ProduktentwicklungNeues System ermöglicht Früherkennung von Trends
Das Technology Bulletin verwertet nicht öffentlich zugängliche Primärdaten aus Forschungs- und Expertenkreisen und kann Unternehmen helfen, Produktentwicklungen anzustoßen, lange bevor diese zum Mainstream werden. Die Fraunhofer-Ingenieure sind von der Wirksamkeit des neuen Instruments überzeugt und bieten deshalb eine Relevanz basierte Vergütung an: Der Kunde entscheidet selbst, was ihm die Informationen wert sind.
Viele Unternehmen setzen heutzutage zur Einführung neuer Produkte auf den überwiegend kundenorientierten Ansatz, betreiben oftmals Marktforschung und Analysen mit schon weit entwickelten Werkzeugen oder lassen Prototypen von Probanden testen, die künftige Zielgruppen in möglichen Märkten abbilden sollen. Diese Vorgehensweise
- erfordert einen hohen Zeitaufwand,
- ist kostenintensiv und
- mit Unwägbarkeiten behaftet.
Oft genug entstehen damit me-too-Produkte, da die Untersuchungen auf gelernten Markterfahrungen und Verbrauchergewohnheiten beruhen. Diese modernen Marktforschungsmethoden haben ihre Berechtigung und sind ein gängiges Mittel betriebswirtschaftlicher Risikominimierung. Die Stuttgarter gehen mit dem Technology Bulletin von einem ganz anderen, von einem frühen, technologiegetriebenen Ansatz aus. So erklärt der Leiter der TEG, Dr. Günter Hörcher:
"Vor allem in technologieintensiven Branchen verbessert Fachwissen aus erster Hand die Handlungssicherheit von Unternehmensentscheidern. Wenn das eigene Geschäftsmodell von verschiedenen Technologiefeldern abhängig ist, ist die ständige Information über aktuelle Entwicklungen in allen diesen Feldern unumgänglich."
Diese Entwicklungen können Chancen bedeuten, wenn die technologische Entwicklung beispielsweise zur Effizienzsteigerung in der Produktion eingesetzt werden kann. Allerdings können sie auch Risiken mit sich bringen, wenn durch die technologische Entwicklung beispielsweise eine Substitution des eigenen Produktes möglich wird. In jedem Fall ist es vorteilhaft, frühzeitig, also vor den Wettbewerbern, über die technologische Entwicklung informiert zu sein.
Nach Ansicht der Fraunhofer-Entwickler stützt sich ein leistungsfähiges Technologie-Früherkennungssystem auf drei Säulen. Zum einen gibt es da die "Branchenspezifischen Allgemeininformationen" wie Messen, Kongresse, Symposien, Fachzeitschriften oder Verbandsinformationen. Diese Informationen sind noch relativ leicht zugänglich – im Gegensatz zu den "Branchenspezifischen Insiderinformationen" über Kunden, Lieferanten oder gar Wettbewerber. Das dritte Standbein sind "Unternehmensspezifische Technologie-Informationen", welche auch für hochinnovative Firmen nur sehr schwer oder gar nicht zugänglich sind. Und hier setzt die Fraunhofer-Technologie-Entwicklungsgruppe mit ihrem Technology-Bulletin an. TEG-Chef Dr. Hörcher:
"Die Fraunhofer-Technologie-Entwicklungsgruppe ist der ausgewiesene transdisziplinäre Entwicklungsspezialist innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft. Diese Fokussierung macht bei der TEG schon immer eine permanente Auseinandersetzung mit den Anforderungen der Märkte der Zukunft erforderlich. Eine konsequente Einbindung der wissenschaftlichen Erkenntnisse aller relevanten Schwesterinstitute in die eigene Entwicklungskompetenz wird seitens der Fraunhofer TEG forciert. Und die Einbindung in internationale Forschungsnetzwerke ermöglicht den Zugang zu ausländischen Märkten und Experten."
Deshalb können die Ingenieure für das Technology Bulletin allein auf einen internen Expertenpool von über 13.000 Wissenschaftlern zurückgreifen. Darüber hinaus stehen deutsche, europäische und weltweite Forschungsgemeinschaften zur Verfügung. Dipl.-Wi.-Ing. Florian Rothfuss, Leiter der Gruppe Technologie- und Innovationsmanagement, zählt so renommierte Forschungseinrichtungen wie die Steinbeis-, Max-Planck- und Helmholtz-Institute auf, aber auch namhafte Universitäten. Rothfuss:
"Außerdem haben wir Zugriff auf vielerlei Technologie-Datenbanken und Patentinformationen."
Doch von wem werden die vielen hochwertigen Quellen an Technologie-Daten recherchiert, wie werden sie exakt für ein bestimmtes Unternehmen ausgewertet und in ein kompaktes Bulletin gegossen, das maximal zwei DIN-A4-Seiten umfassen soll?
"Am Anfang steht die Erstellung eines Informationsbedarfsprofils des Unternehmens",
erklärt Dipl.-Wi.-Ing. Rothfuss.
"Wir definieren gemeinsam mit den Kunden die für das Unternehmen relevanten Technologiefelder."
Dafür werden die Wirkungspotenziale auf das Geschäftsmodell abgeleitet sowie bereits bestehende Kontakte in die "Forschungslandschaft" aufgenommen. Darauf aufbauend können in einem zweiten Schritt die relevanten Forschungseinrichtungen im jeweiligen Technologiefeld identifiziert und geeignete Fachexperten als Rechercheure akquiriert werden. Der dritte Schritt erfolgt nach der Übermittlung der Informationen durch die Rechercheure in der Erstellung und Übersendung des Technology-Bulletins. Dazu werden alle wichtigen Entwicklungen in Kurzform zusammengefasst.
Dem Grundsatz des "Keep it short and simple" des TEGnoloy-Bulletins wird ein selbstlernendes Bewertungssystem zur Seite gestellt, das die Fraunhofer TEG in Zusammenarbeit mit dem Institut für Formale Methoden der Informatik der Uni Stuttgart (FMI) entwickelt hat. Dirk Nowotka, PhD, vom FMI, erklärt:
"Dabei wird mit zunehmender Anzahl der Bewertungen der Bulletins durch das betreffende Unternehmen die Gegenläufigkeit von Vollständigkeit und Präzision immer weiter minimiert. Ein detailliertes Score-System hilft uns, relevante Informationen immer feiner zu prognostizieren und herauszufiltern."
TEG-Mitarbeiter Rothfuss ergänzt:
"Dabei erlaubt ein Informationsbedarfsprofil die grundlegende Selektion der Informationen. Denn die Güte einer Information wird ja zu einem großen Teil auch durch übereinstimmende Merkmale hinsichtlich des ermittelten Informationsbedarfs bestimmt."
Letztendlich jedoch kann und soll die Güte, also die Relevanz der Technology Bulletins nur von einer Instanz geprüft werden. Denn nur der Kunde weiß, wie wichtig dieses möglichst exakt auf sein Unternehmen zugeschnittene Stück Wissensvorsprung wirklich ist. Deshalb bietet die TEG mit dem Relevanz basierten Vergütungskonzept den Beziehern des Bulletins auch ein faires Angebot:
"Unsere Kunden bezahlen nur so viel, wie ihnen die Information wert ist",
erklärt TEG-Mitarbeiter Florian Rothfuss. Die Bewertung gestaltet sich dabei von
- "sehr relevant" (1000 Euro) über
- "relevant" (750 Euro) bis
- "interessant" (350 Euro).
Wer die Informationen seines persönlichen Technology Bulletins "nicht relevant" findet, muss auch nichts bezahlen. Doch das macht den Wissens-Netzwerkern der Fraunhofer TEG kein Kopfzerbrechen, sind sie doch davon überzeugt, für innovationsgetriebene Unternehmen sehr wertvolle Informationen beschaffen zu können.
[po; Quelle und Grafiken: Fraunhofer TEG; Bild: Fotolia.com]