PRDer richtige Umgang mit Presse und Medien

Wie meistern Führungskräfte kritische Pressefragen? Worauf kommt es bei der Vorbereitung auf ein Presse-Interview an und wodurch vermitteln sie Kompetenz im Pressegespräch?

Ob die Bilanzpressekonferenz oder die Verkündung unangenehmer Maßnahmen wie die Entlassung Hunderter Mitarbeiter vor laufender Kamera: Wer als Führungskraft Entscheidungen des Unternehmens öffentlich verkünden oder zu kritischen Fragen Stellung beziehen muss, sollte den Umgang mit Pressevertretern beherrschen.

Wie bereiten sich Führungskräfte auf ein Presse-Interview vor?

Überlegen Sie sich: Was sind meine Argumente? Was wären Einwände? Wichtig ist, auf eine Zahlen- und Faktenschlacht zu verzichten, denn diese bleibt im Kopf der Pressevertreter oder der Zuschauer nicht hängen. Nur wer wirkt, wird gehört. Wer gut wirkt, wird verstanden. Und das vermittelt echte Kompetenz.

Menschen überzeugen Sie durch Bilder, Beispiele, Expertenmeinungen, einfache Statistiken und persönliche Erfahrungen. All das erfordert Vorbereitung. Sprechen Sie frei und führen Sie keine monotone Leseübung durch, außer Sie haben gelernt, einen geschriebenen Text zum Leben zu erwecken. Empfehlenswert ist eine Generalprobe mittels Videokamera. Nehmen Sie sich selbst auf und sehen Sie sich eine Passage ohne Ton an: Wirken Sie im Film unsicher, langweilig, interessant oder sogar einprägsam? Fragen Sie zudem Beteiligte nach ihrem ehrlichen Feedback.

Pressevertreter sehen und beurteilen Sie zunächst nur nach Ihrer Wirkung. Nehmen sie unbewusst negative Indizien wahr, suchen sie nach weiteren negativen Indizien, die ihre Erwartungshaltung bestätigen. Dasselbe gilt natürlich auch für positive Indizien. Nun sehen Sie sich das Video mit Ton an:

  • Vermittelt Ihre Körpersprache das Gleiche wie Ihre Worte?
  • Klingen die Argumente überzeugend?
  • Ist Ihre Sprache klar und einfach?
  • Zeigen Sie Emotionen?

Wie begegnen Führungskräfte unangenehmen Pressefragen?

Als erstes tief durchatmen. Viele Entscheider machen in solchen Situationen den Fehler, die Luft anzuhalten. Dadurch steigt aber die Nervosität, was sich schnell auch in sogenannten adaptiven Reaktionen wie kleine reibende oder wischende Bewegungen, ein erhöhter Lidschlag oder in stärkeren Schluckbewegungen bemerkbar macht. Nehmen Sie sich Zeit, bevor Sie antworten. Trinken Sie ruhig auch ein Schluck Wasser, das hilft Zeit zu gewinnen und beugt einem trockenen Hals vor.

Beginnen Sie Ihre Antwort mit ruhiger, tiefer Stimme. Das Mittel der Wahl ist hier der Bogensatz: Während des Satzes heben Sie Ihre Stimme und am Ende senken Sie sie. Dadurch wirkt Ihr Satz lebendig und wird gleichzeitig durch die Senkung abgeschlossen. Zudem wirken Sie sicher. Vermeiden Sie hektische Bewegungen und klammern Sie sich nicht an einen Stift oder das Mikrofon. Wichtig ist zudem die innere Haltung bei kritischen Fragen.

Stellen Sie sich vor, Sie müssten eine Entlassung Hunderter Mitarbeiter verkünden: Nehmen Sie die Einwände auf, zeigen Sie Empathie und gestehen Sie vergangene Fehler ein. Das macht Sie nicht nur glaubhaft, sondern auch sympathisch. Geben Sie gleichzeitig einen Lösungsvorschlag und erklären die Vorteile der Umstrukturierung. Seien Sie in so einem Fall aber vorsichtig mit Humor. Eine richtige Prise hier und da verhilft Ihnen zur selbstsicheren Ausstrahlung, kann aber an der falschen Stelle auch nach hinten losgehen.

Welche Gesten sollten Manager bei TV-Auftritten vermeiden?

Bei TV-Auftritten fängt die Kamera gerne unsichere, nervöse, sarkastische oder aggressive Bilder ein („Sensation Seeking“). Hier gilt: Machen Sie sich mit den Räumlichkeiten vertraut und besonders mit dem Stuhl oder dem Tisch, auf dem beziehungsweise an dem Sie sitzen. Nehmen Sie eine Position ein, in der Sie sich wohlfühlen und offen wirken. Auch wenn ein Verschränken der Arme häufig bequem ist, interpretiert der Zuschauer dies schnell als Ablehnung.

Klassische No-Gos, die negativ wirken, sind:

  • Hand-Gesicht-Berührungen: zum Beispiel im eigenen Gesicht kratzen
  • „Spitze“ Gesten: zum Beispiel mit dem Zeigefinder auf eine andere Person deuten
  • Verkeilte Finger, die sich aufstellen
  • Zu lange aufgesetzter aggressiver Gesichtsausdruck
  • Sarkastische Gesichtsausdrücke
  • Paraverbale Äußerungen: zum Beispiel „Mmh“ oder „äh“

Wodurch wirken Manager beim Pressekontakt kompetent?

Wenn sie kurze und verständliche Antworten auf die Fragen geben. Bei unangenehmen Fragen sollten Sie den Einwand aufnehmen und verbal die Brücke schlagen zu Argumenten, die eine Ihrer Botschaften herausstellen. Um sich Zeit zum Denken zu verschaffen, bietet es sich an, die Frage zu wiederholen oder mit „Was meinen Sie damit?“ zu kontern. Denken Sie hier an Politiker: Bei törichten, emotionalen Angriffen, lassen sie den „Unrat“ vorbei schwimmen.

Es geht also darum, zunächst einen entspannten und lockeren Ausdruck zu vermitteln. Arbeiten Sie auch mit – im positiven Sinn – machtvollen Signalen:

  • Direkter, langer Blickkontakt vermittelt Selbstsicherheit
  • Aufrechte Sitzhaltung und beide Beine auf dem Boden vermittelt Standfestigkeit
  • Beim Gestikulieren immer mit festen Handgelenken arbeiten
  • Beim Geben von Erklärungen häufiger beide Handinnenflächen zeigen
  • Bei Aufzählungen oder mehreren Argumenten den „Handkantenschlag“ einsetzen
  • Bei wichtigen Aussagen den Zeigefinger nach oben heben und halten

Wie vermitteln Manager ein glaubwürdiges Bild ihrer Firma?

Die Selbstinszenierung muss stimmig sein. Nun gibt es kritische Stimmen, die sagen: „Wir sollten doch authentisch bleiben.“ Das ist eine Illusion. Wir präsentieren uns nicht authentisch, sondern eher „künstlich“, und nehmen in unseren sozialen Funktionen unterschiedliche Rollen ein. Auch ein Manager spielt in seinem beruflichen Umfeld verschiedene Rollen, in diesem Fall den Botschafter des Unternehmens. Ein schmaler Grat, doch ohne Rollen geht es nicht.

Kompetent wirken Sie über einen freundlichen Gesichtsausdruck. Klingt banal, ist aber tatsächlich so. Die Zuschauer müssen fühlen, was Sie sagen. Zeigen Sie Emotionen, dann wirken Sie menschlich und glaubwürdig. Nichts ist langweiliger als ein Pokerface. Unterstreichen Sie das Gesagte mit Ihren Gesten. Wichtig dabei ist, dass Sie die Gesten einen Moment lang stehen lassen und mit festen Handgelenken arbeiten. Die Krönung: Zuerst „spricht“ Ihr Körper, dann folgt das Wort (Gestik vor Wort). Das wiederum ist nur möglich, wenn Sie Ihre Inhalte visualisieren und mit Beispielen, Analogien oder Geschichten arbeiten. Reine Zahlen, Daten und Fakten hingegen merkt sich niemand.

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