Mass CustomizationMit individualisierten Standardprodukten zum Erfolg
Produkte nach Maß von der Stange
Mass Customization bezeichnet eine Fertigungsmethode, bei der ein Produkt vom Kunden mittels Modulbauweise individualisiert und dennoch zum Preis eines vergleichbaren Standardprodukts angeboten werden kann. Universitätsprofessor Dr. Frank Huber von der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz untersuchte den Wert dieser Art von Produktindividualisierung für den Konsumenten in einer aktuellen Studie. Er stellt fest:
"Der Spagat zwischen niedrigen Herstellungskosten und Einzelfertigung erschien früher unmöglich. Heute sorgen Informations- und Kommunikationstechnologien wie Produktkonfiguratoren dafür, dass das für den Käufer optimale Produkt mit den Fähigkeiten des Unternehmens zusammengebracht werden kann."
Das Ziel der Studie war es zu prüfen, welchen Wertzuwachs ein Konsument aus individualisierten Produkten zieht und ob die Verbraucher bereit sind, einen höheren Preis dafür zu zahlen.
Empfundener Nutzen steht im Vordergrund
Befriedigt ein individualisiertes Produkt verschiedene Nutzendimensionen für den Konsumenten, so misst er ihm einen hohen Wert zu. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass insbesondere der hedonistisch-sinnliche Nutzen Hauptgrund für einen hohen wahrgenommenen Wert ist.
"Die Freude an einem individuellen Produkt und der Spaß, den der Kunde bei einer Konfiguration erlebt, sind maßgeblich für den zugemessenen Wert."
Aber auch die über die Individualisierung entstehende Funktionalität und die Möglichkeit zur Selbstdarstellung tragen zum wahrgenommenen Wert des Produkts bei. Weiterhin konnte nachgewiesen werden, dass ein hoher wahrgenommener Produktwert zu einer erhöhten Preisbereitschaft und gesteigerten Kaufabsicht führt. Laut Huber sollten Unternehmen dieses Konsumpotenzial bei den Kunden freisetzen.
Hohes Involvement und niedriger Aufwand führen zum Erfolg
Es konnte außerdem nachgewiesen werden, dass die Stärke des Individualisierungswunsches zu einem hohen wahrgenommenen Wert des Produkts führt, aber nicht, wie zunächst angenommen, den subjektiv empfundenen Aufwand reduziert. Der Aufwand wirkt allerdings auf den wahrgenommenen Wert des Produkts ein:
"Dies heißt für die Praxis, dass ein Konfigurationsprozess implementiert werden muss, der den Aufwand für den Nutzer so niedrig wie möglich hält, um den Erfolg des Konzepts zu gewährleisten",
sagt Huber. In diesem Zusammenhang steht auch das Involvement des Kunden, der den Individualisierungsaufwand umso geringer empfindet, je mehr er in die entsprechende Produktklasse involviert ist.
Individualität – aber nicht um jeden Preis
Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie liegt darin, dass für den Konsumenten der Produktnutzen und nicht der Individualisierungsnutzen im Vordergrund steht. Huber verdeutlicht:
"Kunden suchen in verstärktem Maße Leistungen, die genau auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet sind. Sie bezahlen aber nicht für eine Individualität per se, sondern letztlich nur für eine Leistung, die auch unmittelbaren Nutzen stiftet."
Auch das wahrgenommene Risiko beim Kauf eines individualisierten Produkts wurde in der Studie untersucht. Die Überprüfung erfolgte mittels Untersuchung von zwei Produktkategorien, wobei beim Kauf eines Autos das wahrgenommene Risiko deutlich höher ist, als beim Kauf von Sportschuhen.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Konsumenten bei Autos dem wahrgenommenen Aufwand einer Individualisierung eine große Bedeutung für den wahrgenommenen Wert des Produkts beimessen, während dies bei Sportschuhen keine Rolle spielt.
Der Bedeutung des Nutzens aus der Individualisierung für den wahrgenommenen Wert eines Produkts beschränkt sich in der Produktkategorie Autos auf den hedonistischen, während die Konsumenten hinsichtlich der Funktionalität und Außenwirkung unsicher zu sein scheinen. Bei Sportschuhen sind sämtliche Nutzenarten von Bedeutung.
Aufbau der Studie
In der durchgeführten Online-Befragung wurde den Teilnehmern einer von zwei verschiedenen Fragebögen, zum Thema Autos oder zum Thema Sportschuhe, präsentiert. Insgesamt nahmen 369 Probanden im Alter zwischen 20 und 30 Jahren an der Befragung teil.
[po; Quelle: Center of Market-Oriented Product and Production Management]