KarrieremanagementNetworking für die Karriere immer wichtiger
Jobs beziehungsweise Mitarbeiter stecken in einem komplexen Netz mit anderen Menschen, Jobs oder Aufgaben. Das Netz fängt im eigenen Team an und geht bis zum Zusammenspiel interner und externer internationaler Organisationsteile. So etwa die Zusammenarbeit mit Kunden oder Lieferanten im Ausland.
Das Problem der „Neuen“, der Einsteiger, ist, dass sie das Netzwerk des Jobs noch nicht kennen. So müssen sie mit Volldampf alles daran setzen, zunächst ihr Primärnetz, ihre Kollegen, das heißt deren Fähigkeiten, Aufgaben, Zuständigkeiten zu verstehen. Nicht minder wichtig sind die Arbeitspartner in angrenzenden Abteilungen. Dann kommen erst die anderen Networking Schritte.
Deine Networking-Anstrengungen können sich in etwa so vollziehen (jeweils international, wenn relevant):
- Pflege mit deinem Chef intensive, offene Kommunikation. Gib Feedback und hole Feedback ein. Bemühe dich um ein gutes informelles Verständnis. Chefs sind oft einsam. Je weiter oben, desto eher. Wenn du nur sachlich, faktenbezogen auf sie zugehst, empfinden sie das im Grunde als Abwertung. „Für ihn bin ich kein Mensch“. Also bau eine Beziehung auf, indem du auch „persönlich“ wirst. Hol dir auch bewusst Feedback, das heißt frage deinen Vorgesetzten, wie er dich empfindet. Das ist schwer, aber heilsam. Und zwar letztlich für beide.
- Nehme mit deinen unmittelbaren Abteilungsmitstreitern eine echte, das heißt persönliche, Beziehung auf. Dosiere das nach dem jeweiligen Profil. Zusammenarbeit mit einem echten „Wir Gefühl“ öffnet Informationen. Keiner verschließt sich. Und du wirst von den Netzen deiner Teamkollegen profitieren. Die falsch verstandenen Sprichwörter wie „Geschäft ist Geschäft und Schnaps ist Schnaps“ führen zum Bruch im Netzwerk – zu beziehungslosem Nebeneinander.
- Pflicht: Nimm alle Beteiligten in einem Projekt deiner Mitwirkung in Kommunikation. Kür: Frage alle weiteren Personen, die auf dieses Projekt Einfluss haben zumindest einmal nach Ihrer Meinung. Wenn du als Projektmitarbeiter nur vor dich hin arbeitest, wirst du bald von Störungen überrascht werden. Wenn du mit allen Beteiligten, auch wenn sie nicht direkt mit dir zusammenarbeiten müssen, in die Beziehung gehst, spürst du rechtzeitig, wenn eine Schieflage droht. Sodann ist es gut, wenn du auch mit Leuten in anderen Funktionsbereichen kommunizierst. Denn sie können erheblich stören, wenn sie nicht mit ins Boot genommen werden.
- Gewinne „Freunde“ in Nachbarabteilungen (Flüsterkampagnen). In Steigerung zu Punkt 3 geht es hier um „Freunde“. Sie werden dir Informationen „flüstern“, sodass du gut über Trends in deinem Unternehmen informiert bist. Okay, das grenzt an Tratsch, aber warum nicht?
- Baue ausgewählte persönliche Beziehungen in über- und untergeordneten Bereichen auf. Wenn du in deinem Unternehmen Karriere machen willst, geht das nur über „Köpfe“. Das System sagt nicht „da sollte Frau NN befördert werden“. Das können nur Menschen sagen. Wenn es also in deiner Abteilung für dich auf absehbare Zeit nicht weitergehen kann, brauchst du einen „Chefkopf“ in einer anderen Abteilung, der dir einen höherwertigen Job mit deiner Kompetenz anbietet. Du brauchst für deine Karriere aber auch Befürworter, „Fanclubs“ in unteren Etagen.
- Betreibe Kommunikation mit Beeinflussern in der Unternehmensaußenwelt, wie Kunden, Lieferanten, Berater etc. Ein Unternehmensberater beispielsweise kann dein Image bei deiner Geschäftsleitung erheblich beeinflussen. Selbst wenn du nicht in seinem Projekt mitwirkst, lernt er dich vielleicht kennen. „Habe neulich ihren Herrn NN kennen gelernt, ein sehr kompetenter Bursche“, lässt er im Geschäftsleitungstreffen einfließen. Das wirkt. Das kannst du aktiv beeinflussen, indem du dich für das Beratungsprojekt interessierst.
- Kommuniziere mit Medienleuten, zum Beispiel mit Fachmedien-Redakteuren – und veröffentliche ab und zu selbst etwas in ihren Medien. Für dein persönliches Marketing sind Meinungsführer in deiner Branche außerordentlich wichtig. Wenn du eine persönliche Beziehung, zum Beispiel zu einem Redakteur in deinem Fachgebiet aufbaust, kannst du auch ab und zu einen Artikel landen. Dies wiederum kann zu positiven Kettenreaktionen führen. Du tauchst öfters in „Google“ auf. Andere Journalisten werden aufmerksam und kommen auf dich zu. Die Leute in deinem Unternehmen registrieren dich.
- Kommuniziere mit Vertretern in Fachverbänden (persönliche Info-Geber). Wenn du Freunde in Verbänden gewinnst, hast du exzellente Informationsquellen. Beispiel: „Lieber Horst, sag mal, welche unserer Wettbewerber investieren gerade in China?“ Horst ist Chefmarktforscher dort. Du willst dich als Exportmanager für die Region schlau machen.
- Kollegen und Tops anderer Unternehmen der Branche kontaktieren – beispielsweise auf Benchmarking-Konferenzen. Ich verstehe es persönlich zwar nicht, aber das ganz offizielle Austauschen von Informationen, die eigentlich Firmengeheimnisse darstellen, ist Mode geworden. Stichwort „Benchmarking“. Da sitzen die Marketingleiter der Branchenunternehmen zusammen und tragen sich gegenseitig Marketingkonzepte sowie Marktforschungserkenntnisse vor. Dazu gibt es dann Pressenotizen, in denen du erwähnt wirst (vgl. Punkt 7).
Und: Das Networking privater Art sollte selbstverständlich sein:
- Austausch in Internet-Netzwerken.
- Austausch in Freizeit-Clubs.
- Get-together-Veranstaltungen am Rande von Seminaren oder auf speziellen Partys (Letztere sind in den USA stark verbreitet).
- Beziehungsnetz mit ehemaligen Freunden der Ausbildung, die später alle einmal potenzielle Arbeitgeber sind.
Das gesamte Networking geht in Richtung persönliches Beziehungsmanagement für die Karriere. Wir könnten auch sagen, persönliches Marketing. Der eigensinnige Eigenbrödler hat heute keine Chance auf Karriere. Er ist kommunikationsunfähig und damit beziehungsunfähig. Er wird eher ausgenützt, als dass ihm andere einen Nutzen bringen.