Lebensmittel für MuslimeEinzelhändler können mit Halal-Produkten Umsätze steigern
Internationale Nahrungsmittelkonzerne wie Nestlé oder Unilever bieten schon seit Längerem eine Vielzahl von Artikeln an, die im Sinne des Koran als unbedenklich gelten. Obwohl das Segment beispielsweise schon in Großbritannien und Frankreich floriert und Milliarden Umsätze winken, zeigen sich Händler in der Bundesrepublik nach wie vor zurückhaltend. Zu groß ist die Angst, mit Tierschützern aneinander zu geraten.
Damit verschenken sie jedoch eine Menge Umsatzpotenzial. Denn: Die Ernährung im Sinne des Korans spielt für viele Gläubige eine zentrale Rolle im Alltag. Und allein in Deutschland leben zwischen 3,8 und 4,3 Millionen Muslime. Tendenz steigend.
Halal
Halal auf Arabisch und helal auf Türkisch bedeutet "das Zulässige, das Erlaubte" und bezeichnet im Islam alle Dinge und Taten, die nach islamischem Recht erlaubt oder zulässig sind. Es bezieht sich auf die Lebensweise der Muslime. Die richtige Ernährung spielt dabei eine bedeutende Rolle.
"In England ist man in Hinblick auf Halal-Produkte schon weiter als in Frankreich. Vor allem in regional von bestimmten Bevölkerungsschichten dominierten Gebieten kann man damit zu den Saisonhöhepunkten wie dem Ramadan gute Geschäfte machen",
so Daniel Lucht, Senior Retail Analyst beim Londoner Analyseunternehmen Verdict Research gegenüber pressetext. Der Tierschutz sei darüber hinaus auch in den Ländern, wo solche Erzeugnisse bereits etabliert sind, problematisch.
Einem Spiegel-Bericht zufolge wird der Markt noch weiter wachsen, vor allem aufgrund der großen Anzahl von islamisch erzogenen Kindern in Deutschland. Heute macht Halal bereits 17 Prozent des globalen Nahrungsmittelumsatzes aus. Angesichts dieser hohen Zahl scheint das Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft. 2004 lag der weltweite Umsatz mit islam-konformen Lebensmitteln noch bei 587 Milliarden Dollar. Ersten Berechnungen nach sollen es 2010 schon 641 Milliarden Dollar sein. Allein für Europa sagen Experten im kommenden Jahr einen Umsatz von 67 Milliarden Dollar vorher. Daher bieten in Frankreich die Casino-Supermärkte halal-produzierte Fleisch- und Wurstwaren an. In England sind es unter anderem Tesco, Sainsbury und Boots.
"Trotz der Absatzchancen ist die Diskussion um Halal-Produkte häufig emotional aufgeladen, sodass viele Händler einen Imageschaden fürchten und lieber die Finger davon lassen",
erklärt Lucht gegenüber pressetext. Auch bestehe die Gefahr, dass nicht-muslimische Kunden abgeschreckt werden könnten. Die Zurückhaltung der deutschen Händler hat vor allem mit dem Gesetzgeber zu tun. Denn ohne Betäubung zu schlachten, ist verboten. Darin liegt für viele Muslimen jedoch ein Problem. Ein betäubtes Tier gilt bereits als tot. Ein Verzehr wäre in dem Fall ein Verstoß gegen das Aas-Verbot. Um das zu umgehen, importieren viele Händler daher ihr Fleisch aus dem Ausland. Problematisch sind auch viele Koran-Auslegungen bei den in Deutschland lebenden Muslimen. Einheitliche Halal-Standards lassen weiter auf sich warten.
[po; Quelle: pressetext; Bild: adisa - Fotolia.com]