Outsourcing und Offshoring von IT
Nach Einschätzungen des Beratungshauses ist eine Auslagerung des Application Managements häufig von erheblichen Risiken begleitet. So hätte die Auswertung kundenbezogener Risikoanalysen ergeben, dass in zwei von drei Fällen ein Offshoring nicht oder nur bedingt zu empfehlen ist. Als besonders kritische Aspekte einer Übertragung des Application Managements hat Ardour folgende Probleme ermittelt:
1. Zu eingeschränkter Blick auf den Kostenaspekt
Häufig dominieren bei der Outsourcing-Entscheidung die Kostensenkungsmotive. Doch mit einem verengten Blick auf die Kostenreduzierung wird man dem komplexen Sachverhalt zu wenig gerecht, weil die möglichen Risiken weder in ihrer Vielfalt noch in ihrer Wirksamkeit mit der gleichen Aufmerksamkeit wie die Nutzenaspekte betrachtet werden. Insbesondere wenn die strategische Entscheidung für das Offshoring vom Rotstift geführt wird, werden die möglichen Risikopotenziale erfahrungsgemäß meist nur noch der Form halber erörtert.
2. Oberflächliche Betrachtung der Leistungssicherheit
Komplexe IT-Funktionen wie das Application Management stellen prinzipiell ein sehr sensibles Gesamtsystem dar. Dementsprechend steigt der Risikograd progressiv mit dem fachlichen Anspruch, der dem auszulagernden Service zugrunde liegt. Dieser Sachverhalt fließt jedoch vielfach nicht genug in die Bewertungsprozesse der Unternehmen ein, wenn Outsourcing-Entscheidungen vorbereitet werden. Beispielsweise werden mögliche Diskrepanzen in den Qualitätsmentalitäten und dem Leistungspotenzial auf Seiten des Providers nicht systematisch bewertet. Doch lassen sich die elementaren Leistungsfaktoren nicht genau ermitteln, ist vor allem bei geschäftskritischen Services von einem Offshoring unbedingt abzuraten, weil ansonsten die möglichen Kostenvorteile mit unkalkulierbaren Risiken bezahlt werden.
3. Unzureichend definierte Schnittstellen zu den Providern
Zu den ermittelten hauptsächlichen Schwächen von Offshoring-Vorhaben gehört auch, dass sich über die vorhandenen Kompetenzen und Ressourcen des betreffenden Unternehmens die Schnittstellen zu den Leistungspartnern in den Zielländern nicht präzise genug managen lassen. Dies ist mit Prozessrisiken verbunden. Gerade bei der Software-Wartung oder Entwicklungsaufgaben entstehen dadurch jedoch schnell sehr kritische Koordinations- und Organisationsbedingungen. Insofern sollte Wert darauf gelegt werden, zwischen beiden Seiten kompatible Bedingungen zu schaffen, die eine anforderungsgerechte Steuerung der Prozesse ermöglichen.
4. Verlust von unternehmensstrategisch wichtigem Know-how
Die Business-Anwendungen gehören heutzutage zweifellos zum elementaren und erfolgskritischen Kern eines Unternehmens, weil sie maßgeblichen Einfluss auf die marktgerechte Qualität der Geschäftsprozesse haben. Entsprechend tiefe Kompetenzen müssen hier bestehen. Eine Auslagerung des Application Managements erzeugt jedoch einen schleichenden Verlust an Know-how, der im Bedarfsfall nur über eine längere Zeitstrecke wieder kompensiert werden kann. Dies beinhaltet auch, dass der Option einer Rückführung dieser ausgelagerten Funktionen weitgehend die Türen verschlossen werden beziehungsweise zunächst wieder eigenes Know-how aufgebaut werden müsste.
5. Interne Optimierungspotenziale bleiben unausgeschöpft
Zweifellos ist das Application Management von dem Problem geprägt, dass die meist vielzähligen Anwendungen in gegenseitigen Abhängigkeiten stehen und ihre Vernetzung nicht transparent genug ist. Diese Mischung aus Komplexität, Intransparenz und Geschäftsdynamik wirkt der Agilität entgegen, die Unternehmen heute benötigen. Doch es stellt sich die Frage, ob Dienstleister zwangsläufig einen wirkungsvolleren Ansatz zur Problemlösung bieten können, denn intern liegen oft erhebliche Potenziale zur Effizienzverbesserung brach. Deren systematische Aktivierung mit positiven Qualitäts- und Kosteneffekten macht ein Outsourcing überflüssig.
Quelle: Ardour Consulting Group