Kommunikation und Gespräche im Beruf

Quasseltanten und Selbstdarsteller - wer in Meetings oder Gesprächen zu viel redet, erzeugt Stress beim Gegenüber. Lösung: Maß halten und prägnante Kommunikation.

Im privaten Bereich bestimmen Redezeit und Themenfixierung sehr stark über den Eindruck, den wir aus einer Kommunikation mit anderen Menschen mitnehmen. Natürlich ist der Inhalt des Ausgetauschten zentral für unser Urteil. Aber ob unsere Gesprächspartner uns auch gelegentlich zuhören oder ob sie uns im Dialog lediglich dominieren wollen, das bestimmt nachhaltig unseren Eindruck von einem Kontakt zu einem Mitmenschen. Wenn uns jemand zutextet, also einfach pausenlos spricht, kommen wir uns nach kurzer Zeit vor wie eine Klagemauer, der man zwar seine Geheimnisse anvertraut, die aber selber kein Interesse weckt.

Eine Weisheit aus der chinesischen Philosophie zeigt ebenfalls sehr prägnant, was damit gemeint ist:

Schüler: „Meister, ist es gut, wenn man viel spricht?“
Lehrer: „Welchen Sinn soll es haben, viele Worte zu machen? Schau dir den Frosch im Teich an. Er quakt den ganzen Tag und die ganze Nacht, bis seine Zunge trocken ist. Aber niemand hört ihm zu. Der Hahn im Hühnerstall hingegen kräht nur zwei oder drei Mal bei Tagesanbruch. Aber jeder hört auf ihn, denn jeder weiß, dass jetzt der Tag beginnt. Und so solltest du auch nur reden, wenn es einem Ziel dient.“

Zwischen nichts sagen und plaudern: das Maß entscheidet

In einem Buch zeigt die Trainerin, Expertin für Körpersprache, Rhetorik und Kommunikation Cornelia Topf: Zuviel-Reden führt sehr oft dazu, dass wir als Quasseltanten oder Selbstdarsteller wahrgenommen werden. Davon halten die meisten – zu Recht – nicht besonders viel. Wir modernen Menschen können laut aktuellen Forschungen rund 20 Sekunden wirklich aufmerksam sein, bis uns ein neuer Reiz packen muss. Alles, was darüber hinausgeht, wird von uns oft weitgehend ausgeblendet. In fast allen Führungstrainings wird vermittelt, dass gute Führung fast immer gute Kommunikation bedeutet. Das ist prinzipiell nicht falsch, aber viele Chefs verwechseln gute Kommunikation mit pausenlosem Reden. In der Medizin mag das Gesetz „Mehr Einsatz von Chemie bewirkt mehr“ ja noch fallweise stimmen, aber im Umgang miteinander können wir uns auf solch simple Gesetze nicht verlassen. 

Das alte Sprichwort „Stille Wasser gründen tief“ meint eigentlich genau das, worum es hier geht: Wer auch schweigen kann und nicht immer nur glaubt reden zu müssen, wirkt kompetenter, glaub- und vertrauenswürdiger. Ein guter Richter wie der biblische König Salomon wurde sprichwörtlich, weil er zwei Streitparteien einfach schweigend zuhören konnte, anschließend nachdachte und dann sein Urteil fällte. Testen Sie sich selbst: Fragen Sie einen Geschäftspartner bei der Begrüßung einmal mehr, wie es ihm geht. Tun Sie das aber mit klar signalisiertem und echtem Interesse. Dann aber beobachten Sie sich:

  • Wie lange halten Sie seine Ausführungen aus?
  • Wie stark interessieren Sie seine Inhalte wirklich?
  • Schaffen Sie es, mit Ihrer eigenen Wortmeldung doppelt so lange zu warten als bisher?

Hier liegt der Kern der Botschaft: Halten Sie sich zurück! Wer ständig redet, anweist, kommentiert und beurteilt, bringt seine Gesprächspartner nicht nur zum Schweigen, sondern auch zum Nicht-mehr-Weiterdenken. Natürlich kann Ausführlichkeit bei schwierigen Themen auch zur besseren Verständigung beitragen. Das ist und bleibt ein Dilemma, innerhalb dessen wir uns so gut wie möglich arrangieren müssen. So kurz wie möglich, aber so ausführlich wie nötig – das muss auch hier die Lösung sein. Ausführlichkeit darf nur soweit praktiziert werden, wie sie den Empfänger unserer Botschaft zum Denken stimuliert. Die Prägnanz der Kommunikation leistet dies in ausgezeichneter Weise:

  • Wesentliches hervorheben
  • Prägnant bleiben
  • Treffende Ausdrücke verwenden
  • Abstraktionen vermeiden
  • Nicht vom Hundertsten ins Tausendste kommen
  • Verallgemeinerungen und zu weites Herholen der Argumente vermeiden

Botschaften angemessen formulieren

Vergessen Sie nicht: Sie möchten stimulieren und anregen! Bringen Sie deshalb auch lebensnahe Beispiele, Aussagen zu Ihrer persönlichen Situation und Fragen in Ihre Botschaften ein. Diesen Mittelweg zu finden ist nicht einfach, aber es kann gelingen.

Beispiel:

Stellen Sie sich vor, Sie seien bei Ihrem Hausarzt wegen Rückenschmerzen. Er fragt Sie, weshalb Sie in die Sprechstunde kommen. Jetzt haben Sie zwei Möglichkeiten, eine ausführliche sowie eine prägnante Antwort zu geben.

Variante 1:
„Mein Rücken schmerzt seit Wochen.“

Variante 2:
„Seit Wochen habe ich Schmerzen in der Rückengegend. Ich hoffe, es ist kein Bandscheibenvorfall. Aber wissen Sie, ich habe Respekt vor zu vielen Schmerzmitteln. Man weiß ja, dass Medikamente Nebenwirkungen haben können. Man sieht im Fernsehen immer wieder, wie sich falsche Medikamente auswirken. Zudem bin ich wahrscheinlich allergisch auf bestimmte Wirkstoffe. Also nehme ich ganz bewusst nichts ein. Naturheilmittel helfen meist auch, was ich auch seit Wochen mache. Oft hilft mir das Auflegen von warmen Tüchern. Aber ich weiß natürlich nicht, ob ich mich ängstigen muss, weil vielleicht etwas Schlimmeres vorliegt.“

Ihr Arzt ist sicherlich ungeduldig geworden, wenn Sie die zweite Variante gewählt haben. Mit Ihrer Rede erzeugen Sie Stress und stellen auch noch seine Kompetenz in Frage. Es gibt neben den beiden Extremvarianten auch eine angemessene Botschaft, die alles sagt, aber nicht zum Plauderstil gehört:

Variante 3:
„Immer nach gewissen Bewegungen habe ich starke und stechende Schmerzen in der Rückengegend. Ungefähr zehn Zentimeter oberhalb des Rückens sind sie am stärksten. Wenn ich mich dann etwas bewege und beuge, lässt der Schmerz kurzzeitig nach.“

Halten Sie also Maß in Ihren kommunikativen Botschaften und versuchen Sie immer prägnant zu sein und nicht mehr zu sagen, als nötig ist. Geben Sie dem Gespräch auch genügend Raum, um Ihrem Gegenüber zuhören zu können. Zeigen Sie auch, dass Sie zuhören. Geben Sie ein Feedback, das beweist, dass Sie zugehört haben. Gehen Sie auf das ein, was Ihnen Ihre Gesprächspartnerin mitgeteilt hat. Nicht die Extrempositionen des Schweigens oder des Plapperns sind es, die den Erfolg bringen. Suchen Sie den vernünftigen Mittelweg. Er ist möglich – und am erfolgreichsten!

Hinweis

Vom Autor ist auch folgendes Buch erschienen: Klartext - Wie uns Kommunikation gelingt.

Dazu im Management-Handbuch

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