PräsentierenLampenfieber souverän meistern
Feuchte Hände, hochroter Kopf oder Frosch im Hals – mit Lampenfieber haben viele zu kämpfen, die eine Präsentation oder eine Rede halten müssen. Doch es gibt gar keinen Grund, nervös zu werden, denn: Das Redeproblem lässt sich in den Griff bekommen.
Nervosität willkommen heißen
Lampenfieber entsteht immer dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann. Vor allem bei wichtigen Anlässen kommt einem die eigene Redeangst gern in die Quere. Der Grund: Umso wichtiger die Rede für einen selbst erscheint, desto höher werden die Ansprüche des Publikums eingeschätzt. Entsprechend wächst die Angst, den Erwartungen nicht entsprechen zu können, sich hoffnungslos zu verzetteln oder vor versammeltem Vorstand und Kollegen einen Blackout zu haben – der Super-Gau für jeden Redner.
Prompt übernimmt unser biologischer Schutzmechanismus das Ruder. Mit dem Ziel, den Körper vor Überlastung und Gefahr zu bewahren, setzt er zahlreiche vegetative, psychische und körperliche Reaktionen frei. Das Ausmaß ist dabei von Redner zu Redner unterschiedlich: Manch einer zittert am ganzen Körper oder hat das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Einige schwitzen stark und kämpfen gegen einen rebellischen Magen. Alles in allem ein Zustand, den jeder fürchtet, anstatt diese Aufregung als Chance zu begreifen.
Umdenken lautet das Motto! Statt Angst vor Lampenfieber zu haben, sollten wir vor diesem Gefühl den Hut ziehen und lernen, besser mit ihm umzugehen. Redeangst lässt sich nämlich nicht nur leicht eindämmen, sondern vielmehr nutzen – in ihr steckt eine geballte Ladung Energie. Immerhin sorgt sie dafür, dass Hormone ausgeschüttet werden, die unsere Aufmerksamkeit schärfen und unser Denken beschleunigen – eine Kombination, die äußerst positiv auf die eigene Rede wirken kann, wenn man die Nervosität erst einmal unter Kontrolle gebracht hat.
Unbekanntes bekannt machen
Nervös macht, was unbekannt ist. Deswegen bietet sich auch der Umkehrschluss als Patentlösung an. Was sich kalkulieren und einschätzen lässt, wirkt nämlich weniger beunruhigend und verursacht kein flaues Gefühl im Magen. Steht zum Beispiel die nächste Projektpräsentation an, sollte der Referent vorab alles klären, worüber er sich theoretisch den Kopf zerbrechen könnte:
- Wie sieht der Vortragsraum aus?
- Wie funktioniert der Beamer?
- Wo gibt es einen Parkplatz?
- Wie viele Menschen werden zuhören?
- Welche Kleidung bietet sich am Tag der Rede an?
Die Kontrolle über die Situation und das eigene Äußere geben das notwendige Selbstvertrauen und beugen Nervosität vor. Den gleichen Effekt haben auch Stichwortzettel. Die praktischen Helfer sollten so übersichtlich gestaltet sein, dass man sich schnell und zuverlässig in den Notizen zurechtfindet – selbst bei kleinen Aussetzern oder unvorbereiteten Zwischenfragen. Auf keinen Fall sollte dabei das Durchnummerieren der Karten vergessen werden. Grund: Geraten die Unterlagen in Panik oder durch Übereifer einmal durcheinander, lassen sie sich rasch und unauffällig wieder ordnen.
Solche „Man-weiß-ja-nie-Maßnahmen“ entlasten den Redner, weil er sich für jedes Ereignis gewappnet fühlt. Empfehlenswert ist außerdem, eine gute halbe Stunde zu früh am Veranstaltungsort zu erscheinen. So kann man sich auch mit unvorhergesehenen Problemen noch in Ruhe vertraut machen und hat einige Gründe weniger, auf dem Podium nervös zu sein.
Der Gefahr ins Gesicht blicken
Alle Vorbereitungen vor dem großen Auftritt helfen nichts, wenn Ruhe und Gelassenheit auf der Bühne wie weggeblasen sind. Für den direkten Umgang mit Nervosität und Lampenfieber können folgende Tipps helfen, einen Redner weiterhin souverän und sicher erscheinen zu lassen:
Setzt die Zitterpartie zum Beispiel schon zu Beginn des Vortrags ein, startet man am besten erst am Podium mit dem Sprechen, anstatt schon auf dem Weg dorthin. Besonders sicher wirkt außerdem ein fester Blick ins Publikum. Auch wenn dies zunächst schwerfallen mag, der Blickkontakt schafft Atmosphäre und stärkt das eigene Selbstvertrauen. Gleichzeitig nimmt man automatisch eine bessere Körperhaltung ein als wenn der Redner betreten auf den Boden schaut.
Eine kräftige, lebendige Stimme und wenige, aber eindrucksvolle Gesten runden das Redner-Paket ab. Die Erklärung dafür: Leise Stimmen werden als genauso unsicher wahrgenommen wie fahrige Bewegungen. Und wenn das alles trotz größter Anstrengung nicht gelingen sollte und die Nervosität mit Stimmverlust und weichen Knien die Oberhand behält, ist das nicht so tragisch. Redner sollten sich vor Augen führen, dass von dem, was sie fühlen, bei den Zuschauern höchstens zu einem Achtel ankommt. Selbst wenn die Nerven blank liegen und der Puls bis zum Hals schlägt, nimmt das Publikum nur leichte Zeichen der Aufregung oder einen angespannten Gesichtsausdruck wahr.
Dem Totalausfall ein Schnippchen schlagen
Den viel zitierten Blackout fürchtet jeder Redner. Trotz gründlicher Vorbereitungen, hilfreicher Tipps und einer perfekt ausgearbeiteten Rede lauert die Angst, den roten Faden komplett zu verlieren, immer irgendwo im Hinterhalt. Das Worst-Case-Szenario: stumm oder stotternd vor dem erwartungsvoll blickenden Publikum zu stehen und nicht mehr weiter zu wissen. In diesem Fall gilt es, erst einmal Ruhe zu bewahren, um den Moment des Steckenbleibens zu überwinden. Eine Pause von bis zu vier Sekunden nehmen Zuhörer noch als Denkpause wahr. Das verschafft ausreichend Zeit, sich neu zu orientieren.
Die mutigere Alternative dazu: Statt die Panne zu vertuschen, die Katze aus dem Sack lassen und zugeben, dass man gerade auf dem Schlauch steht. Für einige Redner ist Angriff die bessere Verteidigung und ein humorvolles Eingeständnis wirkt dazu noch sympathisch. Wer hingegen eine elegantere Methode bevorzugt, überbrückt Hänger, indem er den letzten Teil seines Vortrags noch einmal zusammenfasst. So können nicht nur der Referent, sondern auch das Publikum das Gesagte noch einmal rekapitulieren.
Setzt das Gedächtnis allerdings völlig aus, tritt Plan B in Kraft: Das Thema wird gewechselt oder eine Fragerunde eingeläutet. Bei fortgeschrittener Zeit ist auch eine unerwartete Pause denkbar. In jedem Fall hilft es nichts, sich verrückt zu machen. Fehler und Aussetzer sind menschlich und wirken dadurch meist sogar liebenswert.
Fazit
Wer präsentiert beziehungsweise eine Rede hält, sollte sich von dem Vorurteil verabschieden, Lampenfieber sei etwas Schlimmes. Redeangst ist vielmehr ein Garant dafür, dass ein Redner während seines Vortrags körperlich und geistig 100 Prozent bei der Sache ist. Ein Einsatz, den ihm das Publikum mit Aufmerksamkeit und Applaus danken wird.