KonzeptlosManager führen oft nicht zukunftsfähig

Erfolg stellt sich nicht nur durch die Optimierung von operativen Prozessen ein. Was vor allem zählt, ist ein Management der Managementprozesse. Wenn Unternehmer mit Zielen führen und Strategien entwickeln, sind sie für die Zukunft gewappnet.

Komplexität wird das wichtigste Thema des 21. Jahrhunderts sein. Das Management benötigt einen anderen Zugang zu diesem Thema, das für viele neu ist. Im Grunde geht es um das Funktionieren von komplexen Systemen, in unserem Fall Unternehmen. Entscheidend für die wirksame Führung eines Unternehmens ist das Beherrschen der dazu relevanten Managementprozesse und deren Zusammenspiel. Doch oft genug gehen Führungskräfte bei der Gestaltung und Nutzung von Managementprozessen konzeptlos vor.

In der Studie „Von der Strategie zum Resultat – Die Wirksamkeit von Managementprozessen“ beschäftigt sich das Malik Management Zentrum St. Gallen mit der Frage, wie sich die Führungskräfte der zunehmenden Komplexität stellen und welche Rolle Managementprozesse dabei spielen. Mehr als 200 Vorstände, Geschäftsführer, Aufsichtsräte und Beiräte in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben im zweiten Quartal 2007 an der Studie teilgenommen. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse:

Total Management Quality anstreben

Alle reden von Total Quality Management und der Optimierung von operativen Prozessen. Dies ist ein wichtiges Thema, aber längst nicht der wirklich wesentliche Hebel der Führungskräfte zur Steigerung des Unternehmenserfolgs. Der Hebel liegt viel mehr in der richtigen und guten Gestaltung, Steuerung und Nutzung  von Managementprozessen. Entscheidend ist nicht primär Total Quality Management, sondern Total Management Quality. Um dies zu erreichen, ist ein Management der Managementprozesse notwendig, also ein Orchestrieren aller Prozesse der Unternehmens- und Mitarbeiterführung zur wirksamen Lenkung und Veränderung von Unternehmen.

 Unternehmen fokussieren oft zu stark auf Geschäftsprozesse wie Produktion oder Verkauf und Unterstützungsprozesse  wie Finanzen oder Informationstechnologie. Dabei vernachlässigen sie die Managementprozesse (Strategieentwicklung, Führen mit Zielen, Auswahl und Förderung von Mitarbeitern oder strategisches und operatives Controlling).

Es sind jedoch gerade die Managementprozesse, welche eine vorsteuernde Wirkung haben und Grundvoraussetzungen für Erfolg in einem zunehmend komplexen Unternehmensumfeld schaffen. In den betrachteten Unternehmen werden Managementprozesse oft konzeptlos und unkoordiniert durchgeführt und entfalten nicht die gewünschten Wirkungen.

Das Gesamte verstehen und nutzen

Wirksame Unternehmens- und Mitarbeiterführung ist nicht gleich der Summe einzelner Managementprozesse – vielmehr ist das orchestrierte Zusammenspiel von konzeptionell durchdachten und gelebten Managementprozessen entscheidend. Gesamtkonzepte wie die Balanced Scorecard (BSC), von 43 Prozent der Befragten eingesetzt, oder das European Foundation of Quality Management (EFQM) werden eingesetzt, um die Komplexität der Managementprozesse besser bewältigen zu können.

Das Integrierte Management System® (IMS) wird mit einer Verbreitung von 11 Prozent zwar deutlich weniger angewendet, leistet jedoch zu den drei untersuchten Erfolgsdimensionen (Kundennutzen, Produktivität, finanzielle Ergebnisse) einen höheren Beitrag als BSC und EFQM. Neben dem gewählten Konzept sind gemäß den Studienresultaten klare Zuständigkeiten und eine Gesamtkoordination für die Entwicklung und Lenkung der Managementprozesse entscheidend für den Erfolg.

Herausforderungen nicht nur kennen, sondern auch bewältigen

Sowohl die heutige als auch die zukünftige Wichtigkeit der untersuchten Managementprozesse wird aus Sicht von Führungskräften von Dienstleistungs- und Industrieunternehmen aller Größen generell hoch eingeschätzt. Nichtsdestotrotz: Bei der Gestaltung und Durchführung der Managementprozesse gehen noch 40 Prozent konzeptlos vor. Mitarbeiterbezogene Managementprozesse wie beispielsweise persönliche Arbeitsmethodik sowie Stellengestaltung und -besetzung werden zu oft aus dem Bauch heraus gestaltet.

Der Handlungsbedarf wird teilweise erkannt und ein überdurchschnittlicher Schwerpunkt auf persönliche Arbeitsmethodik, Führungskräfte- und Mitarbeiterentwicklung und die Definition von Schlüsselaufgaben gesetzt. Die Herausforderungen zu kennen und sie doch nicht bewältigen zu können ist nicht etwa ein klassisches Problem von Klein- und Mittelunternehmen, sondern lässt sich insbesondere auch bei Grossunternehmen feststellen.

Dem Kundennutzen wird auf allen Funktionsstufen die höchste Wertigkeit beigemessen. 80 Prozent der Befragten sehen den zufriedenen Kunden als wichtigsten Erfolgsfaktor für ihr Unternehmen. Umso erstaunlicher ist es, dass es den Führungskräften nicht gelingt, Managementprozesse so zu gestalten, dass auch ein entsprechender Erfolgsbeitrag zum Kundennutzen resultiert.

Vier klassische Fehler vermeiden

Aus dem Datenmaterial der Studie haben sich typische Muster des „Nicht-Funktionierens“ im Umgang mit Managementprozessen ergeben. Lernen Sie aus den vier nachfolgenden Fehlern und machen Sie es in Ihrem Unternehmen besser:

  • Fehlende Umsetzungsmechanismen: Viele Unternehmen legen Strategien fest und kontrollieren die operativen Ergebnisse. Dies reicht nicht aus für eine wirksame Strategieumsetzung; gefragt sind Umsetzungsmechanismen wie strategiegerechte Prozesse, klare Zuständigkeiten, Zielvereinbarungen und Leistungsbeurteilungen.
  • Fehlende Orientierung am Kundennutzen: Einerseits legen Führungskräfte (richtigerweise) grössten Wert auf Kundennutzen, anderseits schaffen sie es jedoch nicht, durch die wirksame Gestaltung der Managementprozesse überlegenen Kundennutzen zu stiften.
  • Fehlender Bezug zu Mitarbeitern: Auffällig ist, dass der Fokus der Gestaltungsprojekte in der Vergangenheit insbesondere auf langfristig orientierten Managementprozessen lag, nicht jedoch ausreichend auf mitarbeiterbezogenen Managementprozessen wie Führungskräfte- und Mitarbeiterentwicklung, persönliche Arbeitsmethodik sowie der Definition der (Schlüssel-)Aufgaben einer Stelle.
  • Fehlende Orchestrierung: Damit das Ganze etwas anderes ist als die einzelnen Teile, braucht es ein wirksames Management der Managementprozesse mit einer Gesamtkoordination und klaren Verantwortlichkeiten hinsichtlich der Gestaltung, Lenkung und Entwicklung der Managementprozesse.

Die Studienergebnisse belegen eine allgemeingültige hohe Bedeutung der untersuchten Unternehmens- und Mitarbeiterführungsprozesse. Die wesentlichen Unterschiede der Nutzung und der Wirksamkeit von Managementprozessen sind nicht abhängig von Branchenzugehörigkeit oder Größe des Unternehmens. Gemäß den Studienergebnissen trägt eine systematische Beschäftigung mit Managementprozessen zu größerem Kundennutzen, erhöhter Produktivität und verbesserten finanziellen Ergebnissen des Unternehmens bei.

Für diesen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens ist das Management der Managementprozesse entscheidend. Wer im 21. Jahrhundert sein Unternehmen erfolgreich führen möchte, tut gut daran, allen relevanten Managementprozessen volle Aufmerksamkeit zu schenken. Ganzheitlich, kunden- und umsetzungsorientiert gestaltete und gelenkte Managementprozesse sind für den Erfolg im Sinne der Umsetzung im Tagesgeschäft und der Nutzenstiftung eine zentrale Voraussetzung.    

Hinweis

Die vollständige Studie „Die Wirksamkeit von Managementprozessen“ (A4, 43 Seiten) können Sie gegen eine Gebühr von  250 CHF bestellen.

Weitere Informationen unter: www.mom.ch/studien

Kontakt:
Thorsten Lips
Tel.: 0041-(0)79-5930359
E-Mail: thorsten.lips@mzsg.ch

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