bilden ein starkes Fundament, das Ihre Karriere erfolgreich fördert und in Ihrem Beruf Zufriedenheit sichert. Dabei entdecken Sie, welche Arbeit Ihnen besonders Spaß macht und welche Tätigkeiten Sie glücklich machen.

Doch wie finden Sie das heraus? Freunde und Familie können Ihnen viel Wissenswertes über Sie und Ihre Persönlichkeit mitteilen – wenn Sie genau hinhören. Auch Ihre Kollegen können Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Informieren Sie sich, für welche Tätigkeiten man Sie schätzt und wie gut Ihr Ruf im Unternehmen ist.

Ihre beruflichen Kerninteressen

Berufliche Kerninteressen leiten sich von Ihrer Persönlichkeit ab und beeinflussen, welche Tätigkeiten Sie glücklich machen. Sie sind viel beständiger als Ihre Stärken und Fähigkeiten. Studien haben gezeigt, dass sich berufliche Kerninteressen im Laufe der Zeit nur wenig ändern – wenn überhaupt. Stärken und Kompetenzen können sich dagegen wandeln, je nach Ihren Prioritäten oder Erfahrungen. Sie setzen auch keine Zufriedenheit voraus. Egal wie gut Sie sind – Sie können sich mit Tätigkeiten, die nur auf Ihre Stärken setzen, schnell langweilen. Aber aus Ihren beruflichen Kerninteressen ziehen Sie den Sinn und den Spaß an der Arbeit.

Die beiden Psychologen Timothy Butler und James Waldroop haben mithilfe zahlreicher Interviews ein System entwickelt, das acht verschiedene Arten von Kerninteressen unterscheidet. Professor Peter Gomez von der Universität St. Gallen hat diese Typen mit diesen Bildern ins Deutsche übertragen:

  1. Der Uhrmacher: Dieser Typ ist an der Frage interessiert, wie Dinge funktionieren und will diese auseinander nehmen. Er ist technisch begabt und denkt analytisch. Dabei hat er Freude an Hardware und der Mechanik der Dinge.

  2. Die Numismatikerin: Sie liebt Zahlen, Berechnungen, Statistiken und Computermodelle und ist im Controlling, oft auch im Personalwesen tätig. Ihr geht es um das Sammeln von Daten und das Aufbereiten von Informationen für andere.

  3. Der Modellbauer: Er ist ein typischer Akademiker und interessiert sich für Fragen nach dem „Warum“ und nicht dem „Wie“. Sein Interesse fokussiert sich auf die Entwicklung von Theorien.

  4. Die Ideenproduzentin: Kreativität, Innovation und Engagement stehen bei diesem Typ ganz vorne. Sie beteiligt sich am liebsten am Anfang eines Projekts, wenn es darum geht, mittels Brainstorming alle Möglichkeiten auszuloten.

  5. Der Prozessbegleiter: Er schlüpft gerne in die Rolle eines Mentors, coacht und berät andere Menschen. Eine seiner Lieblingsbeschäftigungen ist das Lehren.

  6. Die Teamleaderin: Menschen zu Zielen zu führen und Beziehungen aufzubauen, stehen bei ihr im Vordergrund. Im alltäglichen Kontakt mit anderen eine unternehmerische Leistung zu erbringen, gibt ihr Sinnerfüllung.

  7. Der Organisator: Sein Selbstverständnis ist das eines Managers, Prozesseigners oder Machers. Am liebsten führt er eine eigenständige Einheit oder ist Unternehmer.

  8. Die Kommunikatorin: Sie ist eine hervorragende Verhandlerin und versteht es, Menschen durch Sprache und Ideen zu beeinflussen.

Die Autoren weisen darauf hin, dass sich diese Lebensinteressen überschneiden können und sich alle Menschen einem bis drei der obigen Typen zuordnen lassen. So zeichnet zum Beispiel einen General Manager die Kombination aus „Organisator“ und „Kommunikator“ aus.

Ihr Arbeitswert

Arbeitswerte beinhalten Kriterien, anhand derer Sie die einzelnen Aspekte der beruflichen Arbeit nach deren Wichtigkeit beziehungsweise Unwichtigkeit beurteilen. Dabei zeigen sich die Ansprüche, die jeder von uns an diese stellt. Dieser Wert motiviert Sie und regt Ihre Arbeit an. Wenn Sie diese Werte für sich erkennen und verstehen, erhöht es die Wahrscheinlichkeit, dass Sie auch einen Beruf wählen, der Sie zufrieden stellt. Dabei können Sie Ihre Arbeitswerte einer Unternehmenskultur anpassen, die Ihnen am besten zusagt.

Was sind Ihre Arbeitswerte? Ihren Arbeitswert können Sie herausfinden, wenn Sie sich zum Beispiel die Fragen stellen:

  • Was motiviert mich?

  • Was bin ich bereit aufzugeben, um mehr Zufriedenheit zu erlangen?

Ihre Kompetenzen

Zusammen mit den beruflichen Kerninteressen und den Arbeitswerten, bilden Ihre Kompetenzen die Basis Ihrer Selbsterkenntnis. Sie brauchen diese, um entsprechende Entwicklungsmöglichkeiten auszuwählen.

Schätzen Sie ihre Fähigkeiten ein! Machen Sie sich klar, welche Fähigkeiten bei Ihnen am stärksten ausgeprägt sind:

  • Sind Sie kreativ?

  • Fühlen Sie sich wohler, wenn sie eine Führungsrolle einnehmen oder

  • gebrauchen Sie lieber Ihre Hände oder Sinne?

Denn wenn Sie ihre Karriere fördern möchten, müssen Sie wissen, welche Fähigkeiten Sie noch ausbauen müssen und welche neuen Sie dazu erlangen wollen. Dabei lassen sich zwei Arten von Fähigkeiten unterscheiden: übertragbare und nicht übertragbare Fähigkeiten.

Übertragbare Fähigkeiten sind diejenigen, die die Erfolge im Beruf ausmachen. Sie sind nicht an einen bestimmten Beruf oder eine Aufgabe gebunden. Dabei ist es wichtig, dass Sie diese kennen: Denn sie eröffnen Ihnen die Möglichkeit, aus unterschiedlichen Berufen auszuwählen. Egal, wofür Sie sich entscheiden, Sie können Ihre übertragbaren Fähigkeiten immer einsetzen. So können Sie auch Ihren Beruf wechseln, ohne dabei eine Umschulung machen zu müssen.

Nicht übertragbare Fähigkeiten bedeuten genau das Gegenteil: Sie kommen nur für ihren Arbeitgeber und nur für eine bestimmte Aufgabe in Frage. Der Vorteil dabei ist, dass Ihr Unternehmen Sie nicht so schnell ersetzen kann. Sie machen sich durch diese Kompetenzen unentbehrlich.

Beachten Sie:

  1. Fähigkeiten grenzen Sie in Ihren Möglichkeiten ein, einen Beruf erfolgreich auszuüben. Zwar muss eine Fähigkeit gut ausgeprägt sein, aber es nutzt wenig, wenn Sie sich nur auf diese fokussieren.

  2. Fähigkeiten können einfach verändert werden. Sie können besondere Fähigkeiten weiter ausbauen oder ganz Neue erlernen.

  3. Jeder hat Schwachstellen. Jeder von uns hat seine Stärken, aber auch seine Schwächen. Der Erfolg hängt dabei von den Stärken ab. Konzentrieren Sie sich auf diese. Sie müssen Ihre Schwächen nicht alle beseitigen, sondern nur dort etwas tun, wo diese Ihre persönliche und berufliche Entwicklung behindern.

  4. Überprüfen Sie, ob sich der Aufwand lohnt. Das Erlernen und Entwickeln neuer Fähigkeiten kann viel Zeit, Aufwand und auch Geld kosten. Ist es Ihnen das wert?

Wenn Sie nicht ehrlich mit sich sind, kann es Ihre Leistungen beeinträchtigen und sie gehen eine Veränderung an, die für Sie nicht geeignet ist. Die Karrierespezialistin Herminia Ibarra empfiehlt daher als Alternative den „Test and Learn“-Ansatz. Hier setzen Sie ihre Selbstverständnis von guter und erfolgreicher Arbeit in die Praxis um und verfeinern diese so lange, bis Sie die nächste Sprosse der Karriereleiter erklimmen können.

Dabei gilt Folgendes:

  • Experiment: Freiberufliche Tätigkeiten helfen Ihnen, sich neue Kenntnisse anzueignen und Erfahrungen zu sammeln, ohne dabei Ihren Beruf zu gefährden.

  • Dienstkontakte: Knüpfen Sie neue Kontakte zu Menschen, die Sie schätzen und von denen Sie etwas lernen können.

  • Machen Sie sich interessant: Persönliche Geschichten über Erfahrungen und Persönlichkeit helfen, sich in ein positives Licht zu rücken. Erzählen Sie eine Geschichte, die Sie interessant macht. Aber Vorsicht: Keine Märchen!

Planen Sie Ihre Karriere und finden Sie Entwicklungsmöglichkeiten an Ihrem Arbeitsplatz

Viele Unternehmen haben erkannt, dass es von Vorteil ist, ihren Mitarbeitern bei der Karriereförderung zu helfen: Sie binden Mitarbeiter und stärken die Loyalität zum Unternehmen. Ein gutes Unternehmen bietet immer Möglichkeiten und Kurse zur Qualifizierung der Mitarbeiter an. Denn schließlich ist nicht nur der einzelne Mitarbeiter daran interessiert, Karriere zu machen. Auch das Unternehmen braucht engagierte Mitarbeiter, die bereit sind, sich Kompetenzen anzueignen und Verantwortung zu übernehmen.

Wie ergreifen Sie passende Gelegenheiten?

  • Wenn Ihr Unternehmen Karriereberater beschäftigt, dann sprechen Sie diese an.

  • Wenn ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt, versuchen Sie seine Position zu übernehmen, wenn diese zu Ihren Kerninteressen und Kompetenzen passt.

  • Schauen Sie immer wieder nach anderen Jobangeboten. Was würde Ihnen gefallen?

  • Netzwerk: Je mehr Mitarbeiter Sie in ihrem Unternehmen kennen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie jemanden finden können, der Ihnen bei Fragen weiterhilft.

  • Pflegen Sie gute Beziehungen zu Geschäftsführern und einflussreichen Vorgesetzten.

Entwickeln Sie ein eigenes Bild von Ihrer beruflichen Karriere: Wo möchten Sie in fünf Jahren stehen? Setzen Sie sich dann realistische Ziele und entwickeln Sie einen Plan, wie Sie diese erreichen. Bauen Sie dabei auf Ihre bekannten Stärken und Kompetenzen und auf Ihre Kerninteressen. Und schließen Sie die Lücken durch gezielte Weiterbildung und Qualifizierung. Dabei sollten Sie auf die Unterstützung Ihrer Vorgesetzten und Ihres Unternehmens bauen können.

Bietet Ihr Unternehmen solch eine Karriereleiter an? Stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Welche Karrierestufe ist für mich jetzt möglich und erreichbar?

  • Kann ich aus meiner jetzigen Position Vorteile erzielen?

  • Habe ich Fähigkeiten erlernt, die ich für die nächste Stufe brauche?

  • Wie kann ich ein Erstarren vermeiden?

Finden Sie einen Karrierecoach! Laut einer Studie haben die Hälfte aller Manager einen Coach, der ihnen im Laufe ihrer Karriereentwicklung geholfen und sie gefördert hat. Karriereberater können Sie maßgeblich in Ihrer Entwicklung unterstützen.

Fördern Sie Ihre Mitarbeiter! Denken Sie nicht nur an Ihre eigene Karriere, sondern auch an die Ihrer Mitarbeiter. Als Vorgesetzter gehört es zu Ihren Aufgaben, Ihre Mitarbeiter zu fördern und ihnen eigene Karrierewege zu eröffnen. Dadurch wächst der Wert Ihres Unternehmens und Sie entwickeln Ihr persönliches Karrierenetzwerk.

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Quellen und weiterführende Links

Timothy Butler and James Waldroop: Developing Your Career: And Theirs. In: Richard A. Luecke (Hrsg.): Manager's Toolkit. The 13 Skills Managers Need to Succeed, 2004.

Timothy Butler and James Waldroop: Job sculpting: The art of retaining your best people

Peter Gomez: Führung und Kommunikation. Verantwortung fordern und fördern. In: Katarina Stanoevska-Slabeva (Hrsg.): The Digital Economy - Anspruch und Wirklichkeit: Festschrift für Beat F. Schmid, 2004.

[Svetlana Miassoedov; Bild: Fotolia.com]

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