MitarbeitermotivationExzellente Teamleiter zeigen Haltung
Meinungsverschiedenheiten sind in Teams völlig normal. Da kommt ein Kollege mit dem anderen gut aus, mit einem anderen wiederum nicht. Aber jeder erledigt seine Aufgaben. Welche Note würden Sie Ihrem eigenen Team auf einer Skala von 0 bis 10 eigentlich geben? Wie üblich, wenn es um Spitzenleistung geht, erreichen die meisten mit etwas Engagement eine 7. Doch nur die wenigsten schaffen es, in die Teamelite aufzusteigen. Wenn wir uns die beiden Fußballtrainer Jürgen Klopp und Joachim Löw ansehen, so gehören sie derzeit zu den größten Teamexperten. Was davon können sich Teamleiter in Unternehmen abschauen, was davon umsetzen?
Autorität ist keine Frage der Anrede
Der „Menschenfänger“ Klopp pflegt einen betont kumpelhaften Umgang mit seinen Spielern. Hier wird sein eigentliches Erfolgsgeheimnis vermutet. Löw wirkt deutlich distanzierter, spricht angeblich alle Spieler mit dem Vornamen und mit „Du“ an, während er sich gleichzeitig von allen siezen lässst. Wie passt das zusammen? Tatsächlich macht es auch in der Geschäftswelt keinen Unterschied, ob Teamleiter auf dem respektvollen Sie bestehen oder bei allen Mitarbeitern zum Du übergehen. Moderne Chefs wissen: Eine natürliche Autorität der Person ist keine Frage der Anrede. Auch bei Mitarbeitern, die von ihrem Vorgesetzten schlecht behandelt werden, spielt die Anrede keine Rolle, wenn es um die Mitarbeiter-Chef-Beziehung geht.
Tatsächlich pflegen Löw und Klopp ein vertrauensvolles Verhältnis, nicht nur zu den Spielern, sondern auch zu allen Mitarbeitern und Funktionären des Vereins beziehungsweise des Verbandes. Teamorientierung ist für alle Pflicht. Der Wert „Team“ hat bei beiden höchste Priorität. Wer dagegen verstößt, muss mit ernsten Konsequenzen rechnen, sei die Beziehung ansonsten noch so positiv. Ein Beispiel: Als der Führungsspieler Michael Ballack eine Sonderbehandlung geltend machte, verstieß er gegen diese Regeln der vertrauensvollen Zusammenarbeit. Die Folge: der Rauswurf aus der Nationalelf, eine konsequente Prioritätensetzung und ein Votum von Löw für den Teamgeist.
Konsequentes, berechenbares Verhalten stärkt Vertrauen
Funktioniert das auch in der Geschäftswelt? Wenn Sie in die Elite der besten Teamleiter aufsteigen wollen, sollten Sie diesen Weg konsequent gehen. Wer nicht im Team spielt, muss es verlassen! Doch widerspricht das nicht gerade dem oben angesprochenen vertrauensvollen Verhältnis zwischen Spieler und Teamleiter? Ganz und gar nicht. Ein konsequentes, berechenbares Verhalten stärkt das Vertrauen mehr als rückgratlose Kompromisse.
Tatsächlich ist das Verhältnis zwischen Klopp und Löw und ihren Spielern meistens ausgezeichnet, bei jedem auf seine Weise. In beiden Teams wird viel miteinander gesprochen, offen, gleichberechtigt, auf Augenhöhe. Dies ist für Teams unsagbar wichtig. Chefs, die ihr Machtwort sprechen und ihren Mitarbeitern bei deren Meinungsäußerungen über den Mund fahren, zerstören dieses wichtige Vertrauen. In der Regel merken das solche Teamleiter nicht einmal, denn in einem solchen Klima traut sich niemand, offenes Feedback zu geben.
Offenes Feedback aber ist eine unabdingbare Notwendigkeit auf dem Weg zur Spitze. Teamleiter sollten dies also regelmäßig von ihren Mitarbeitern einfordern und zuhören, ohne sich zu rechtfertigen. Wichtig ist auch, dass es keine Tabuthemen gibt. So lässt sich eine vertrauensvolle Atmosphäre aufbauen.
Teamleiter müssen auch unangenehme Entscheidungen treffen
Gute Teamleiter schaffen also den Spagat zwischen offenen Gesprächen in vertrauensvoller Atmosphäre und dem Reden von Klartext mit schonungslosem Feedback. Auch die Bereitschaft und die Konsequenz, unpopuläre Entscheidungen zu treffen, gehören zum Führen eines exzellenten Teams dazu. Teamleiter müssen auch dafür sorgen, dass bei harten Entscheidungen gegen einzelne Teammitglieder alle anderen die Entscheidung verstehen und mittragen. Beeindruckend lesen sich diesbezüglich Äußerungen der Nationalspieler bei der letzten Fußball-EM. Jeder der ausgewechselt wurde oder bei einem Spiel auf der Bank saß, antwortete im Interview sinngemäß ähnlich: „Wenn der Trainer diese Entscheidung für richtig hält, dann ist es das Beste für unser Team und dann halte ich das auch für richtig.“ Wie können Teamleiter diesen Spagat schaffen?
Nur, wenn sie mit einer entsprechenden inneren Haltung führen. Ihre innere Haltung steuert, wie sie sich gegenüber Mitarbeitern verhalten und was sie in welchen Situationen sagen. Teamleiter sollten daher eine innere Haltung der tiefen Zuneigung zu jedem einzelnen Mitarbeiter aufbauen. Dies führt fast automatisch dazu, sich gegenüber Mitarbeitern wie ein Mentor zu verhalten, jeden einzelnen in seiner Entwicklung zu fördern, aber sich auch für den privaten Menschen hinter dem Mitarbeiter zu interessieren.
Leistung einfordern und gleichzeitig eine Beziehung aufbauen
Der zweite Baustein einer inneren Haltung eines Team-Experten ist die Leidenschaft für Leistung. Höchste Qualität und Spitzenleistung sind wichtige Zutaten für exzellente Teamarbeit. Denn die erbrachte Leistung macht Stolz, sorgt für zusätzliches Engagement und schweißt zusammen. Ein harmonisches Team ohne Qualitätsanspruch bringt keine Leistung und führt am Ende nur zu Frust. Wahrscheinlich gibt es viele Teamleiter, die höchste Leistung und Engagement einfordern können, doch nur wenige schaffen das in Verbindung mit einer engen, positiven Beziehung zu jedem Mitarbeiter.
Teamleiter sollten somit vermeiden, Minderleistung persönlich zu nehmen. Sie sollten Kritik zwar schonungslos vorbringen, doch dabei nicht persönlich werden und die gute Beziehung verschlechtern. Exzellente Kommunikation in schwierigen Gesprächen ist eine Kernfähigkeit auf dem Weg zur Teambildungselite.
Das müssen gute Teamleiter können
- Innere Haltung entwickeln, in der der Wert „Team“ Priorität hat und woran alle jeden Tag gemessen werden
- Bei Verstößen kompromisslos Konsequenzen ziehen
- Für exzellente Beziehungen zu allen Seiten sorgen
- Klartext reden ohne persönlich zu werden
- Klar und deutlich über Erwartungen und Entscheidungen sprechen sowie ein eindeutiges Feedback geben
- Immer ehrlich und fair bleiben
- Jeden Mitarbeiter mit Respekt behandeln
- Gespräche nicht aus einer Sonderposition heraus führen, sondern für Augenhöhe sorgen
- Keine Tabuthemen entwickeln
- Ausreichend kommunizieren
- Jeden einzelnen Mitarbeiter persönlich fordern und ihm Beachtung schenken