KekskulturBeobachtungen zum Keksverzehr bei Besprechungen

Die taktische Funktion von Keksen und anderen Lebensmitteln, die bei Besprechungen eingesetzt werden, wird immer noch unterschätzt. Henning Lühr hat in einer Studie ermittelt, wie es um die Kekskultur in Amtsstuben bestellt ist und welche Menschentypen beim Keksessen sichtbar werden.

Leider machen sich in unserer Zeit immer mehr Menschen über die vielen Besprechungen lustig. Andere sind genervt, weil sie vor lauter Meetings gar nicht mehr zu ihren eigentlichen Aufgaben kommen. Dabei übersehen diese zynischen und kritischen Geister nicht nur die sozialpsychologische Funktion von Besprechungen: Beziehungspflege, Dampfablassen, Gerüchteküche, Machtverteilung, Imagepflege und vieles mehr. Sie schätzen auch nicht die Kekse, die es anlässlich solcher Zusammentreffen gerne gibt.

Glücklicherweise hat sich schon vor einiger Zeit der Staatsrat für Finanzen bei der Senatorin für Finanzen der Freien Hansestadt Bremen, Henning Lühr, diesem Thema angenommen und die Besprechungs- und Kekskultur im Lebensbereich deutscher Verwaltungen genauer unter die Lupe genommen. Wir stellen Ihnen an dieser Stelle einige seiner Erfahrungen und Erkenntnisse vor und stützen uns dabei auf seinen Fachbeitrag in der Zeitschrift „Innovative Verwaltung“ (5/2009).

Lührs Erkenntnisinteresse war, „wie sich andere Besprechungsteilnehmer im alltäglichen Kampf um die gereichten Kekse aufführen.“ Er wählte dabei zunächst die Methode der teilnehmenden Beobachtung oder besser: der „beobachtenden Teilnahme“, die er dann durch eine Datenerhebung mit Fragebogen ergänzte. Seine Ergebnisse beziehen sich auf insgesamt 513 Besprechungen. Hier einige Ergebnisse:

  • Kekse wurden nur bei 35,59 Prozent aller Besprechungen gereicht. Ihre taktische Funktion wird also immer noch unterschätzt. Immerhin: Sitzen Unternehmensberater oder Wirtschaftsprüfer am Tisch, dann steigt die Keksquote auf 100 Prozent.
  • Je länger die Sitzung dauert, desto eher gibt es Kekse. Allerdings hat die Sitzungsdauer keinen Einfluss auf den Umfang des Keksverzehrs. Was da ist, wird auch gegessen.
  • In 5 Prozent der Fälle waren die Kekse selbst gebacken, das Gros (72 Prozent) war Konfektionsware. Die meisten Kekse schmeckten, doch war rund ein Viertel von minderer Qualität. Lühr vermutet, dass dafür das fehlende Feeling für die Rahmenbedingungen von Besprechungen verantwortlich sei. Abwechslung wird gefürchtet, die Organisatoren vertrauen vielmehr auf die bewährte Keksmischung, die es immer gibt.
  • Die klassischen Keksesser-Typen sind: Normalesser, Schaufelbagger, Kaffee-Stipper, Festbeißer, Öko-Cracker, Nanny, Krümelmonster, Schlingpflanze und Spitzfinger.
  • Darüber hinaus hat Lühr noch ein paar besondere Typen entdeckt: Der Genießer fixiert den Keksteller und wartet, bis er an den Keks kommt, der ihm den höchsten Genuss verspricht. Der Gourmet greift nur dann zu, wenn die Keksqualität seinen Ansprüchen genügt; tut sie das nicht, lässt er das den Gastgeber spüren. Der Ernährungsbewusste demonstriert, dass er für Zwischenmahlzeiten nicht anfällig ist.

Nun mögen Kritiker wieder einwenden, was für deutsche Verwaltungen gelte, gelte noch lange nicht für Unternehmen. Das muss jeder Leser für sich auf phänomenologischer Ebene beurteilen. Allgemeingültiges zur Übertragbarkeit lässt sich erst nach intensiver Beforschung dieses Feldes sagen.

Übrigens hat Lühr auch festgestellt, dass Besprechungs-Kekse in der Vorweihnachtszeit Hochkonjunktur haben; das Keksaufkommen erhöht sich um das Siebenfache. Wir hoffen, Sie haben sich noch nicht satt gegessen und die Kekse unterm Weihnachtsbaume schmecken ihnen noch. Genießen Sie diese genauso wie die Feiertage und die vielen Family-Meetings, zu denen Sie eingeladen sind.


Wer mehr zur Kekskultur erfahren will, dem sei das Buch von Hennig Lühr ans Herz gelegt:

Management by Biscuits: oder Der mit den Kalorien tanzt, 2008.

Dazu im Management-Handbuch

Ähnliche Artikel

Excel-Tipps