MarkenbewusstMarken haben immer noch eine enorme Bedeutung
Der Gesamtumsatz der Markenartikelindustrie wuchs im Jahr 2007 gegenüber dem Vorjahr um 4,7 Prozent auf rund 400 Milliarden Euro. Haupttreiber des Wachstums war der Export: Die Exporte der Markenartikler erhöhten sich im gleichen Zeitraum um 10,4 Prozent. Im Inland stagnierten die Markenumsätze zuletzt. Zwar geht der Trend aus Sicht von Markenartiklern und Verbrauchern wieder hin zur Marke, die „Geiz-ist-geil“-Ära ebbt weiter ab. Die unerwartete, vor allem von hohen Energie- und Rohstoffkosten geprägte Teuerungswelle beeinträchtigt jedoch ebenso wie die allgemeine konjunkturelle Abkühlung erheblich die Konsumlaune. Dies stellt die Markenindustrie vor neue Herausforderungen.
Dies sind Ergebnisse einer aktuellen Studie, die der Markenverband mit McKinsey & Company durchgeführt hat. Die Untersuchung beleuchtet im Zweijahresrhythmus die volkswirtschaftliche Bedeutung der Markenartikelindustrie in Deutschland anhand gesamtwirtschaftlicher Kennziffern und einer Umfrage unter den Mitgliedern des Markenverbandes. Christoph Kannengießer, Hauptgeschäftsführer des Markenverbandes, forderte:
"Starke Marken bedeuten eine starke Wirtschaft. Sie stehen für Kreativität und Innovationen und damit für Wachstum und Wohlstand. Markenunternehmen leben aber nicht allein von einer exportgetriebenen Konjunktur. Sie leben auch davon, dass die Menschen hier bei uns gerne und qualitätsorientiert konsumieren. Marken und Konsumenten brauchen gleichermaßen verlässliche wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen mit positiven Beschäftigungsperspektiven und einer nachhaltigen Entlastung der Einkommen von Steuern und Abgaben."
Chancen für starke Marken
"Die Unternehmen der Markenwirtschaft stellen sich immer neuen Herausforderungen: das sich schnell und mit zunehmender Geschwindigkeit ändernde wirtschaftliche Umfeld, die gestiegene Nachfragemacht aufseiten des Marktpartners Handel, der effektive Schutz des geistigen Eigentums, aber auch die wachsenden Ansprüche der Verbraucher erfordern kreative Antworten. Die Pflege und Stärkung der Marke muss vor diesem Hintergrund immer wieder in den Fokus genommen werden. Es ist erfreulich, dass sich die Markenunternehmen hier in der Befragung sehr zuversichtlich zeigen: 85 Prozent geben an, die Stärke ihrer eigenen Marken habe sich in den letzten zwei bis drei Jahren verbessert; bei rund einem Viertel sogar nach eigenen Angaben 'sehr stark'. Im Vergleich zur Studie von 2006 hat sich damit der Anteil der Unternehmen, die eine Zunahme der Markenstärke angeben, um etwa 10 Prozentpunkte erhöht",
so Kannengießer weiter. Jesko Perrey, Leiter der deutschen Marketing & Sales Practice von McKinsey, meint:
"Hier bietet sich ein großes Potenzial für die Unternehmen. Die Verbraucher achten auf Qualität und sind bereit für Marken mit einem überzeugenden Wertversprechen ein Premium zu bezahlen. Starke Marken werden weiterhin punkten. Hersteller schwächerer Marken laufen aber Gefahr, den Anschluss zu verlieren."
Eine Herausforderung für die Unternehmen ist die Bedeutung des Preises als Kaufkriterium. 54 Prozent der Markenartikler beobachten, dass diese gestiegen ist. 2006 hatten dies nur 48 Prozent erwartet. Der derzeitige Trend zur Sparsamkeit in Deutschland sei ein anderer als 2004, so Jesko Perrey:
"Seinerzeit war durchaus Geld da, viele Verbraucher fragten sich aber, warum sie mehr bezahlen sollten. Heute führen reale Kaufkraftverluste durch eine hohe Inflation und Abgabenlast bei vielen zur Kaufzurückhaltung."
Für Markenhersteller sei es wichtiger denn je, sich auf ihre Kerntugenden zu besinnen. Perrey erklärt:
"Dazu gehören erstens Innovation und Produktentwicklung. Sie müssen auf einem tiefen Kundenverständnis aufbauen. Zweitens ist Exzellenz in der Markenführung entscheidend und drittens professionelles Pricing."
Drei Kerntugenden als Hebel
Innovationskraft steht für den Großteil der befragten Unternehmen im Fokus. 43 Prozent sagen, dass ihre Bedeutung als Kauffaktor bei den Verbrauchern stark, weitere 49 Prozent sagen, dass sie leicht zugenommen hat. Gleichzeitig ist mehr als jedes dritte Unternehmen unzufrieden mit seiner Innovationsleistung. Derzeit erwirtschaftet nur jedes vierte Unternehmen mehr als 20 Prozent seines Umsatzes mit Produkten, die weniger als zwei Jahre alt sind.
Mit ihren eigenen Werbe- und Kommunikationsmaßnahmen sind neun von zehn Markenartiklern zufrieden. Allerdings haben nur vier von zehn Unternehmen ein umfassendes Marketing-Controlling. Mehr als jedes fünfte Unternehmen überprüft seine Werbe- und Kommunikationsmaßnahmen gar nicht.
Für den dritten Hebel, professionelles Pricing, gelte es, zielgruppengerechte Konsumentenpreise zu ermitteln, so Perrey. Zudem sollten unternehmen Preise und Strategien zur Verkaufsförderung aufeinander abstimmen und das Preismanagement tief in den Unternehmen verankern. Auf diese Weise könnten Markenartikler auch in einem Umfeld mit steigenden Preisen punkten.
[po; Quelle: McKinsey; Bild: Fotolia.com]