KommunikationsdefiziteFührungskräfte verarbeiten Informationen aber keine Gefühle

Deutsche Manager verstehen sich im Wortsinne gut mit ihren Chefs. Sie fühlen sich gut informiert. Wesentlich schlechter fällt das Urteil über die Vorgesetzten im direkten Gespräch aus. Hier haben deutsche Chefs eindeutig Nachhol- und Lernbedarf. Zu diesem Ergebnis kommt die „Akademie-Studie 2008“.

„Aktives Zuhören“ ist der Umfrage zufolge die wichtigste Kommunikationskompetenz für Führungskräfte. Leider stellen die Befragten ihren Vorgesetzten gerade auf diesem Gebiet nicht das beste Zeugnis aus. Nur 16,5 Prozent sind der Meinung, ihr Chef könne sehr gut zuhören. Zum Vergleich: 36,5 Prozent bestätigen ihrer Führungskraft, schnell Informationen aufnehmen und verarbeiten zu können. Sie können schnell lesen, aber schlecht zuhören.

Ähnlich nüchtern bewerten die Manager die Feedback-Kompetenz ihrer Chefs. Nur 12,1 Prozent sagen, ihr Chef könne „sehr gut“ Feedback geben; immerhin 43,5 Prozent sind der Meinung, ihr Vorgesetzter könne dies „gut“.

Das fällt den Chefs schwer: Negative Botschaften vermitteln

Am schlechtesten werden die Vorgesetzten von ihren Mitarbeitern in der Disziplin „Negative Botschaften übermitteln“ bewertet: Nur 9,1 Prozent kreuzten hier „sehr gut“ für den Vorgesetzten an, 42,2 Prozent bewerten seine Fähigkeit als „gut“. Es sind also nicht Sachverhalte und Informationen, die Führungskräften das Leben schwer machen, sondern eher Gefühle und die Reaktionen ihrer Zuhörer und Gesprächspartner. Das zeigen auch die weiteren Schwachstellen im Kommunikationsverhalten der Führungskräfte: Emotionen akzeptieren und Kritikgespräche führen gehören nicht zu ihren Stärken.

Informationsverarbeitung und Informationsweitergabe beherrschen die Vorgesetzten

Durchweg gute Noten erhalten die Vorgesetzten in Disziplinen, die eher mit Informationsaufnahme und Informationsverarbeitung als mit zwischenmenschlichen Gesprächen und Dialogführung zu tun haben: Schnell lesen, kurz und bündig formulieren, komplizierte Sachverhalte verständlich darstellen, das können sie. So fühlen sich 61,5 Prozent der befragten Manager von ihren Vorgesetzten „sehr gut“ oder „gut“ informiert. Nur 7,7 Prozent sind unzufrieden und fühlen sich unzureichend informiert.

Für Daniel Pinnow, Geschäftsführer der Akademie für Führungskräfte, kein unerwartetes Ergebnis:

„Deutsche Führungskräfte haben den größten Teil ihrer Lehrjahre, die sie auf ihre Aufgaben als Führungskraft vorbereiten sollen, an deutschen Universitäten genossen. An der Uni lernt man hervorragend, Informationen zu finden, zu verarbeiten und zu speichern. Führungskräfte müssen aber mehr können: Aktiv zuhören, Vermitteln, Begeistern“.

Führungskräfte seien schließlich keine Informationsverarbeitungsmaschinen, sondern Menschen, die andere Menschen anleiten und motivieren sollen.

Führ ihre diesjährige Studie befragte die Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft (Überlingen) 405 deutsche Manager. Die Studie „Führung beim Wort nehmen. Wie kommunizieren deutsche Manager?“ steht unter www.die-akademie.de/studien zum kostenlosen Download bereit.

[jf; Quelle: Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft; Bild: Fotolia.com]

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