Produktionsverlagerungen„Made in Germany“ wieder attraktiver
Die Zahl der Produktionsverlagerungen ist in den letzten drei Jahren um 40 Prozent zurückgegangen. Das zeigen aktuelle Ergebnisse einer Studie des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) im Auftrag des VDI, die erstmals fundierte Einblicke in das Verlagerungsverhalten deutscher Betriebe in Zeiten der Wirtschaftskrise erlauben.
"Der Produktionsstandort Deutschland ist derzeit höchst attraktiv",
kommentiert VDI-Direktor Dr. Willi Fuchs die Zahlen. Die Quote der Produktionsverlagerungen im Verarbeitenden Gewerbe beträgt aktuell nur noch neun Prozent - der tiefste Stand seit fünfzehn Jahren.
"Wir erleben eine Renaissance des Produktionsstandortes Deutschland. Statt auf günstiges Personal in Niedriglohnländern zu setzen, entdecken Unternehmen in der Wirtschaftskrise stärker die Vorteile, die der Standort Deutschland bietet",
ergänzt Fuchs. Mittlerweile kommt sogar auf jeden dritten Verlagerer ein Unternehmen, das Produktionskapazitäten aus dem Ausland zurückzieht. Das Hauptmotiv sind Qualitätsprobleme am ausländischen Standort.
Die Ergebnisse seien laut Dr. Steffen Kinkel, Projektleiter der Studie am Fraunhofer ISI, insofern überraschend, als dass bei früheren Wirtschaftskrisen, die Unternehmen verstärkt Produktionsverlagerungen zur Kosteneinsparung genutzt hätten. In der aktuellen Absatzkrise scheine es für die Unternehmen dagegen wichtiger zu sein, ihre Kapazitäten an ihren inländischen Produktionsstandorten bestmöglich auszulasten. Dazu würden teilweise auch Produktionsumfänge von ausländischen Zulieferern wieder ingesourct.
Dennoch gehen immer noch dreimal mehr Unternehmen ins Ausland als zurückkommen. Gegen eine kostengetriebene Verlagerung spricht vor allem, dass sie häufig nicht den gewünschten Erfolg bringt. Fuchs kritisiert:
"Unternehmen agieren hier teilweise sehr kurzsichtig und unkritisch, da sie schlicht und einfach viele Kosten nicht berücksichtigen."
Das Hauptmotiv der Verlagerung, die hohen Personalkosten in Deutschland, erweist sich mittlerweile nicht selten als Bumerang. Für jeden dritten Betrieb sind sie ein Grund nach Deutschland zurückzukehren.
"Unternehmen haben die Lohndynamik mancher Länder nicht ausreichend berücksichtigt",
ergänzt Kinkel. Das erklärt auch, dass die Verlagerungen in die neuen EU-Mitgliedsstaaten in Osteuropa seit 2006 um 16 Prozent zurückgegangen sind. Mittlerweile kommt sogar jede zweite Rückverlagerung aus Osteuropa. Des Weiteren wuchs der Anteil der Unternehmen, die aus China zurückkamen. Auch hier seien Qualitätsprobleme, mangelnde Flexibilität von Produktion und Zulieferernetzwerk sowie steigende Lohnkosten die Hauptmotive der Unternehmen, weiß Kinkel.
Zur Studie
Befragt wurden in der Studie knapp 1.500 Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes. Hier können Sie die kompletten Studienergebnisse kostenlos herunterladen:
Produktionsverlagerungen in Zeiten der Krise: Zusammenhalt von Kapazitäten statt Kostenflucht
[po; Quelle und Grafik: Verein Deutscher Ingenieure e.V.; Bild: Deminos - Fotolia.com]