KostendruckProbleme und Zukunftsaussichten des Gesundheitswesens
Der Kostendruck im deutschen Gesundheitswesen nimmt weiter zu. Dieser ist für 38 Prozent der Fach- und Führungskräfte in deutschen Krankenhäusern die größte Sorge. 2004 waren es erst 29 Prozent. Auch in der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung ist ein Anstieg zu vermerken. Dabei ist der Sparzwang für 36 Prozent der Entscheider das Hauptproblem. Hier liegt der Zuwachs im Vergleich zu 2004 sogar bei 14 Prozentpunkten.
Die Umsetzung der Gesundheitsreform beunruhigt dagegen 60 Prozent der Versicherer. Dennoch wollen sowohl Kostenträger als auch Kliniken die neue Flexibilität der Reform nutzen, um beim "Kunden" Patient zu punkten. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Branchenkompass 2009 Gesundheitswesen" von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.
Vor allem in der Versicherungsbranche überwiegt die Skepsis gegenüber den gesetzlichen Vorgaben. In dem im Januar gestarteten Gesundheitsfonds sehen nur vier von zehn Topentscheidern von Krankenkassen und Privatversicherern Vorteile für das eigene Unternehmen.
Strategien zur Bewältigung des Kostendrucks
Trotz dieser Skepsis und der Vorbehalte werden neue Produkte und Dienstleistungen vorgenommen, um sich im Wettbewerb zu behaupten. Auch Krankenhäuser verfolgen ähnliche Strategien, um sich gegen den Kostendruck zu stemmen. Insgesamt sehen mehr als neun von zehn Befragten in der Entwicklung neuer Geschäftsfelder einen Trend, der die Branche verändern wird. Dabei profitieren Versicherer und Kliniken sowohl vom gestiegenen Gesundheitsbewusstsein der Deutschen als auch von der Bevölkerungsentwicklung. Denn immer mehr Patienten fragen nach Zusatzdienstleistungen, selbst wenn dies private Mehrkosten erfordert. Dazu zählen beispielsweise vorbeugende Gesundheitskurse - 54 Prozent der Krankenhäuser wollen hier verstärkt tätig werden.
Am bedeutsamsten schätzen die Klinikmanager allerdings den Ausbau der teilstationären und ambulanten Versorgung ein. Alle Maximalversorger und 68 Prozent der Regelversorger beabsichtigen bis 2012, in Ambulanzen oder Medizinische Versorgungszentren (MVZ) zu investieren. Darüber hinaus planen insgesamt rund zwei Drittel der Krankenhäuser Investitionen in den Betrieb ambulanter Arztpraxen.
Auch der grundsätzlichen Entwicklung des Health-Care-Sektors steht man positiv gegenüber. Die Hälfte der befragten Leistungserbringer und Kostenträger geht davon aus, dass ihre Branche bis 2012 stärker wachsen wird als die deutsche Gesamtwirtschaft.
Diese positive Zukunftsaussicht hängt vor allem davon ab, wie die Dienstleister mit dem Mangel an Fachkräften umgehen. Rund 4.000 Klinikarztstellen sind frei und die Gesundheitsversorger suchen dringend nach qualifiziertem Personal. Die Suche nach diesen gehört für immerhin 14 Prozent der Klinikmanager inzwischen zu den größten Herausforderungen.
Hintergrundinformation
Im April und Mai 2009 befragte forsa im Auftrag von Steria Mummert Consulting 100 Topentscheider aus 50 großen Krankenhäusern sowie 50 gesetzlichen Krankenkassen und privaten Krankenversicherungen in Deutschland zu ihren Markteinschätzungen und Investitionen bis 2012.
[Svetlana Miassoedov; Quelle: Steria Mummert; Bild: Fotolia.com]