KreativitätMit der Kartenumlauftechnik neue Ideen entwickeln

Die Kartenumlauftechnik ist eine Kreativitätstechnik, die einfach ist und mit der in Workshops viele Ideen erzeugt werden. Alle schreiben ihre Ideen auf Karten, ohne dass andere gleich Einwände bringen. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Kartenumlauftechnik.
Von MSc Günter Lenz

Worum geht es bei der Kartenumlauftechnik?

Die Kartenumlauftechnik ist eine Kreativitätsmethode zur Ideenfindung. Sie kann gut im Rahmen von Innovations- oder Kreativitätsworkshops eingesetzt werden, wenn nach neuen und erfolgsträchtigen Ideen für Produkte und Dienstleistungen gesucht wird.

Die Kartenumlauftechnik ist als schriftliches Brainstorming (Brainwriting) sehr einfach anzuwenden – und macht viel Spaß. In einer Stunde können erfahrungsgemäß ohne Mühe 50 wirklich gute (Produkt-) Ideen gefunden werden.

Bei der Kartenumlauftechnik schreibt jeder Teilnehmer seine Ideen auf Karten. Der Nachbar nimmt die Karten auf, kommt auf neue Ideen, die er auf neue Karten schreibt und gibt die Karten an seinen Nachbarn weiter. Wie ist der Ablauf im Einzelnen?

Problem und Fragestellung genau klären

Im ersten Schritt erfolgt die gemeinsame Problemklärung. Die Aufgabe und die Zielsetzung werden festgehalten. Alle schon bekannten Fakten und Lösungsanforderungen werden auf einem Flipchart vorgestellt.

Es kann sein, dass dies schon vom Moderator oder Auftraggeber des Kreativitätsworkshops vorgegeben wird – andernfalls werden diese Punkte gemeinsam mit der Gruppe erarbeitet. Damit sind die Teilnehmenden im Bilde und wissen, was Ausgangsbasis und Zielsetzung ist. Erfolgsentscheidend sind eine ganz klare Zielsetzung und eine eindeutige Frage.

Erste Lösungsideen aufschreiben

Im zweiten Schritt fordert die moderierende Person dazu auf, mit Flipchart-Stiften Lösungsvorschläge auf Moderationskarten zu schreiben. Wichtig dabei ist es, auf jede Karte wirklich nur eine Idee zu schreiben. Oft genügen Stichworte, manchmal braucht es Halbsätze. Auf gute Lesbarkeit und eine große Schrift muss geachtet werden.

Das Brainwriting beginnt und die Teilnehmenden schreiben beliebig viele Lösungsideen auf – immer eine Idee pro Karte. Die Karten werden dem Nachbarn zur Linken in Griffweite hingelegt. In den ersten Minuten arbeitet jeder für sich. Die Karten werden vom Nachbarn noch nicht aufgenommen.

Ideen lesen und neue Ideen entwickeln

Wenn der Ideenfluss der Teilnehmenden nachlässt, spätestens jedoch nach fünf Minuten, fordert der Moderator oder die Moderatorin alle dazu auf, die Karten des jeweils rechten Nachbarn aufzugreifen. Alle Teilnehmenden lesen die Karten durch und lassen sich durch die Ideen der anderen zu neuen Ideen anregen.

Die neuen Ideen schreiben sie auf neue Karten und reichen sie an den linken Nachbarn weiter. Die schon beschriebenen Karten werden ebenfalls an den linken Nachbarn weitergereicht und keinesfalls ergänzt oder kommentiert. Die Karten laufen so einige Zeit im Kreis um. Dabei wird nicht diskutiert. Allenfalls kann der Moderator einen langsameren Teilnehmer, bei dem sich ein Kartenstapel bildet, dazu auffordern, diesen ganz oder teilweise an den linken Nachbarn weiterzugeben, damit der Fluss erhalten bleibt.

Kartenumlauf beenden

Kommt der Ideenfluss schließlich zum Erliegen, beendet der Moderator oder die Moderatorin den Kartenumlauf. Sie erkennen das Ausbleiben von neuen Ideen daran, dass die Karten des Nachbarn nach dem Lesen gleich weitergeben werden, ohne dass neue Karten geschrieben werden. Typischerweise passiert das nach etwa 20 Minuten.

Unklare Ideen erläutern

Im nächsten Schritt werden die Karten vom Moderator oder der Moderatorin eingesammelt und auf einem oder mehreren großen Tischen ausgelegt. Doppelnennungen werden entfernt oder aufeinandergelegt.

Wenn nicht allen Teilnehmenden klar ist, was mit der Idee auf einer Karte genau gemeint ist, dann erläutert der Autor und die Autorin die Idee. Nach der Erläuterung ist ein gemeinsames Verständnis der Karten gegeben. Erst dann ist die Bewertung der Ideen sinnvoll.

Karten thematisch bündeln

Nun sortieren die Moderierenden gemeinsam mit den Teilnehmenden die Ideen. Die Karten werden thematisch gebündelt (geclustert). Jedes Bündel erhält eine Überschrift, die auf eine größere oder andersfarbige Karte geschrieben wird. Die Überschrift beschreibt das jeweilige Bündel und die darin beschriebenen Ideen oder Lösungen stichwortartig. Zur besseren Übersicht werden die Bündel an eine Pinnwand geheftet.

Bündel bewerten

Die Vielzahl der gefundenen Ideen muss nun bewertet werden. Denn im Regelfall können nur wenige Ideen oder nur ein Lösungsvorschlag umgesetzt werden. Auf jeden Fall ist eine Festlegung der Priorität hilfreich.

Vor der Bewertung werden die zwei bis vier wichtigsten Bewertungskriterien festgelegt, welche Grundlage der Bewertung sind. Beispielsweise können das sein: Innovationsgrad, Neuheitswert, vermutete Erfolgschance am Markt, Schnelligkeit der Umsetzung, Kosten, Synergieeffekte mit schon bestehenden Produkten.

Wenn allen klar ist, anhand welcher Kriterien die Bewertung erfolgen soll, werden von den Teilnehmenden Bewertungspunkte auf die Überschriftskarten geklebt. Die Teilnehmenden bekommen dazu (aufgerundet) halb so viele Klebepunkte wie es Cluster gibt. Vorab sollte geklärt werden, ob es erlaubt ist, Punkte zu „häufeln“, also mehr als einen Punkt auf eine Karte zu kleben. Die Bewertung eines Ideenbündels ergibt sich nun aus der Summe der Klebepunkte an diesem Bündel – je mehr Punkte, desto besser wird eine Idee bewertet.

Hinweise für die Moderation der Kartenumlauftechnik

Die Umlaufrichtung der Karten kann beliebig festgelegt werden. Es empfiehlt sich eine etwa kreisrunde Anordnung der Teilnehmenden.

Benötigtes Material:

  • Flipchart
  • Moderationskarten
  • Flipchart-Stifte
  • große Tische
  • mehrere Pinnwände
  • Nadeln
  • Klebepunkte

Dazu im Management-Handbuch

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